3. Liga, 12. Spieltag: Karlsruher SC – SVWW 2:5
Tore: Fink (36.), Pourié (80.) – Mrowca (10.), Kyereh (28., 45., 58.), Schäffler (34.)
Das Spiel als Tautogramm: „WOW! Wiesbadener Wahnsinn im Wildparkstadion!“ (Zitat SVWW auf Instagram)
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Nach einer sehr gemütlichen Anfangsphase gingen die Gäste mit dem ersten Angriff in Führung. Schwadorf spielte nach Doppelpass mit Schäffler den Ball von links in den Strafraum, die Kugel wurde in die Mitte verlängert und im Rückraum hatte Mrowca freie Bahn. Diese nutzte er für einen sehr überlegten und perfekt platzierten Schuss ins untere Toreck. Der Treffer veranlasste auch die Gastgeber zu mehr Aktivität, aber wieder traf der SVWW. Mrowca eroberte im Mittelfeld den Ball, passte zu Schäffler und der zog einfach mal aus über zwanzig Metern ab, statt den eigentlich besseren Pass nach Außen zu wählen. Praktischerweise konnte der Karlsruher Torwart den Ball nicht festhalten und ließ ihn in die Mitte abprallen, wo Kyereh zur Stelle war und zum 2:0 abstaubte. Danach überschlugen sich die Ereignisse bis zur Pause. Nach einem Eckball schubste Ex-SVWWler Marc Lorenz den zum Kopfball gehenden Niklas Dams und der Schiedsrichter gab Strafstoß. Sicherlich kein krasser Fehler, aber schon eine recht harte Entscheidung. Schäffler verwandelte sicher zum 3:0. Im direkten Gegenzug gab es auf der anderen Seite allerdings auch Elfmeter und auch dieser war aus der Kategorie „kann man geben, muss man aber nicht“. Titsch-Rivero bekam aus relativ kurzer Distanz den Ball an die Hand, die er vergeblich noch wegzuziehen versucht hatte. Drittliga-Rekordtorschütze Anton Fink spekulierte erfolgreich darauf, dass Kolke eine Ecke wählen würde, und traf in die Tormitte – nur noch 1:3. Der Anschlusstreffer mobilisierte den KSC zu einer Drangphase und tatsächlich verpassten die Gastgeber nur haarscharf das 2:3. Choi hatte Kolke schon umspielt, schoss dann aber aus spitzem Winkel knapp übers Tor. Stattdessen setzte Wehen unmittelbar vor der Pause noch einen drauf. Eine herrliche Kombination über Schwadorf, Kyereh, Schäffler und Kuhn endete mit einem Flugkopfball von Kyereh zum 4:1-Halbzeitstand. Der KSC kam mit Schwung aus der Kabine und hätte kurz nach Wiederanpfiff einen weiteren Strafstoß bekommen können, aber diesmal ließ der Schiedsrichter nach Mockenhaupts grenzwertigem Zweikampf weiterspielen. Beide Teams kamen zu Torchancen, aber nach einem Konter sorgte Kyereh mit seinem dritten Treffer für die Entscheidung. Danach war zwar noch eine halbe Stunde zu spielen, aber die Luft war etwas raus aus der Partie. Die heimischen Fans stellten ihren Support ein und auch als sich die Karlsruher Spieler nochmal aufrafften und durch Pouriés schöne Einzelleistung noch zum 2:5 kamen, war doch längst klar, dass der SVWW hochverdient drei Punkte aus dem Wildparkstadion mitnehmen würde.
Liebling des Spiels: Der naheliegendste Kandidat ist natürlich Dreifach-Torschütze Kofi Kyereh, auch Kapitän Mrowca mit seinem ersten Saisontor zum 1:0 (dazu das 2:0 und das 5:2 eingeleitet) wäre eine gute Wahl, aber mein Liebling ist diesmal Jules Schwadorf. Insgesamt wieder eine sehr gute Leistung mit vielen Aktionen auf seiner linken Seite, dazu an drei Toren beteiligt, aber vor allem das 5:1 erwärmt mein Herz, siehe nächster Punkt.
Szene des Spiels: 58. Minute, ein Karlsruher Angriff bleibt in der Wehener Abwehr hängen und sofort geht es zum schnellen Gegenangriff. Kyereh gibt aus dem Zentrum nach links zu Mrowca, der einen perfekten Pass in den Lauf von Schwadorf spielt. Der rennt alleine auf den Torwart zu, aber statt selbst den Abschluss zu suchen, verzögert er noch kurz und spielt auf Kyereh ab, der im Vollsprint angerauscht kommt und den Konter erfolgreich abschließt. Sehr bemerkenswert, da es schon 4:1 stand und Schwadorf in dieser Saison noch ohne eigenen Treffer ist – da hätte es ihm niemand verübelt, wenn er es selbst versucht. Er entscheidet sich aber für die sichere Variante und überlässt das Tor seinem Mitspieler, den er übrigens gar nicht sehen, allenfalls hören oder erahnen konnte. Die Szene zeigt sehr schön, dass es sowohl spielerisch als auch vom Teamgeist her gerade richtig rund läuft.
Vor dem Spiel: Hatte ich eher scherzhaft bemerkt, dass man bei einem Sieg mit drei Toren Unterschied den KSC in der Tabelle überholen würde. Tatsächlich wäre ich mit einem Punkt schon sehr zufrieden gewesen.
Nach dem Spiel: Wolke 7.
Das fiel auf:
+ Die eiskalte Chancenverwertung aus dem Pokalspiel gegen Hessen Kassel wurde nahtlos ins Spiel gegen Karlsruhe übernommen. Von den ersten vier Torschüssen waren drei im gegnerischen Kasten, das ist natürlich überragend.
+ Fünf Tore gegen den KSC, der normalerweise aus einer sehr sicheren Defensive agiert und vorher in elf Spielen erst acht Gegentore hinnehmen musste – unglaublich.
+/- Im Gegensatz zu den meisten bisherigen Spielen sorgten die Einwechslungen nicht für neuen Schwung, aber bei dem Spielstand ging es auch eher darum, den Sieg sicher ins Ziel zu bringen.
Das schreiben die anderen: WK, kicker, BNN, Telekom (Video)
Zuschauer: 12.629, davon ca. 150 Gästefans.
Tabelle: Der SVWW macht einen Sprung nach oben und steht nun auf Platz 5, punktgleich hinter Unterhaching, aber vor dem KSC (alle 19 Punkte).
Serien und Rekorde: Der erste Sieg gegen den KSC in einem Ligaspiel überhaupt! Kofi Kyereh führt mit 9 Treffern die Torjägerliste an und der SVWW hat die meisten Tore aller Drittligisten geschossen, dazu mit Mrowca schon den neunten Torschützen in dieser Saison.
Ansonsten: Unseren Podcast „Niemals Erste Liga“ gibt es jetzt auch bei Spotify. Heute Abend nehmen wir übrigens die nächste Folge auf – Fragen, Kommentare?
Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag (14 Uhr) in der Brita-Arena gegen den FSV Zwickau. Die Sachsen stehen mit 13 Punkten auf Tabellenplatz 14. Fünf der letzten acht Spiele wurden verloren, gestern gab man noch eine 2:0-Führung (beide Tore durch Ronny König) gegen Hansa Rostock aus der Hand und spielte Unentschieden. Alle bisherigen vier Partien gegen Zwickau konnte der SVWW gewinnen mit einer Gesamtbilanz von 11:0 Toren. Letzte Saison gab es auswärts ein 2:0 und zuhause ein 3:0.