Alles wieder gut?
Der SV Wehen Wiesbaden kann doch noch gewinnen, am Samstag gab es ein 3:0 gegen Aufsteiger Preußen Münster zu bestaunen. Der erste dreifache Punktgewinn nach fünf Spielen, gar der erste Heimsieg seit fast zwei Monaten und so deutlich wie überhaupt noch nicht in dieser Saison.
Die Mannschaft des SVWW legte von Beginn an gut los und kam schon nach einer Minute zur ersten Chance, die aber vergeben wurde und beim einen oder anderen Betrachter gleich Erinnerungen an das unsägliche 0:0 gegen Burghausen weckte. Der Pessimismus erwies sich aber als unbegründet, denn die Heimmannschaft blieb am Drücker. Ein sehenswerter Freistoß von Christ ging zwar an die Latte (gefühlt die beste Aktion von ihm, seit er beim SVWW tätig ist), aber dafür sorgte Nebenmann Book mit einem tollen Distanzschuss für die Führung. Nach einer Ecke traf ein Preuße nach Lanzaart-Kopfball per Eigentor zum 2:0 – jetzt zahlte sich auch aus, dass Benny Hübner eine Pause auf der Bank verordnet bekommen hatte, denn meiner Wahrnehmung nach werden so etwa zwei von drei Ecken abgepfiffen, weil Hübner sich bei einem Gegenspieler aufgestützt hat. Noch vor der Halbzeitpause fiel sogar das 3:0 durch Wohlfahrt nach schönem Diagonalball von Salem, der kurz zuvor für Bouhaddouz eingewechselt worden war.
Tatsächlich war es dem SVWW mal gelungen, mehr Chancen zu verwerten als zu vermasseln und gleichzeitig bei den gegnerischen Chancen, die es durchaus auch gab, mit Glück und Gurski einen möglichen Ausgleich zu vermeiden.
Die zweite Hälfte war dann leider ziemlich fad. Die Wehener bemühten sich, den komfortablen Vorsprung zu verwalten und überließen den Gästen zu oft den Ball. Diese hatten auch einige Gelegenheiten zum Anschlusstreffer, blieben aber glücklos. Die guten Kontermöglichkeiten für den SVWW wurden ebenfalls nicht genutzt (Wohlfahrt!), sodass der Nordtribüne kein Treffer „aus der Nähe“ vergönnt war.
Insgesamt ein gutes Spiel der Heimmannschaft, die sich selbst mit einem deutlichen Sieg belohnte, und so wenigstens zwei Wochen (Länderspielpause, schon wieder) etwas Ruhe hat. Preußen Münster hatte zuvor in zehn Partien immerhin erst acht Gegentore bekommen, was das Ergebnis noch ein bisschen mehr glänzen lässt.
Trotzdem muss ich mich nicht sonderlich anstrengen, einige Kritikpunkte zu finden. Die Abwehr war so manches mal reichlich unsicher, wobei die Innenverteidigung mit Lanzaat und Herzig zum ersten mal überhaupt so zusammenspielte und es dafür gar nicht mal so schlecht machte. Die Außenverteidigung mit Mintzel und Debütant Roth (anstelle der kurzfristig ausgefallenen Bieler und Schimmel) trieb den Zuschauern allerdings einige Sorgenfalten auf die Stirn. Alf Mintzel gehört einfach auf die offensive Außenposition, in der Abwehr unterlaufen ihm doch zu oft Stellungsfehler. In der Offensive gab es viel zu viele unnötige Läufe mit Ball, die dann spätestens beim dritten Gegenspieler zum Ballverlust führten, anstatt dass rechtzeitig zum Mitspieler gepasst wurde, insbesondere Wohlfahrt und Smeekes stachen in dieser Disziplin hervor. Und wenn bei einem Konter mal kein Kollege schnell mit aufrückt, dann muss man halt auch mal stoppen und gegebenenfalls zurückpassen, bevor man aus 25 Metern versucht durch zwei Gegenspieler hindurch aufs Tor zu knallen, Herrgottnochmal.
Es wird jedenfalls auch in den nächsten beiden Wochen genügend Ansatzpunkte für das tägliche Training geben.