Als der SV Wehen 4:0 gegen Bayern München gewann
Anlässlich des ersten Aufeinandertreffens des SV Wehen Wiesbaden mit der ersten Mannschaft des FC Bayern München am Mittwoch gibt es heute eine kleine Geschichte aus 111 Gründe, den SV Wehen Wiesbaden zu lieben.
15. Grund: Weil der SV Wehen mal 4:0 gegen Bayern München gewonnen hat.
Zwischen 1994 und 2011 war die Begegnung SV Wehen gegen Bayern München ein wahrer Dauerbrenner. Freilich durften die Taunussteiner noch nie gegen die erste Mannschaft des Rekordmeisters antreten, aber auch die Spiele gegen die zweite Mannschaft, FC Bayern München Amateure genannt, sorgten auf dem Halberg regelmäßig für eine große Kulisse. Auffällig ist, dass die meisten der insgesamt 261 Aufeinandertreffen sehr knapp ausgingen. Neben acht Unentschieden gab es 13 Spiele, die eine der beiden Mannschaften mit nur einem Tor Vorsprung gewann. Den höchsten Wehener Sieg gab es am 21. Spieltag der Saison 2004/05. Trotz vieler Chancen ging es torlos in die Halbzeitpause, aber in den zweiten 45 Minuten drehten die Gastgeber richtig auf und schenkten dem späteren Bundesligatorwart Michael Rensing gleich vier Tore ein – Kristian Sprećaković, der an diesem Tag überragende Stefan Zinnow (2) und Danko Bošković durften sich bejubeln lassen. Dabei vereitelte Rensing sogar noch eine Reihe weiterer Wehener Chancen und wurde von Bayerns Trainer Hermann Gerland als bester Mann seines Teams bezeichnet. Die deftige Schlappe brachte auch den langjährigen Bayern-Trainer und Ziehvater zahlreicher späterer Topstars ins Grübeln. „Ich wüsste nicht, dass ich mit meiner Mannschaft je so hoch verloren hätte“, bekannte Gerland nach dem Spiel. Sein Team um den Leitwolf Thorsten Fink war in der Saison zuvor – wenn auch in anderer Besetzung – Meister der Regionalliga Süd geworden, hatte auch in diesem Jahr wieder einige vielversprechende Talente in seinen Reihen und mit Tobias Rau auch einen siebenfachen A-Nationalspieler als Leihgabe aus dem Profikader. Dennoch gab es an diesem Tag eine Lektion für die „kleinen Bayern“, die Gerland in seiner typischen Art auf der Pressekonferenz nach dem Spiel kommentierte: „Ich muss jungen Nationalspielern nicht auch noch sagen, welche Schuhe sie zu tragen haben, damit sie nicht bei jedem Zweikampf auf die Nase fallen.“
- Anmerkung: der Text stammt aus dem Jahr 2019, weshalb die Statistik nicht mehr ganz aktuell ist. ↩︎
Entdecke mehr von Stehblog
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Ja, kann mich gut an das Spiel erinnern. Muss gestehen, dass ich damals durchaus meine Sympathien eher auf der rot-weißen Seite hatte… Als Wiesbadener Jugendtrainer war ich auf Wehen und ihre Abwerbetechnik eher distanziert zu sprechen. An diesem Tag war Wehen aber sehr beeindruckend.
Seit Rot-Schwarz in Wiesbaden spielt, habe ich nicht nur eine Dauerkarte, jetzt eben zwei Vereine, wobei da zwei Welten existieren, sodass das nie kollidiert hat. Insofern, Gunnar haben wir eine ähnliche Historie 🙂
Deshalb ist das für mich kein Traumlos, weil einer vermutlich verlieren wird… Ich werde in Zivil meinen DK-Platz entern und werde tapfer ertragen, was auch immer da passiert. Ich kann mich weder gegen den einen noch gegen den anderen freuen. Beides hätte natürlich was…
Wie ist es bei Dir, Gunnar? Könntest Du ertragen, dass Bayern im siebten Jahr früh ausscheidet?
Ich habe es ja schon öfter mal hier und da erzählt. Vor 10 oder 15 Jahren hätte ich da noch deutlich größere innere Konflikte gehabt, aber heutzutage ist die Sache eindeutig: in diesem Spiel hoffe ich auf einen Wehener Sieg. Bayern drücke ich in allen anderen Spielen wieder die Daumen.