Kampf der Titanen
Ein großes Drama wurde am Samstagnachmittag in Wiesbaden dargeboten und kaum einer hat es gemerkt. Während sich die meisten Zuschauer in der immerhin knapp halbgefüllten Brita-Arena auf das zugebenermaßen sehr spannende Geschehen auf dem Spielfeld konzentrierten, tobte im Hintergrund eine Schlacht epischen Ausmaßes. Die Kontrahenten waren einerseits der berüchtigte Wehener 2:0-Fluch, der in dieser Saison schon viermal zugeschlagen hat, und auf der anderen Seite Maskottchen B., der durch seine pure Anwesenheit beide bis dahin errungenen Saisonsiege zu verantworten hat. Wie sehr das Fußballschicksal angesichts dieser Konstellation mit sich selbst haderte, konnte in der zweiten Halbzeit auf dem Rasen beobachtet werden. Nach dem Anschlusstreffer per Strafstoß schien der SVWW unter dem immensen Druck der Gäste mal wieder zusammenzubrechen, hielt aber tapfer dagegen und hätte gegen Ende mit einem dritten Treffer schon früher alles klar machen können. Stattdessen gab es eine ewig zu dauern scheinende (und meines Erachtens völlig übertrieben lange) Nachspielzeit, die letztendlich aber auch unbeschadet überstanden wurde.
Am Ende steht also ein 2:1-Sieg gegen Kickers Offenbach, der insgesamt wohl auch so in Ordnung geht. In der ersten Hälfte war Wehen das bessere Team und ging durch zwei Treffer von Milan Ivana in Führung. Der erste wurde dabei durch einen schönen Pass von Steffen Wohlfahrt eingeleitet (man muss es erwähnen, da ihm ansonsten nichts gelang), der zweite durch einen fantastischen Lupfer von Zlatko Janjic.
Gerade Ivana blüht immer mehr auf und hat in den letzten vier Spielen vier Tore erzielt, aber auch Robert Müller und der von mir oft gescholtene Marco Christ sind hervorzuheben. Ein Lob muss man aber eigentlich der ganzen Mannschaft aussprechen, denn die gesamte Teamleistung war sehr ansprechend (klar, anders kann man auch kein Spiel gewinnen).
Was leider gar nicht so schön war, ist eine Entgleisung eines Zuschauers auf der Haupttribüne – wenigstens wurde sofort und konsequent durchgegriffen.
Ebenfalls nicht schön ist die bevorstehende Insolvenz von Ligakonkurrent Alemannia Aachen. Nach aktueller Lage ist davon auszugehen, dass die Alemannia damit automatisch in die Regionalliga absteigt und alle Spiele als Niederlage (oder gar nicht?) gewertet werden. Ob das für den SVWW gut oder schlecht ist, habe ich noch nicht ausgerechnet, aber so oder so ist es sehr bedauerlich, dass ein Traditionsverein wie Aachen, der bis vor fünf Jahren noch in der ersten Liga (und ein paar Jahre vorher sogar mal in der Europa-League) spielte, so rasant abstürzt.
Meine schönste Erinnerung an Aachen ist übrigens der Sieg in der zweiten DFB-Pokalrunde 2008. Im Achtelfinale ging es damals dann nach Karlsruhe, wo es ebenfalls ein 1:0 für den SVWW gab – eines der großen Highlights in meiner Zeit als Wehen-Anhänger.
Ebenfalls nach Karlsruhe geht es am nächsten Samstag im letzten Vorrundenspiel für den SVWW. Der KSC ist nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile tüchtig ins Rollen gekommen und hat die letzten fünf Spiele gewonnen. Eventuell kann B. jedoch kurzfristig zu einer Auswärtsfahrt überredet werden – dann wäre alles drin.