Die Wehenschau (KW 36/2021)

Für SVWW-Sommerneuzugang Maximilian Thiel könnte es gerade kaum besser laufen. Nach ein paar eher unauffälligen Auftritten zu Beginn traf er gegen Duisburg spektakulär aus 50 Metern ins Tor und am vergangenen Freitag war er in Saarbrücken gleich an drei Treffern direkt beteiligt. Auch das private Glück ist perfekt: am vergangenen Montag* Sonntag hat er geheiratet und ein Kind ist auch schon unterwegs. Möge der Endorphin-Rausch noch lange anhalten (und hoffentlich auch zu vielen weiteren Siegen seiner Mannschaft beitragen 😉 ), wir gratulieren jedenfalls herzlich zur Vermählung.

Ich stelle mir die Hochzeitsplanung (oder zumindest die Terminfindung) bei Profifußballern ja recht schwierig vor. An den meisten Wochenenden im Jahr ist man beruflich verhindert und die wenigen Wochen ohne Ligabetrieb nutzt man für Urlaubsreisen oder man befindet sich schon wieder im Trainingslager. Wenn man, wie die Thiels, auf einen Werktag ausweicht, macht man es andererseits möglicherweise einigen Gästen etwas schwer, zumindest wenn man ausgiebig feiern möchte. Hinzu kommt die nicht zu unterschätzende Gefahr, dass man sich kurz vorher in Spiel oder Training eine Verletzung zuzieht und dann humpelnd oder bandagiert im Standesamt steht. Tja, das Profileben hat auch seine Schattenseiten.

* [Update: Wie mir zwischenzeitlich zugetragen wurde, war die Hochzeit bereits am Sonntag.]


Zurück zum Sport. Nach den ersten fünf Ligaspielen mit insgesamt gerade mal einem Gegentor war man beim SV Wehen Wiesbaden ziemlich zufrieden, dass der Fokus auf eine stabile Defensive so schnell Früchte trägt. In der Offensive hakte es noch etwas, was sich aber schnell verbessern werde. Letzteres ist in den beiden vergangenen Partien tatsächlich eingetreten, aber gleichzeitig fing man sich plötzlich eine Flut von Gegentoren ein. Lag es nur an den starken Gegnern? Ist die eigene Balance zwischen Defensive und Offensive etwas ins Wanken geraten? Die interne Analyse dazu würde mich schon interessieren, aber ich fürchte, dass wir nicht mehr als die üblichen Sätze zu hören bekommen, in denen erklärt wird, was man nun machen möchte, aber nicht wie. Mit der Auswärtspartie beim starken Aufsteiger Viktoria Berlin steht am Samstag die nächste Bewährungsprobe an.


Was, wann, wo: 3. Liga, 8. Spieltag, Samstag, 11. September, 14:00 Uhr, auswärts bei Viktoria Berlin

Der Gegner: Der FC Viktoria 1889 Berlin ist 2013 aus dem Zusammenschluss eines fast namensgleichen Vorgängers mit dem LFC Berlin hervorgegangen und spielte seitdem in der Regionalliga Nordost. In der letzten Saison stand man mit elf Siegen in elf Spielen an der Tabellenspitze, als die Saison Corona-bedingt abgebrochen und Viktoria schließlich zum Aufsteiger ernannt wurde. Der Vorgängerverein BFC Viktoria war in der Frühzeit des Fußballs zweimal Deutscher Meister (1908 und 1911). Das ist heutzutage natürlich unvorstellbar, aber seit dem Einstieg der Brüder Karajica als Investoren vor zwei Jahren ist das erklärte Ziel, die dritte Kraft in Berlin zu werden – was man aktuell ja auch erreicht hat. Der Start in die 3. Liga ist jedenfalls außerordentlich gut geglückt, denn aktuell steht die Viktoria auf Tabellenplatz 2 (punktgleich vor Dortmund und dem SVWW). Am vergangenen Wochenende gab es ein wildes 3:3 in Verl, bei dem die Berliner in der Nachspielzeit noch den Ausgleich erzielten. Mit Soufian Benyamina ist ein ehemaliger SVWWler im Angriff gesetzt (und hat bisher einmal getroffen), während Philipp Müller den Verein im Sommer verlassen hat. Die Heimspiele trägt man aufgrund der Ligaanforderungen nicht im heimischen Stadion Lichterfelde aus, sondern im Jahn-Sportpark (direkt am Mauerpark), wo früher DDR-Rekordmeister BFC Dynamo zuhause war.

Der Direktvergleich entfällt, da beide Vereine noch nie gegeneinander gespielt haben.

Personelles: Letzte Woche fielen kurzfristig Mrowca wegen muskulärer Probleme und Lankford mit einem „kleinen Muskelfaserriss“ aus. Klingt so, als könne Mrowca normalerweise am Samstag wieder im Kader stehen, während Lankford vermutlich noch ein paar Tage braucht. Korte und wahrscheinlich auch Rieble fallen noch aus. Vielleicht wählt Rehm dieselbe Startelf wie in Saarbrücken.

Aufstellungstipp: Stritzel – Fechner, Mockenhaupt, Carstens, Gürleyen, Kempe – Goppel, Jacobsen, Taffertshofer, Thiel – Nilsson

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 2 bis 8 stehen.


Tickets: Dauerkarten will man bekanntlich erst zur Rückrunde wieder anbieten, aber nachdem sich abzeichnet, dass dauerhaft vor Zuschauern (wenn auch mit eingeschränkter Kapazität) gespielt werden kann, gibt es nun ein Ticket-Bundle für die nächsten vier Heimspiele (gegen Dortmund, Köln, Meppen, Zwickau). Dabei erhält man die vier Karten zum Preis von drei. [Update: Mittlerweile gibt es zu allen Spielen auch genaue Anstoßzeiten.]

Nachwuchs: Gemischte Ergebnisse bei den NLZ-Teams. Während die U19 mit einem 6:0-Auswärtssieg in Grießheim in die Hessenliga-Saison gestartet ist, gab es für die U16 eine 1:3-Niederlage in Wieseck. Die U17 hat nicht gespielt, darf aber am Sonntag in Kaiserslautern zum nächsten B-Junioren-Bundesligaspiel antreten.

Linktipp: Bei Europlan ist eine beeindruckende Zahl an Stadien und Fußballplätzen mit Daten und Fotos erfasst – wer mag, kann da stundenlang stöbern.

Beitragsbild: Eisern2009 (Wikipedia)