Der Neue ist da

Die wichtigen Nachrichten zuerst: Am Halberg hat noch niemand ein „Säbener Straße“-Schild aufgestellt. Und auf dem Trainingsplatz zaubern noch keine kleinen Thomas Müllers oder junge Philipp Lahms, sondern grätschen weiterhin Marco Christ und Michael Wiemann. Einzig Toni Kroos wird beim ersten Training des SVWW unter dem neuen Hoffnungsträger Marc Kienle gesichtet – und das auch nur als Rückennummer auf dem Bayernshirt eines Jungen, der mit seinem Nachwuchsteam ebenfalls auf großen SVWW-Gelände trainiert.

Kienle, Nachfolger des überraschend beurlaubten Peter Vollmann, kommt von der A-Jugend des FC Bayern. Deshalb wollen ihm bereits am Mittag die Journalisten in der Pressekonferenz das „Bayern-Gen“ (das übersetzt in etwa „schlechtes Karma, aber großer Erfolg“ bedeutet*) andichten.

Marc Kienle leitet seine erste Einheit am Halberg. (Quelle: Sonja / stehblog.de)

Die Aufbruchsstimmung, die gerade rund um den SVWW verbreitet wird, stellt sich an diesem kalten 30. Oktober aber nur langsam ein. Und auch der Frauenansturm, der nach dem Facebook-Kommentar „Ein schöner Mann und vom FC Bayern . . . .klasse !“ (immerhin drei Likes!) auf der SVWW-Seite zu befürchten war, bleibt auch aus. Gut ein Dutzend Kiebitze haben sich eingefunden, um die 80-minütige Einheit zu verfolgen. Bald gesellen sich auch Sportdirektor Michael Feichtenbeiner, Teammanager Nils Döring sowie die verletzten Daniel Döringer und Stephan Gusche dazu.

Kienle holt die Mannschaft kurz im Mittelkreis zusammen und erfährt während ihrer Aufwärmübungen von Ex-Interims-und-nun-wieder-Co-Trainer Bernd Heemsoth die wirklich wichtigen Dinge des Trainerlebens: „Die grünen Leibchen sind weniger als die anderen. Die blauen und die gelben sind jeweils ein kompletter Satz mit elf.“ – „Ah.“

Das 5-gegen-2 in drei Gruppen wird dank des großen Kaders zur mathematisch unlösbaren Aufgabe – insgesamt 25 Spieler sind heute im Training dabei. Auch beim späteren Trainingsspiel müssen immer einige aussetzen und sich auf dem Nebenplatz warmhalten.

Zwischendrin werden noch in zwei Gruppen auf einem kleinen Feld schnelle Pässe und Laufwege trainiert. Auffällig dabei ist der eklatante Größenunterschied zwischen Alex Nandzik und Jovan Vidovic (gefühlt ein halber Meter!), Alf Mintzels kreative Ausrede „Ey, Jungs, wenn ich den falschen anspiele, dann liegt das an der tiefstehenden Sonne!“ und die Tatsache, dass Kienle und Heemsoth gleichberechtigt und auch ähnlich laut jeweils eine der Gruppe beaufsichtigen.

An dieser Aufteilung ändert sich auch beim abschließenden Trainingsspiel – für dessen Aufstellung Kienle die Namen alle noch vom Zettel abliest – nichts: Beide Trainer geben emsig Anweisungen. Auf dem Platz am lautesten sind derweil zwei Spieler aus der zweiten Reihe: Marco Christ und der gerade zur Nummer Zwei zurückgestufte Torhüter Michael Gurski.

Dass die bloße Anwesenheit des schönen bayerischen Schwaben noch nicht alle Probleme löst, zeigt das einzige Tor, dass im Spiel fällt: Nach einem zu kurzen Rückpass von Vidovic sind er und Gurski sich nicht einig und verlieren den Ball an den herannahenden Stürmer – eine Kopie des zweiten Gegentors gegen Unterhaching vor knapp zwei Wochen.

Am Samstag wird sich beim Heimspiel gegen Jahn Regensburg zeigen, ob Kienle zum neuen Messias des SVWW taugt. Sein Vorgänger Peter Vollmann hatte sein erstes Heimspiel seinerzeit übrigens mit 0:4 verloren.

 

*Sowas passiert, wenn Stehblogpapst Gunnar – bekanntlich auch Bayern-Fan – für einige Wochen verreist und sorglos Login-Daten an eine Urlaubsvertretung übergibt.