Das Elend hat ja bald ein Ende

Schon seit einiger Zeit schwanken viele Fans des SV Wehen Wiesbaden zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Wut und Erleichterung. Verwünschungen gegen die eigene Mannschaft und belustigtes Zur-Kenntnis-Nehmen der Resultate der anderen Stolpervögel wechseln sich munter ab. Das letzte Wochenende trieb das ganze einmal mehr auf die Spitze.

Nach einem grottigen Spiel des SVWW gegen munter aufspielende Rostocker, die nach feststehendem Aufstieg ihren Fans was bieten wollten (und auch taten), müsste das Thema „Relegationsplatz“ für uns eigentlich schon längst passé sein. Aber das Lustige (oder Traurige? Merkwürdige? Alberne?) ist ja, dass die Konkurrenten anscheinend genauso dämlich sind. Man könnte den Eindruck bekommen, dass eigentlich keiner wirklich diesen dritten Platz haben will. Wäre wahrscheinlich auch besser so, denn egal, welcher der vier Kandidaten am Ende in die Relegation gegen den Drittletzten aus der zweiten Liga spielen darf (bzw. muss), hat beste Chancen sich dort tüchtig zu blamieren.

Werfen wir nochmal einen kurzen Blick auf die Spiele. Der SVWW geriet gegen Hansa Rostock schon wieder in der Anfangsphase in Rückstand (Ziegenbein. Schon wieder. Freundschaft gekündigt.), handelte sich per Freistoß (bei dem Gurski nicht gut aussah) das 0:2 ein und um auf Nummer Sicher zu gehen, holte sich Ioannis Masmanidis noch einen Platzverweis nach Ellbogenschlag ab. Der glückliche 1:2-Anschlusstreffer durch Martin Abraham kurz vor der Pause taugte auch nur dazu, den Fans daheim am Live-Ticker unberechtigte Hoffnung auf einen glücklichen Ausgleich zu machen. Dieser fiel natürlich nicht mehr und als Schlusspunkt gab’s noch das 1:3, wonach gar nicht mehr angepfiffen wurde. Vor weniger als zwei Wochen freuten wir uns noch über das Erreichen des dritten Platzes, aber zwei Niederlagen später müsste man eigentlich schon einen Haken an die Saison machen: lange mitgespielt, aber es hat halt nicht gereicht.

Aber was machen die anderen? Schon am Freitag Abend kam Dynamo Dresden nur zu einem Unentschieden in Babelsberg. Nach dem Führungstreffer eine Viertelstunde vor Abpfiff gab es noch den Ausgleich in der 87. Minute. Kickers Offenbach setzt seine Chaos-Rückrunde fort, verliert zuhause gegen Jena 0:2, wirft daraufhin (erneut) seinen Trainer raus und die halbe Führungsriege gleich noch mit. Hätten sie vielleicht besser den Samstag abgewartet, denn außer dem SVWW gab es auch für Erfurt eine Niederlage, 0:1 in der 88. Minute gegen Regensburg. Alle Vier scheinen sich einen Wettbewerb um den derbesten Nackenschlag zu liefern, es ist schlicht unglaublich. Oder uuuunchlaublich, wie Louis van Gaal gerne sagte.

Und jetzt? Jetzt ist auch vor dem vorletzten Spieltag immer noch alles offen, die vier Teams liegen innerhalb zwei Punkten weiterhin extrem dicht in der Tabelle zusammen. Dresden könnte theoretisch nächste Woche alles klar machen, wenn sie zuhause gegen Burghausen gewinnen, gleichzeit Erfurt (in Ahlen) und Wehen (gegen Koblenz) verlieren und Offenbach (in Heidenheim) höchstens Unentschieden spielt. Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass das nicht passieren kann (wer könnte sowas in dieser Liga schon behaupten?), aber ganz wahrscheinlich scheint diese Konstellation nun doch nicht. Es wird wohl, wie schon lange vermutet, tatsächlich auf einen Showdown am letzten Spieltag hinauszulaufen.

Zum nächsten Heimspiel gegen Koblenz kommt noch was im Laufe der Woche, heute habe ich noch keine Lust darauf. Das würde wahrscheinlich auch nicht ganz so optimistisch ausgehen.

Zum Schluss aber noch die gute Nachricht, dass der SVWW den nächsten Neuzugang für die kommende Saison klargemacht hat: Marco Christ wechselt von Fortuna Düsseldorf nach Wiesbaden. Das dürfte wohl gleichzeitig bedeuten, dass wir Ioannis Masmanidis nicht mehr für Wehen spielen sehen, denn nach seinen bisherigen eher mageren Auftritten (mit dem Tiefpunkt der roten Karte am Samstag) und nun der Verpflichtung eines erfahrenen Spielmachers deutet alles auf Abschied hin.