Spielerverträge und andere Widrigkeiten

Nachdem kürzlich schon die Verträge von Markus Kolke, Michael Wiemann und Nils-Ole Book verlängert wurden, passierte nun das Gleiche bei Nico Herzig und Robert Müller. Wobei da anscheinend gar nicht viel getan werden musste, denn die Verlängerung geschah laut Meldung automatisch. Ich weiß nicht genau, wie diese Automatik aussieht, aber es ist zu vermuten, dass eine bestimmte Anzahl an Einsätzen die Voraussetzung dafür ist. Herzig kam in dieser Saison bisher 23 mal in der Liga zum Einsatz, Müller 26 mal.

So richtig in Ekstase versetzt mich diese Meldung nicht, was aber weniger mit den Spielern selbst zu tun hat als mit dem Gefühl, dass die nächste Saison sich nicht wesentlich von der aktuellen unterscheidet, wenn die erste Elf identisch bleibt. Weder unter Vollmann noch unter Kienle ändert sich ja Wesentliches in der Aufstellung, egal wie die Spiele zuvor gelaufen sind.

Warum das so ist, könnte gerade mit der Vertragsgestaltung zusammen hängen. Marco Christ beispielsweise könnte für meinen Geschmack durchaus öfter mal zum Zuge kommen, aber vermutlich hat auch er eine Verlängerungsautomatik im Vertrag und der Verein möchte offenbar vermeiden, diese auszulösen. Vielleicht ist auch nur seine individuelle Einsatzprämie so hoch, dass er draußen bleiben muss, aber im Endeffekt verzichtet man so auf einen Spieler, der möglicherweise in der einen oder anderen Partie nützlich sein könnte.

Ähnliches könnte für den ausgeliehenen Denis Perger gelten. Kürzlich tauchte mal die Aussage (vom Trainer oder Sportdirektor, weiß nicht mehr genau) auf, dass bei zwei gleich guten Spielern derjenige zu spielen habe, der auch nächste Saison noch da ist. Nach aktuellem Stand geht Perger nach dieser Saison zurück zum SC Freiburg (wobei „zurück“ nicht ganz zutreffend ist, da er dort ja noch nie gespielt hat), sodass er mehr oder weniger automatisch einen Nachteil hat, zumindest wenn er nicht extrem deutlich besser trainiert als Julian Grupp und Alexander Nandzik, seine Konkurrenten auf der linken Abwehrposition.

So beraubt man sich offenbar selbst einiger Alternativen. Hinzu kommen ein paar Dauerverletzte, über deren Rückkehr nichts bekannt ist. Bei Stephan Gusche, der sich nach gutem Saisonbeginn gleich im zweiten Spiel einen Kreuzbandriss zuzog, ist gerüchteweise schon die Rede von Sportinvalidität. Aufgrund seiner ärztlichen Vorgeschichte (er hatte zuvor schon zweimal einen Kreuzbandriss erlitten) hat sein Vertrag sowieso nur eine Laufzeit von einem Jahr, sodass man kein Prophet sein muss um zu behaupten, dass wir Gusche wohl nicht mehr im Trikot des SVWW sehen werden.

Etwas mehr Hoffnung gibt es bei Daniel Döringer, der aber nach seinem Knöchelbruch angeblich mit seiner Reha nicht recht vorankommt, da sich wohl immer wieder Flüssigkeit im Gelenk sammelt. Da kann man wohl nur Daumen drücken, dass es bald aufwärts geht.

And now for something completely different.

Der SV Darmstadt 98 – wir erinnern uns: letzte Saison sportlich abgestiegen und nur dank des Lizenzentzugs von (ausgerechnetTM) Kickers Offenbach in der Dritten Liga geblieben – darf sich ernsthaft mit dem Thema Zweite Liga beschäftigen. Laut einem Bericht von Echo Online ist jedoch das Böllenfalltorstadion in seinem aktuellen Zustand nicht zweitligatauglich. Falls die notwendigen Umbaumaßnahmen nicht rechtzeitig umgesetzt werden, müssten die Lilien wohl in ein anderes Stadion ausweichen. Aus diversen Gründen scheide so ziemlich alles im Umkreis aus bis auf die Brita-Arena in Wiesbaden, wobei der Artikel unerwähnt lässt, dass auch hier ein paar bauliche Veränderungen nötig wären für eine Nutzung in der Zweiten Liga (ich erinnere mich an Bedingungen wie „mindestens 15.000 Plätze“).

Ich hoffe sehr, sowohl für die Darmstädter Fans als auch für die des SVWW, dass uns das erspart bleibt. Nicht, dass ich per se etwas gegen Darmstadt 98 hätte und ganz sicher auch nicht gegen Zweitliga-Fußball in Wiesbaden, aber das wäre dann doch ein bisschen viel an Demütigungen. Letztes Jahr das verheerende 0:4 im Hessenpokalfinale, dann diese Darmstädter Supersaison mit einigen Ex-SVWWlern (allen voran Dominik Stroh-Engel) und dann als Krönung in Wiesbaden Zweite Liga spielen, während der SVWW weiter in der Dritten Liga rumdümpelt? Also bitte, wer denkt sich denn sowas aus?

Das letzte Heimspiel dieser Saison, am 3. Mai gegen die 98er, könnte die große Gelegenheit werden, obiges Szenario zu verhindern. Oder es kommt doch zum großen Pokal-Dilemma (siehe hier unter „Ansonsten (2)“). Schwierig, alles.