Die Wehenschau (KW 28/2022)

Die Saisonvorbereitung des SV Wehen Wiesbaden geht langsam auf die Zielgerade. Zuletzt gab es Testspiele gegen Nürnberg II (4:1), den VfB Stuttgart (2:3) und Steinbach Haiger (1:0). Am nächsten Sonntag (15 Uhr) folgt der letzte Test gegen Grashoppers Zürich in der Brita-Arena, bevor es dann in zwei Wochen mit der neuen Drittligasaison losgeht. Dazwischen begibt sich die Mannschaft noch für ein kleines Trainingslager ins Hofgut Georgenthal.

Gegen Nürnberg kam der tags zuvor verpflichtete Max Reinthaler direkt zum Einsatz, auch Robin Heußer spielte nach Verletzungspause erstmals im Wehener Trikot. Zwei Tage später wurde mit Brooklyn Ezeh von Viktoria Berlin ein Linksverteidiger unter Vertrag genommen, der dann in Stuttgart sein Debüt gab und dabei gleich ein sehr hübsches Freistoßtor erzielte.

Ein neuer Stürmer fehlt weiterhin, aber dafür ist Gustaf Nilsson immer noch da und kam auch in allen Testspielen zum Einsatz – anders als etwa Manuel Schäffler vor zwei Jahren, dessen Weggang damals absehbar war und er dann in der Vorbereitung offiziell „verletzt“ war. Bin mal gespannt, wie sich das entwickelt. Wahrscheinlich treffen konkrete Angebote erst ein, wenn irgendwelche Zweitligisten ihren Saisonstart verpatzt haben und im August ihren Kader nochmal nachbessern wollen. Anders als im vergangenen Winter wird der SVWW diesmal ein gutes Angebot wohl kaum ausschlagen können, müsste sich dann aber natürlich um entsprechenden Ersatz bemühen – hoffentlich geht das mal gut. Dass man noch einen zweiten Mittelstürmer – mindestens als Backup – benötigt, gilt aber auch unabhängig von Nilssons Verbleib.

Als neue Standardformation scheint Markus Kauczinski auf ein 3-4-3 (bzw. 3-4-2-1) zu setzen, jedenfalls war in allen Testspielen hinten eine Dreierkette zu sehen. Das klappt, soweit ich das beobachtet habe, auch ganz ordentlich, aber was die Reihen davor betrifft, bin ich noch etwas unschlüssig. Vor allem im Angriffsspiel fehlen noch die Automatismen, was aber auch nicht weiter verwundert, wenn sowohl System als auch Personal zumindest in Teilen neu ist.


Gerade rechtzeitig zum Shooting des „vorläufigen Mannschaftsfotos“ sind die neuen Trikots eingetroffen. Das Heimtrikot ist im wesentlichen schwarz, mit einem breiten roten vertikalen Streifen auf der Vorderseite sowie etwas rot an Kragen und Ärmeln. Die Beflockung auf der Rückseite ist in gold und über dem Spielernamen befindet sich nun der Vereinsname statt des Slogans „Das W vereint“. Zwar ziemlich klein, aber immerhin. Leider deutlich besser lesbar ist weiterhin der Sponsor „quick paid“ unterhalb der Rückennummer. Auf dem Ärmel ist nun „Mobilebet“ statt „Sunmaker“ aufgedruckt. Ob das eine andere Marke desselben Unternehmens oder ein Konkurrent ist, weiß ich nicht, ist mir auch egal, dieses ganze schäbige Sportwettenbusiness geht mir eh auf den Senkel. Man kann davon ausgehen, dass die Trikots gegen Grasshoppers erstmals zum Einsatz kommen.

Die Auswärtstrikots, erstmals im Spiel gegen Steinbach getragen, sind hellblau mit einer Art Sprenkeln auf der Vorderseite (im Shop „Akzente“ genannt), die Beschriftung ist dunkelblau und analog zu den Heimtrikots. Ausweichtrikots wurden noch nicht offiziell vorgestellt, aber ich vermute, dass es sich um die neongelbe Variante handelt, die in den ersten Testspielen getragen wurde.

Insgesamt alles okay, aber nichts, was bei mir einen dringenden Kaufimpuls auslösen würde. Aber das kann ja jeder für sich selbst bewerten, ist ja schließlich eine Geschmacksfrage.

Was mir tatsächlich richtig gut gefällt, ist das Filmchen, in dem die neuen Trikots präsentiert wurden. Vor allem die Message, die darin transportiert wird (Widersprüche sind okay) und auch der leicht selbstironische Ton („ein paar ruhige Ecken hätten wir“, dazu der von Grillenzirpen untermalte Blick auf die leere Tribüne) – sowas habe ich lange vermisst.

Im Film ebenfalls kurz zu sehen ist der neue Mannschaftsbus, der auf den ersten Blick ziemlich schick aussieht und anscheinend eine richtige Lackierung (bzw. wahrscheinlich Folierung) hat und nicht wie bisher nur diese Magnettäfelchen an der Seite. Beim Fanfest am Sonntag kann man sich den Bus genauer anschauen, wenn man mag.


Der DFB hat die Spieltage 2 bis 9 genau terminiert, sodass man ab sofort bis zur Länderspielpause im September seine Stadion- oder Fußballkneipenbesuche planen kann.

Bei der Planung hilfreich sein könnte – insbesondere, wenn das Thema Barrierefreiheit wichtig ist – außerdem eine neue Bundesliga-Reiseführer-App, die die DFL zusammen mit Aktion Mensch entwickelt hat und die Informationen zu allen Stadien der ersten drei Ligen enthält.


Apropos Stadion: Wie früher schon berichtet wird der Neubau der Westtribüne wohl nicht die letzte bauliche Maßnahme in der Brita-Arena bleiben. Irgendwann soll die Südtribüne etwa fünf Meter nach hinten versetzt werden, um im Innenraum ausreichend Platz zu haben. Dazu könnte es jedoch notwendig werden, vom angrenzenden Helmut-Schön-Sportpark ein Stück abzuknapsen, was bei den dortigen Nutzern verständlicherweise auf wenig Begeisterung stößt. Im Sportausschuss der Stadtverordnetenversammlung wurde jedenfalls Widerstand angekündigt.


Am vergangenen Mittwoch fand in der Kreativfabrik endlich die – voraussichtlich letzte – Lesung aus unserem SVWW-Buch statt. Die kleine, aber feine Veranstaltung hat großen Spaß gemacht. Vielen Dank an das Fanprojekt Wehen Wiesbaden und die Krea als Gastgeber, an Stargast Alf Mintzel, der unsere Geschichten mit eigenen Erinnerungen und Anekdoten angereichert hat, und natürlich an alle anderen Gäste, die nicht nur beim abschließenden Quiz fleißig mitgemacht haben – so hatten wir uns eine „interaktive Lesung“ vorgestellt. 🙂


Wie angekündigt gibt es auch in der neuen Saison wieder eine Saisonspende und Ihr alle seid herzlich eingeladen mitzumachen. Jeder Teilnehmer entscheidet selbst über seinen Spendenmodus. Klassiker sind z. B. „ein Euro pro erzieltem Punkt des SVWW“ oder „ein Euro pro geschossenem Tor des SVWW in Pflichtspielen“ o. ä., aber der Fantasie sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Die ersten Teilnehmer haben bereits ihren Einsatz genannt und mit Sascha Mockenhaupt ist erstmals auch ein Spieler mit dabei. Also, macht alle mit, auch kleine Beträge summieren sich auf. Selbstverständlich geht am Saisonende alles einem guten Zweck zu.


Wie üblich zum Abschluss einige Meldungen von ehemaligen SVWWlern:

  • Maxi Thiel hat einen neuen Verein gefunden. Er schließt sich Zweitligaabsteiger Erzgebirge Aue an und wird somit schon am 14. August seine alten Kollegen wiedersehen.
  • Jonathan Kotzke zieht es vom FC Ingolstadt nach Polen zu Gornik Zabrze, wo auch Lukas Podolski spielt.
  • Ben Bischof, zu Beginn der letzten Saison vom SVWW zu Bayern Alzenau gewechselt, hat ein Stipendium erhalten und spielt künftig für ein College-Team in Chicago.
  • Anthony Jung, in Wiesbaden aufgewachsen und in der Jugend u. a. für den SV Wehen aktiv, hat das Restaurant „Amadeus“ am Wallufer Platz übernommen.

Und ganz zum Schluss noch ein Lesetipp: Auf Liga3-Online gibt es gerade eine nette Reihe von Artikeln über ehemalige Drittligisten. (Leider habe ich keine übergeordnete Kategorie gefunden, aber mit der verlinkten Suche kommt man zu allen Artikeln.)