Wann wird es wieder schalkig?

Morgen ist also der große Tag, auf den tatsächlich mal deutlich mehr Leute, als sich üblicherweise in der Brita-Arena blicken lassen, seit Wochen hinfiebern: Der SV Wehen Wiesbaden tritt in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den FC Schalke 04 an und es herrscht so eine Art Ausnahmezustand. Über den Andrang beim Kartenvorverkauf wurde schon berichtet und man muss auch kein Prophet sein, um einen tüchtigen Rummel rund ums Stadion vorherzusehen.

Was das Sportliche angeht, sind die Rollen natürlich klar verteilt. Der kleine Drittligist gegen den Erstligisten, aktuell Tabellenfünfter mit Trend nach oben und vermutlich immer noch mit einem der größten Etats der Liga ausgestattet, bei dem jeder einzelne Spieler der ersten Elf einen höheren Marktwert hat als der gesamte Kader des SVWW zusammengerechnet. Um sich in diesem Vergleich durchzusetzen, müsste schon einiges zusammenkommen. Vor allem darf in der Wehener Defensivarbeit (und zwar von Torwart Kolke bis Stürmer Schäffler) quasi kein einziger Fehler passieren und dann muss man hoffen, dass man mal zu einem Eckball oder einem Freistoß in Strafraumnähe kommt, aus dem eventuell was entstehen könnte. Bei Schalke darf hingegen nicht viel funktionieren – und da könnte vielleicht die Psyche ein bisschen helfen. Schalkes Trainer Domenico Tedesco wird seine Mannschaft sicherlich auch auf diese Partie akribisch vorbereiten, aber vielleicht unterschätzt der eine oder andere Spieler seinen No-Name-Gegner dann doch ein bisschen. Und noch etwas mehr Küchen-Psychologie: während Wehen etwas zu gewinnen hat, kann Schalke nur verlieren. Wenn sie sich wie erwartet durchsetzen, ist es das Normalste der Welt, falls nicht stehen sie als Deppen da. Selbst Sportvorstand Christian Heidel kann den Gedanken an eine Blamage nicht verhehlen:

„Wir dürfen überall verlieren – nur nicht in Wehen Wiesbaden. Das geht gar nicht.“

 

Auch Joe von der Blogger-Kommune torhagelblau.de sieht Schalke grundsätzlich als Favoriten, hat aber auch gewisse Befürchtungen. Ein Gastbeitrag.

Die Autokorrektur schlägt anstelle von „schalkig“ das Wort „schlampig“ vor. Ein solcher, ein typischer schlampiger Schalke-Kick in einer Phase, in der mal wieder alles anders zu werden verspricht, der fehlt bislang in dieser Saison.

Gibt es nicht einen „besseren“ Zeitpunkt für ein schalkiges Spiel, als ein Auswärtsspiel im Pokal bei einem Drittligisten, dem SV Wehen Wiesbaden, der noch dazu gut in Form zu sein scheint und sich am Samstag erst mal mit einem zünftigen 5-0 auswärts bei den Würzburger Kickers warmgeschossen hat?

Natürlich nicht.

Das sieht auch Christian Heidel so, wenn er für das Spiel das Motto „verlieren verboten“ ausgibt, was auch mit einer gewissen Abneigung von Mainzern gegenüber Wiesbadenern und umgekehrt zu tun haben mag.

Mir gefällt der Schalker Weg unter Domenico Tedesco bislang. Nur weiß der geneigte Schalker Beobachter noch nicht, ob es ein stabiler Weg mit solidem Fundament ist oder doch wieder auf Treibsand errichtet wurde. Zu viele schlechte Erfahrungen. Und natürlich ist Schalke Favorit und müsste eigentlich, wenn alles normal läuft, und so weiter und so fort.

Aber all dies zusammengenommen ruft die irrationale Unke in mir auf den Plan, die folgenden Tipp abgibt: Wehen – Schalke 2:1.

Möge Joe Recht behalten.