Neues Personal

Wenn die Geschwindigkeit, in der der Kader der nächsten Saison zusammengestellt wurde, auf die Qualität schließen ließe, wäre der SV Wehen Wiesbaden ein ganz heißer Aufstiegskandidat im nächsten Jahr. Bereits zwei Spieltage vor Saisonende konnten die Personalplanungen abgeschlossen werden – ganz offensichtlich wurde die relativ früh feststehende Ligenzugehörigkeit gut ausgenutzt.

Schauen wir uns zunächst mal an, wer den SVWW verlassen wird:

  • Pascal Bieler: Der Linksverteidiger kam vor zwei Jahren aus Nürnberg mit der Empfehlung einiger Einsätze in der ersten Bundesliga. Letztes Jahr war er noch erste Wahl, verlor aber in dieser Saison seinen Stammplatz. Dass Peter Vollmann statt Bieler mit Daniel Döringer sogar lieber einen gelernten Innenverteidiger auf diese Position stellte, zeigt deutlich, dass man nicht mehr auf Bieler setzt. Der auslaufende Vertrag wird nicht verlängert.
  • Nicolas Görtler: Kam im letzten Sommer, ebenfalls von der Reserve des 1. FC Nürnberg. Der Stürmer kam nur auf fünf Einsätze, davon keiner über die gesamten 90 Minuten. Angesichts der ebenfalls nicht überragenden Konkurrenz mit Steffen Wohlfahrt und Dominik Stroh-Engel eine recht magere Ausbeute. Auch Görtlers Vertrag wird nicht verlängert.
  • Thorsten Barg: Der Innenverteidiger ist seit 2008 im Verein, war aber in dieser Zeit länger verletzt, als dass er spielen konnte. Nach langer Reha und mehreren Comeback-Versuchen muss er nun leider die Karriere beenden, bleibt aber dem SVWW erhalten. Parallel zu seinem Studium wird er zusammen mit Christian Hock als Trainer die U19 betreuen, die künftig das Sprungbrett in den Profibereich und somit wichtigste Nachwuchsmannschaft sein soll.
  • Sven Schimmel: Ziemlich außergewöhnlich ist der Grund, warum der Rechtsverteidiger nicht nur den SVWW verlässt, sondern sogar seine Profikarriere an den Nagel hängt. Schimmel hatte sich wohl zum Ziel gesetzt, es bis Mitte Zwanzig nach „oben“ (im Sinne von erster oder zweiter Bundesliga) zu schaffen. Nun ist er zwar noch nicht ganz 24 Jahre alt, möchte sich aber voll und ganz auf ein Studium konzentrieren und nur noch im Amateurbereich Fußball spielen und sich nebenbei seiner zweiten Leidenschaft, der Musik, widmen.
    Finde ich persönlich sehr schade, denn Schimmel hat eine ziemlich ordentliche Saison gespielt und der Verein hätte auch den Vertrag mit ihm gerne verlängert. Wer weiß, vielleicht hätte er in einem Jahr sogar die Chance auf Zweitligafußball gehabt.
  • Dominik Stroh-Engel: Noch steht der Abgang des Stürmers nicht fest, aber seitens des Vereins wurde ziemlich klar geäußert, dass man ihm keine Steine in den Weg legt, wenn er einen neuen Verein findet.
  • Milan Ivana: Der Vertrag des Slowaken läuft aus und zwischen den Zeilen kann man herauslesen, dass es eine Verlängerung wohl nur zu geringeren Bezügen bzw. einer stärker leistungsabhängigen Bezahlung geben wird. Ich fände es gut, wenn sich Spieler und Verein einigen könnten, bin aber noch skeptisch.

Und das sind die Neuzugänge:

  • Sascha Wolfert, 23 Jahre alt, kommt vom 1. FC Kaiserslautern II aus der Regionalliga, kann sowohl Außen- (links und rechts) als auch Mittelstürmer spielen.
  • Marco Königs, 23 Jahre alt, kommt vom Ligakonkurrenten (und möglichen Aufsteiger) Preußen Münster, Mittelstürmer.
  • Julian Grupp, demnächst 22 Jahre alt, kommt von der SG Sonnenhof Großaspach aus der Regionalliga, sowohl im defensiven Mittelfeld als auch als rechter Verteidiger einsetzbar.
  • Alexander Nandzik, 20 Jahre alt, kommt vom Regionalligisten Fortuna Düsseldorf II, Linksverteidiger.
  • Stephan Gusche, 23 Jahre alt, kommt vom Drittligisten Hansa Rostock, Innenverteidiger. Hat die aktuelle Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses größtenteils verpasst, aber Trainer Peter Vollmann kennt ihn noch aus seiner Zeit in Rostock.
  • Maximilian Ahlschwede, 23 Jahre alt, kommt von Kickers Offenbach und ist somit ebenfalls drittligaerfahren. War als Rechtsverteidiger Stammspieler beim OFC.
  • Maik Vetter, 21 Jahre alt, kommt vom Regionalligisten Eintracht Frankfurt II, gilt im Mittelfeld als vielseitig einsetzbar.
  • Luca Schnellbacher, gerade 19 Jahre alt geworden, kommt aus der U19 von Eintracht Frankfurt (A-Junioren-Bundesliga), Sturmtalent.

Gusche hat einen Einjahresvertrag, Schnellbacher einen Dreijahresvertrag, alle anderen Zweijahresverträge bekommen.

Laut Sportdirektor Michael Feichtenbeiner ist damit der Kader komplett, wobei man nochmal zuschlagen wolle, falls noch ein Spieler den Verein verlässt. Ich glaube nicht, dass damit Stroh-Engel gemeint ist, denn mit Königs, Wolfert und Schnellbacher hat man ja schon drei Stürmer geholt. Es geht wohl eher um Milan Ivana und/oder möglicherweise um Zlatko Janjic, denn an unserem Top-Torjäger soll der MSV Duisburg interessiert sein. Das wäre natürlich ein großer Verlust, aber immerhin wäre im Fall eines Transfers eine Ablösesumme von ca. € 300.000 nicht unrealistisch – nicht gerade wenig Geld in der dritten Liga. Ich vermute mal, dass Feichtenbeiner und Kollegen für dieses Szenario bereits entsprechenden Ersatz suchen.

Insgesamt fällt auf, dass keiner der neuen Spieler älter als 23 Jahre alt ist. Abgesehen davon, dass es die U23-Regel zu erfüllen gilt (pro Spiel müssen mindestens vier der 18 gemeldeten Spieler maximal 23 Jahre alt und für eine deutsche Auswahlmannschaft spielberechtigt sein), ergibt sich so auch eine bessere Mischung aus erfahrenen und jüngeren Spielern. Und natürlich erhofft man sich von den Jungen auch noch eine Weiterentwicklung, was wohl realistischer ist als die Hoffnung, mit vielen „fertigen“ Spielern automatisch um den Aufstieg mitzuspielen – wie wir in der letzten Saison erfahren durften.

Der Kader der nächsten Saison in der Übersicht pro Position (einige Spieler auf mehreren Position aufgeführt):

  • Tor: Gurski, Kolke, Laux
  • Innenverteidigung: Herzig, Wiemann, Gusche, Gyasi, Döringer, Mann
  • Verteidigung links: Döringer, Nandzik, Mintzel, Oenning
  • Verteidigung rechts: Ahlschwede, Grupp, Döringer
  • Mittelfeld defensiv: Müller, Mann, Book, Christ, Gyasi, Grupp, Vetter, Guenther
  • Mittelfeld offensiv: Janjic, Christ, Book, Vetter
  • Mittelfeld links: Mintzel, Wolfert, Vunguidica, Zieba, Oenning
  • Mittelfeld rechts: Ivana, Zieba, Röser, Wolfert, Vetter, Mangafic
  • Angriff: Königs, Vunguidica, Wolfert, Schnellbacher, Stroh-Engel

Jede Position ist also mehrfach besetzt, wobei mir das offensive Mittelfeld etwas zu mager vorkommt. Sollte Janjic wechseln, muss da auf jeden Fall nachgelegt werden. Eine längere Verletzungpause mag ich mir gar nicht vorstellen. Bei den Außenverteidigern darf auch nicht allzu viel passieren – eine Verletzung und ein Neuzugang, der nicht wie erwartet einschlägt, und schon muss Vollmann improvisieren. Auf anderen Positionen gibt es dafür schon fast ein Überangebot. Sofern es bei dieser Kadergröße bleibt, dürfte es einen interessanten – und hoffentlich leistungsfördernden – Konkurrenzkampf um die Startplätze geben.