Erholung ade

Am Freitag kam ich nach drei Wochen Urlaub nach Hause und freute mich entsprechend auf mein erstes Saisonspiel am Samstag. Meine Dauerkarte steckte dummerweise noch in der gelagerten Post (die offenbar kurz nach meinem Aufbruch ins Stadion zugestellt wurde), sodass ich zum ersten Mal seit Langem wieder ans Kassenhäuschen musste – mal schauen, ob mir der Verein die 11 Euro gnädigerweise zurückerstattet.

Das Spiel gegen den VfL Osnabrück war dann bestens geeignet, die Erholung der letzten Wochen in Rekordgeschwindigkeit verpuffen zu lassen. Während ich noch mit dem Identifizieren der zahlreichen neuen Spieler beschäftigt war, sorgte der Zweitligaabsteiger mit seiner ebenfalls runderneuerten Truppe gleich für mächtig Unruhe in der Wiesbadener Defensive. Bei einem der ersten Angriffe des SVWW jedoch meinten wir schon ein Handspiel im Strafraum gesehen zu haben, lagen aber wohl falsch. Kurz darauf kam es aber tatsächlich dazu und der neue Kapitän Marco Christ verwandelte den Strafstoß sicher. Es folgten weitere Chancen für die Gastgeber und nach einem schnellen Konter setzte sich Aziz Bouhaddouz großartig durch und erzielte das 2:0. Die Freude über den komfortablen Vorsprung hielt aber nicht lange, denn schon wenige Minuten später fiel das 2:1, was auch der Halbzeitstand war. In der zweiten Hälfte wurde es dann turbulent, als zunächst Bouhaddouz nach einem Gerangel mit Kampl vom Platz gestellt wurde (selbst in den Fernsehbildern wird der Grund nicht klar, aber er soll gespuckt haben) und kurz darauf Steffen Wohlfahrt nach einer völlig unnötigen Grätsche an der Mittelline ebenfalls die rote Karte sah. Es war also klar, dass die verbleibende knappe halbe Stunde zu einer Abwehrschlacht werden würde. Unter dem Druck dieser besonderen Situation wurde nun aber deutlich besser verteidigt als zuvor und die unvermeidlichen Chancen für den Gegner wurden spätestens von Torwart Gurski entschärft. Der SVWW schaffte es zum zweiten Mal innerhalb von nur fünf Tagen, mit zwei Mann Unterzahl kein Gegentor zuzulassen, während Osnabrück umgekehrt zum zweiten Mal hintereinander eine Zwei-Mann-Überzahl nicht zum Sieg nutzen konnte. Der Jubel nach dem Schlusspfiff war logischerweise riesig, aber auch vorher war die Stimmung in der Brita-Arena schon grandios – hoffentlich spricht sich das mal rum, sodass in Zukunft vielleicht mal mehr als die leider wieder nur 3.600 Zuschauer kommen. Die könnten möglicherweise auch wieder so eine hübsche Choreo über die ganze Nordwand wie vor dem Spiel zu sehen bekommen (danke dafür an „Supremus Dilectio„).

Mein persönlicher Saisonauftakt war also zwar stressig, aber erfolgreich. Die drei Spiele zuvor hatte ich ja verpasst, wobei ich das 2:1 gegen Werder II am 1. Spieltag wenigstens noch per Ticker verfolgen konnte. Die Ergebnisse vom Pokalspiel gegen Stuttgart (1:2, wie vor vier Jahren) und vom 0:0 bei Stuttgart II erfuhr ich erst mit einigen Tagen Verspätung nach meiner Rückkehr aus der Wildnis Ontarios – und kosteten mich vermutlich eine erschreckende Summe fürs Datenroaming.

Zahlenmäßig ist der Saisonstart mit sieben Punkten aus drei Spielen gelungen (das Pokalaus gegen den VfB kam ja nicht ganz unerwartet), aber mit bereits vier Platzverweisen wird’s in der Fairplay-Wertung schwierig. Zusammen mit ein paar Verletzungen wird die Kadergröße schon zu diesem frühen Zeitpunkt völlig ausgeschöpft, wobei sich der Sturm in den nächsten Spielen fast schon von alleine aufstellt. Zu schade, dass sich Bouhaddouz und Wohlfahrt erstmal rauskatapultiert haben, denn das ständige Positionswechseln der beiden mit Orlando Smeekes hat mir schon ganz gut gefallen. Weniger gut gefallen haben mir die vielen Abspielfehler und die zahlreichen langen Bälle aus der Abwehr, als Wehen noch zu elft auf dem Platz war. Die Leidenschaft, mit der die verbliebenen Neun sich aber gegen den Ausgleich stemmten, war allerdings sensationell. Auch wenn es eigentlich nicht fair ist, einen herauszupicken, aber beispielhaft möchte ich Alf Mintzel loben, der einen einsamen Kampf in der (Rest-)Offensive führte und beinahe sogar noch das 3:1 erzielt hätte (was übrigens vom Ex-SVWWler Marco Neppe verhindert wurde).

Was gab’s sonst noch in den letzten Wochen? Marco Jordan hat den Verein verlassen, aber ein neuer Flügelspieler (die letzte vakante Position nach dem Weggang von Daniel Brosinski) wurde noch nicht gefunden.

Gute Nachricht aber von unserem Tippspiel: der Verein stiftet zwei Trikots als Preise – so langsam wird die Sache ernst…