3. Liga, 7. Spieltag: 1. FC Saarbrücken – SVWW 3:4
Tore: Jänicke (56.) , Grimaldi (68.), Steinkötter (84.) – Gürleyen (5.), Thiel (10.), Goppel (26.), Taffertshofer (44.)
Das Spiel als Tautogramm: Thiel & Taffi treffen – toll!
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Gürleyen rückte nach abgesessener Sperre in die Startelf zurück und Rehm setzte wieder auf die Dreier-/Fünferkette mit Kempe und Fechner auf den Außenpositionen. Das Spiel begann fast mit einer Wiederholung des Fehlstarts gegen Magdeburg in der Woche zuvor, denn ein Saarbrücker war nach Steilpass frei vor Stritzel, stand aber zuvor knapp im Abseits. Auf der anderen Seite gab es nach wenigen Minuten den ersten Eckball für die Gäste. Thiel trat an und fand Gürleyen, der erstaunlich ungehindert einköpfen durfte. Kurz darauf war Thiel selbst dann per Kopf erfolgreich, nachdem Nilsson eine Goppel-Flanke verlängert hatte. 2:0 nach zehn Minuten, was für ein Auftakt, und der SVWW spielte munter weiter. Thiel setzte Goppel in Szene, der – noch leicht von einem Verteidiger abgefälscht – zum 3:0 traf und somit sein erstes Tor im rotschwarzen Trikot erzielte. Kurz vor der Halbzeitpause kam Saarbrücken, die schon zuvor dreifach gewechselt hatten, auch zu Chancen, scheiterte aber knapp. Stattdessen legten die Gäste noch einen drauf, als Kempe Taffertshofer bediente, der ebenfalls zum ersten Mal für Wehen traf. 4:0, wann hatte man jemals so hoch zur Pause geführt? Natürlich erinnerte man sich an das Spiel in Bochum vor ziemlich genau zwei Jahren, als man sich bei einem 3:0-Halbzeitstand schon auf den ersten Saisonsieg in der 2. Bundesliga freute. Damals ging es am Ende 3:3 aus, aber eine Vier-Tore-Führung kann man doch unmöglich verspielen? Nunja, die deutsche Nationalmannschaft hat das vor einigen Jahren mal gegen Schweden geschafft und auch der SVWW war an diesem Abend nahe dran. Der FCS hatte nichts mehr zu verlieren und wollte offenbar seinen lautstarken Fans wenigstens eine ordentliche zweite Halbzeit bieten, während die Gäste vielleicht unbewusst zu sehr das Ergebnis verwalten wollten. Jedenfalls spielten nur noch die Gastgeber und kamen durch Jänicke zum 1:4. Es folgten weitere Chancen und das 2:4 und spätestens jetzt glaubten die über 6.000 Heimfans an die Sensation. Der SVWW fand offensiv gar nicht mehr statt und es dauerte bis zur 80. Minute, bis man in Person des eingewechselten Hollerbach endlich mal wieder einen Abschluss verzeichnete. Statt der endgültigen Entscheidung fiel dann aber kurz darauf auf der anderen Seite das 3:4 – und inklusive Nachspielzeit waren noch zehn Minuten übrig. Tatsächlich hatte Saarbrücken noch eine große Chance zum Ausgleich, doch Stritzel parierte und verhinderte eine Blamage. Am Ende eines denkwürdigen Spiels stand also ein 4:3-Auswärtssieg für den SV Wehen Wiesbaden auf der Anzeigetafel, wodurch man sich in der Spitzengruppe der Drittligatabelle etabliert.
Liebling des Spiels: Ein Tor, zwei Vorlagen und groß aufgespielt – Maximilian Thiel ist mittlerweile richtig angekommen.
Szene des Spiels: In der 61. Minute geht plötzlich der Rasensprenger im Mittelkreis an und bewässert minutenlang das Spielfeld. Falls da ein Platzwart für einen Spielabbruch sorgen wollte, hatte er sich einen ungünstigen Moment ausgesucht, denn der FCS war gerade am Drücker – aber auch trotz der unfreiwilligen Unterbrechung fiel kurz darauf das 2:4.
Vor dem Spiel: Ausgelassene Stimmung im Gästeblock und diverse mehr oder weniger gewagte Bierwetten wurden eingegangen: „Goppel macht heute sein erstes Tor“, „Gürleyen per Kopf“, „Taffertshofer trifft“ – schon zur Halbzeit drei Volltreffer. Dass die Thesen „wir bekommen einen Elfmeter“ und „es gibt einen Platzverweis“ nicht auch noch zutrafen, war am Ende verkraftbar.
Nach dem Spiel: Kurzes Durchschnaufen, dass es nochmal gut gegangen war, aber vor allem ausgiebiges Feiern des Siegs.
Das fiel auf:
+ Die Offensivpläne scheinen so langsam aufzugehen, vor allem die beiden Flügelspieler Thiel und Goppel trumpften in der ersten Halbzeit groß auf. Nach fünf Toren in den ersten fünf Partien nun sechs Tore in zwei Spielen.
– Die kürzlich noch so hoch gelobte Defensive ist unter Druck doch anfällig. Nach einem Gegentor in den ersten fünf Partien nun sieben Gegentore in zwei Spielen.
+/- Beide Punkte zusammen genommen wirkt es ein bisschen nach „der alte SVWW ist zurück“. Mal schauen, ob man in den nächsten Spielen die Defensivstärke zurückgewinnt, ohne dafür zu viel an Offensivpower einzubüßen.
Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau
Zum Nachschauen: Magenta Sport (YouTube, Highlight-Video)
Zuschauer: 6.400, davon etwa 100 Gästefans. Die Stimmung war auf beiden Seiten fantastisch, insbesondere beeindruckend, wie das Heimpublikum trotz eines deprimierenden 0:4-Halbzeitstands seine Mannschaft anfeuerte.
Tabelle: Vor dem Sonntagsspiel steht der SVWW mit 14 Punkten auf Platz 3, kann aber heute von Borussia Dortmund II wieder eingeholt werden. Auch Braunschweig und Halle könnten wieder vorbeiziehen, aber deren Spiele finden erst in zwei bzw. drei Wochen statt. Insgesamt geht es wie üblich sehr knapp in der Tabelle zu, weshalb die reine Platzierung auch noch nicht so entscheidend ist, aber der aktuelle Punkteschnitt von exakt 2 ist ein sehr guter Wert.
Serien und Rekorde: Das letzte Mal, dass der SVWW mit vier Toren Vorsprung zur Pause führte, war 2018 bei Fortuna Köln. Allerdings machte man damals aus dem 4:0 in der zweiten Halbzeit sogar ein 7:0. Drei Siege (und zehn Punkte) hatte man auch in der letzten Saison nach vier Auswärtsspielen, aber der vierte Auswärtssieg gelang dann erst am 22. Spieltag – hoffentlich müssen wir diesmal nicht so lange warten.
Ansonsten: Eine kleine Fanszene hat ja auch Vorteile, denn alle Gästefans konnten direkt am Stadion auf dem eigentlich für Busse reservierten Parkplatz parken.
Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag (14 Uhr) auswärts bei Viktoria Berlin.