Heidenheim, Halle und Galatasaray

Heute sollte eigentlich das Heimspiel gegen den Halleschen FC stattfinden, wurde aber aufgrund des erneuten Wintereinbruchs abgesagt. Das gibt mir immerhin die Gelegenheit, ein paar Gedanken zu einigen Themen rund um den SV Wehen Wiesbaden loszuwerden, die hier teilweise schon ein paar Tage auf Halde lagen.

 

Ligaalltag

Fangen wir mit dem letzten Spiel an. Der SVWW trat beim 1. FC Heidenheim an, und da ich es weder selbst live verfolgen konnte noch Sonja vor Ort war, gibt es diesmal keinen Spielbericht im gewohnten Format. In der Mediathek des SWR gab es kürzlich noch den gut zehnminütigen Fernsehbericht, mittlerweile kann man dort jedoch nur noch die Tore im Zusammenschnitt ansehen. Wird wohl eine Rechte-Sache sein. Was ich jedenfalls dem Bericht sowie den Artikeln im WK und kicker entnommen habe, lässt sich ungefähr so zusammenfassen: früh in Führung gegangen (durch, na klar, Janjic), defensiv geschickt agiert, in der zweiten Halbzeit – als Heidenheim mit Ex-SVWWler Sailer gerade einen weiteren Stürmer eingewechselt hatte – per Konter sogar das 2:0 nachgelegt (durch Zieba), dann aber unter zunehmenden Druck das 1:2 und in der Nachspielzeit sogar noch den Ausgleich gefangen. Dieses Muster kennen wir ja mittlerweile zur Genüge und es ist umso ärgerlicher, weil es noch sehr gute Chancen zum 3:0 bzw. ganz zum Schluss zum 3:2 für den SVWW gab. Am Ende bleibt mal wieder ein Unentschieden, was angesichts eines starken Gegners natürlich kein schlechtes Ergebnis ist, aber wie bei mindestens der Hälfte der vorangegangenen 16 Remis war halt mehr drin. Immerhin: es fehlt nur noch eine weitere Punkteteilung zur Einstellung des Rekords.

Abhaken.

Dass die Partie gegen Halle heute nicht stattfinden kann, ist aus personeller Sicht wohl gar nicht so ungünstig, denn bis zum nächsten Spiel sind dann Alf Mintzel und Robert Müller voraussichtlich wieder fit – heute wäre ein Einsatz zumindest im Falle Mintzels unmöglich gewesen. Ein Nachholtermin steht noch nicht fest. Ideal fände ich persönlich ja das nächste Wochenende, da dort wegen Länderspiel ansonsten spielfrei wäre. Allerdings ist die Dritte Liga ja eher weniger von Abstellungen zu Nationalmannschaften betroffen und der 23. März war sowieso im Rahmenterminplan als Nachholspieltag eingeplant (nach aktuellem Stand sollen auch vier andere Begegnungen dann stattfinden). Ansonsten steht erst in der darauffolgenden Woche, am Ostersonntag, die Partie bei der Reserve des VfB Stuttgart auf dem Programm.

 

Die Sache mit Galatasaray

Ein anderes Thema, das seit kurzem durch die Medien geistert und auch überregional für Interesse sorgt, ist die angeblich geplante Kooperation des türkischen Spitzenclubs Galatasary Istanbul mit dem SV Wehen Wiesbaden. Was wohl feststeht, ist, dass Galatasaray in Deutschland eine Nachwuchsakademie aufbauen bzw. im Nachwuchsbereich mit deutschen Vereinen eine Kooperation eingehen möchte – angesichts der Vielzahl türkischstämmiger Fußballer in Deutschland eine durchaus nachvollziehbare Idee. Im Januar war wohl schon mal eine Delegation aus Istanbul in Wiesbaden und am vergangenen Montag gab es ein Gespräch mit Verantwortlichen des SVWW.

Soweit ich das überblicken kann, ist das bisher alles an Fakten, der Rest sind Gerüchte und Spekulationen. Da wird dann schon mal behauptet, Galatasary wolle einen deutschen Drittligisten kaufen und die Vermutung liegt dann nahe, dass es sich dabei um den SV Wehen Wiesbaden handeln soll. Mal ganz abgesehen davon, dass meines Wissens nach ein Verein gar nicht direkt in einen anderen investieren oder diesen komplett übernehmen darf (zumindest innerhalb der UEFA), gibt es in Deutschland bekanntlich die sogenannte 50+1-Regel, d. h. der Stammverein muss mehr als 50% der Anteile an einer ausgegliederten Fußball-Gesellschaft behalten.

Wahrscheinlicher ist irgendeine Form der Kooperation, wie auch immer die aussehen könnte. Ob da nun Jugend- oder auch Profispieler irgendwie ausgetauscht werden, wer da welche Rechte bekommt (z. B. Erstzugriff auf Spieler) und dafür Pflichten eingeht (z. B. finanzieller Art) – alles noch völlig offen. Angeblich soll Galatasaray bereits im letzten Jahr versucht haben, mit dem Hamburger SV zu kooperieren, dort aber einen Korb bekommen haben, nachdem man beim HSV den Verdacht hatte, dass der Nutzen einseitig zugunsten der Istanbuler wäre. Nun ja.

Welchen Vorteil hätte eine Kooperation mit einem deutschen Verein? Das gezielte Sichten von talentierten, in Deutschland ausgebildeten Spielern durch Talentscouts türkischer Clubs ist ja schon lange Usus. Profitiert wurde und wird dabei auch von der guten Nachwuchsarbeit in Deutschland, sowohl auf Vereins- als auch auf Verbandsebene. Ich könnte mir vorstellen, dass man nun noch jüngere Spieler rechtzeitig vor anderen entdecken und diese dann weiterhin in Deutschland ausbilden möchte, bevor sie dann alt und gut genug sind, um den Sprung zu Galatasaray zu schaffen. Der Kooperationspartner wäre dann also ein Farmteam, auch wenn der größere Partner (zumindest offiziell) nicht beim kleineren mitbestimmen dürfte.

Aber was könnte man sich als deutscher Partner von dieser Konstellation versprechen? Wozu sollte man für einen anderen Verein die Ausbildungsarbeit übernehmen? Für Geld, sei es als Fixbetrag oder irgendwie erfolgsabhängig? Der SVWW muss sicherlich sorgfältig mit seinen Mitteln haushalten, aber andererseits wird immer wieder behauptet (nicht nur von Gegnern, sondern auch aus den eigenen Reihen), dass man eher zu den gutsituierten Drittligisten gehört. Eine rein finanzielle Motivation scheint also eher unwahrscheinlich. Also irgendein sportlicher Vorteil, indem man Spieler bekommt, auf die man sonst keine Chance hätte? Beispielsweise Leihspieler, die es noch nicht in Galatasarays erste oder zweite Mannschaft geschafft haben und Spielpraxis bekommen sollen? Klingt spontan auch nicht so richtig attraktiv. Beim SVWW wird zwar auch so jede Saison ein Großteil des Kaders ausgetauscht, aber ob drittklassige türkische Leihspieler wirklich weiterhelfen würden?

Kurz gesagt, mir fällt gerade nicht wirklich ein, was der SVWW davon haben könnte. Eventuell gibt es Erhellendes bei einem Treffen zwischen Verein und Fans am nächsten Freitag, aber auch daran habe ich Zweifel.

Man darf jedenfalls gespannt sein.

 

Apropos Scouting

Seit zwei Wochen beschäftigt der SVWW einen hauptamtlichen Chefscout. Gerhard Noll, offensichtlich ein alter Bekannter von Sportdirektor Feichtenbeiner, soll Spieler beobachten und idealerweise neue Talente für den Verein entdecken. Ob und wie gut er dieses Metier beherrscht, weiß ich natürlich nicht, aber ich fand es dann doch interessant, dass in der Ankündigung extra darauf hingewiesen wurde, Noll sei in gleicher Position bisher beim 1. FC Saarbrücken tätig gewesen. Dort scheint man aber gar nichts davon zu wissen. Möglicherweise war er dort auf Honorarbasis tätig, aber bedeutende Spielerentdeckungen sind nicht überliefert.

 

Hessenpokal

Auf der Vereinshomepage findet sich noch nichts, aber sofern die Daten auf fussball.de stimmen, stehen die Termine im Hessenpokal fest. Demnach findet das Viertelfinale beim Sieger aus der Qualifikationspartie Langenaubach gegen Alzenau am 9. April statt. Das Halbfinale wäre am 30. April und das Finale am 9. Mai (Himmelfahrtstag). Zur Erinnerung, der SVWW könnte frühestens im Finale auf Offenbach oder Darmstadt treffen, den vermutlich größten Konkurrenten um den Titel und die damit verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal.