Kevin, Ralph und Timo

In gut zwei Wochen startet bereits die neue Drittliga-Saison. Der SV Wehen Wiesbaden empfängt am ersten Spieltag (Samstag, 25. Juli, 14:00 Uhr) Aufsteiger Würzburger Kickers mit unserem Ex-Kapitän Nico Herzig und beendet die Saison am 14. Mai 2016 mit einem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II. Was dazwischen passiert, kann wie immer dem Terminkalender entnommen werden.

Interessant zu beobachten sein wird die Spielweise unter dem neuen Trainer Sven Demandt. Ganz grundsätzlich, soviel war bisher schon herauszuhören, legt Demandt Wert auf einen ruhigen, gepflegten Spielaufbau – ein wildes Anstürmen à la Roger Schmidt ist also wohl eher nicht zu erwarten. Wenn ich die Berichterstattung zu den bisherigen Testspielen richtig verfolgt habe (gesehen habe ich keins), ist ein 4-4-2 als Grundformation gesetzt. Bei den Neuverpflichtungen wurde auch darauf geachtet, dass einige großgewachsene Spieler dabei sind. Zählt man noch die Stärke bei Standards (inklusiver weiter Einwürfe) von Marc Lorenz hinzu, kann man vielleicht bald eine in der Brita-Arena ganz ungewohnte Trefferausbeute nach ruhenden Bällen bewundern. Offenbar wurde außerdem intensiv an Zweikampfführung und dem Verhalten bei gegnerischem Ballbesitz gearbeitet. Wie das ganze dann im Ernstfall tatsächlich aussieht, bleibt natürlich abzuwarten, aber schön langsam steigt zumindest bei mir die Vorfreude auf den Saisonstart.

Einer dieser großgewachsenen Neuzugänge ist Kevin Pezzoni. Als ich vor zwei Wochen beim #tkschland (einem Treffen fußballaffiner Twitterer) in Köln war, sorgte diese Personalie bei den anwesenden Effzeh-Fans für eine Mischung aus Spott und Kopfschütteln. Pezzoni hat in Köln offensichtlich bleibenden Eindruck hinterlassen, wenn auch keinen besonders guten. Auf meine Nachfrage, was ihm denn vorgeworfen wurde und was manche Fans so aufgebracht hatte, dass es sogar zu tätlichen Angriffen gegen ihn gekommen war, erklärte man mir, dass er damals wohl – vorsichtig formuliert – sich intensiver der fröhlichen Freizeitgestaltung als seinem Beruf gewidmet habe. Nun gut, ich kann und will das nicht beurteilen, aber fest steht, dass das jetzt einige Jahre her ist und junge Menschen (Fußballprofis zumal) mit Anfang Zwanzig vielleicht noch ein paar Flausen mehr im Kopf haben. Ich gehe ganz optimistisch mal davon aus, dass Pezzoni mittlerweile auch erwachsener geworden ist und sich voll mit seinem Beruf identifiziert und somit im defensiven Mittelfeld des SVWW für Ordnung sorgen wird.

Bei besagtem #tkschland war zwischen all den twitternden Fußballfans auch ein twitternder Profikicker zugegen, nämlich Ralph „Felgenralle“ Gunesch, viele Jahre beim FC St. Pauli tätig und zuletzt mit dem FC Ingolstadt aufgestiegen, aber, nachdem er verletzungsbedingt fast die gesamte letzte Saison verpasste, aktuell vertragslos und auf der Suche nach einem neuen Verein. Mein Vorschlag, sich doch dem sympathischen Aufstiegsaspiranten aus der hessischen Landeshauptstadt anzuschließen, sorgte leider nicht für spontane Begeisterung seinerseits, aber tatsächlich hat der SVWW in der Abwehr akut auch keinen Bedarf. Auf der Wunschliste stand wohl noch ein offensiver Flügelspieler, aber zuletzt hat man nichts mehr in dieser Hinsicht gehört. Möglicherweise können sich stattdessen die beiden U19-Spieler Jann Bangert und Perric Afari, die auch mit im Trainingslager waren, Hoffnung auf einen Platz im Profikader machen.

Nochmal kurz zurück zum #tkschland. Beim nachmittäglichen Kleinfeldturnier, bei dem ich in einer spontan zusammengewürfelten Mannschaft mitkickte, wurde mir die unvergleichliche Ehre zuteil, den allerersten Treffer des Turniers (beim allerersten #tkschland) zu erzielen. Leider war die Fotografin noch nicht zur Stelle und die Zuschauer konzentrierten sich auf Pyrotechnik statt ordnungsgemäß ihre Handykameras zu benutzen, sodass mein Kullerball, der den Torwart glücklicherweise auf dem falschen Fuß erwischte mein Schuss, der wie an der Schnur gezogen in den Winkel zischte, der Nachwelt leider nicht erhalten werden konnte. Ich teile also das Schicksal mit keinem Geringeren als Timo Konietzka, dem Schützen des ersten Bundesligators. Da möchte man sich doch nicht beklagen.

Die #tkschland-Legende beim Torschuss in einer späteren Partie.
Die #tkschland-Legende beim Torschuss in einer späteren Partie.