Die Wehenschau (KW 32/2023)

Selbst für ein erstes Zwischenfazit ist es nach gerade mal zwei Ligaspielen zu früh, aber dennoch kann man den Start des SV Wehen Wiesbaden in die 2. Bundesliga als gelungen bezeichnen. In Unterzahl noch einen Punkt gegen einen guten 1. FC Magdeburg erkämpft und dann etwas glücklich, aber auch nicht völlig unverdient einen Auswärtssieg beim Bundesligaabsteiger Hertha BSC geholt, das kann sich durchaus sehen lassen. Vor allem die Defensivarbeit gibt Anlass zur Hoffnung, dass man nicht ständig abgeschossen wird – was logischerweise schon mal eine gute Voraussetzung ist, um einigermaßen regelmäßig zu punkten. Stellvertretend für die gute Defensivleistung der ganzen Mannschaft in Berlin wurde Sascha Mockenhaupt beim kicker in die Elf des Tages berufen.

Durch die kleine Zwangspause an diesem Wochenende haben Markus Kauczinski und seine Kollegen auch etwas Zeit gewonnen, weiter mit der Mannschaft an den Abläufen und Automatismen zu arbeiten, insbesondere im Spiel mit dem Ball. Der Trainer sagt ja selbst, dass man auch guten Fußball zeigen möchte, was bedeutet, dass man sich nicht nur auf Standards, lange Bälle und die Hoffnung auf Prtajins Kopfballstärke beschränken möchte. Eigentlich wollte man die Pokalpause für ein Testspiel nutzen, aber nachdem letzte Woche schon Preußen Münster erst zu- und dann wieder abgesagt hatte, wiederholte sich das Spiel mit dem französischen Erstligisten FC Metz, den man am Mittwoch in Idar-Oberstein zum Vergleich treffen wollte. Am Ende gab es dann normales Training statt Testspiel, gefolgt von ein paar freien Tagen.

Ab kommender Woche kann man dann auch den jüngsten Neuzugang in die Mannschaft integrieren, denn von Dynamo Dresden wurde Julius Kade verpflichtet. Der Mittelfeldspieler hatte schon unter Kauczinski regelmäßig gespielt und auch in Dynamos Zweitligasaison, war aber letztes Jahr meistens außen vor. Dementsprechend dürfte die Ablösesumme wohl eher überschaubar sein – dass eine gezahlt wurde, legt das Weglassen des Begriffs „ablösefrei“ nahe. Seine Stammposition ist das zentrale Mittelfeld, was vermuten lässt, dass er als Backup bzw. als Alternative zu Robin Heußer als spielstärkere Hälfte der Doppelsechs eingeplant ist. Da gibt es ansonsten nur noch Emanuel Taffertshofer, der noch auf unbestimmte Zeit mit Leistenproblemen ausfällt, und Amin Farouk, während Jacobsen, Fechner und Mathisen eher den Part des Abräumers übernehmen. Möglicherweise kann Kade auch offensiver spielen und die Rolle von Bätzner bzw. Lee einnehmen. Jedenfalls hat Kauczinski nun eine weitere Alternative zur Verfügung und da er Kade ja schon kennt, wird er auch eine Idee zur Verwendung haben. Wir sagen herzlich Willkommen beim SVWW!

Ich schätze, dass der Kader nun langsam vollständig sein dürfte. Eventuell passiert noch etwas auf der linken Seite (siehe letzte Wehenschau), vielleicht wartet man auch noch die Entwicklung bei den aktuell Verletzten ab, um bei Bedarf bis zum 1, September nochmal nachzulegen. Sicher nicht kommen werden Maurice Malone, der mittlerweile zum FC Basel gewechselt ist, sowie Prince Osei Owusu, der sich für den Toronto FC in der MLS entschieden hat.

Malone bietet die perfekte Überleitung zu zwei anderen Ex-Wehenern, die jüngst den Verein gewechselt haben. Jakob Medic geht vom FC St. Pauli zum niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam, was auf den ersten Blick überrascht, aber beim näheren Hinsehen nicht mehr ganz so sehr. Sportdirektor bei Ajax ist nämlich mittlerweile Sven Mislintat, der Medic schon letzte Saison zum VfB Stuttgart holen wollte. Der SVWW partizipiert vermutlich nicht am Weiterverkauf, denn Medic ging vor zwei Jahren per Ausstiegsklausel. Ebenfalls ins Ausland, nämlich nach Frankreich zum FC Toulouse, wechselt Niklas Schmidt.


Zurück zum SVWW. Das neue Heimtrikot verkauft sich wohl ganz prächtig, zumindest ist die erste Lieferung ausverkauft. Das kann allerdings auch einfach nur heißen, dass Ausrüster Capelli noch nicht genug geliefert hat, das weiß man ja nie so genau. Wir warten außerdem weiterhin auf die Präsentation des neuen Auswärtstrikots. In Berlin konnte man problemlos in Rotschwarz auflaufen, aber beim nächsten Auswärtsspiel in Nürnberg wird das sicher nicht möglich sein. Ich bin bezüglich der Regularien nicht ganz sicher, aber vermutlich musste man schon vor Saisonstart ein Muster bei der DFL einreichen, finden ich konnte ich jedoch nichts. Höchstwahrscheinlich dürfte die Verzögerung auch hier an Capelli liegen, denn der SVWW ist nicht der einzige Verein, von dem bisher nur das Heimtrikot auf der Bundesliga-Seite gezeigt wird. Dem VfL Osnabrück – ebenfalls ein Capelli-Club – geht es ganz genauso, wobei die mittlerweile in ihrer eigenem Shop auch ein Auswärtstrikot haben.


Der Hessenpokal muss in dieser Saison (und hoffentlich für viele weitere) auf den SV Wehen Wiesbaden verzichten. Trotzdem hat man sich für eine Austragung entschieden und aktuell läuft auch schon die erste Runde. Von den Vereinen aus der Nachbarschaft ist Biebrich 02 bereits ausgeschieden, aber am 6. September greift der TGSV Holzhausen (Ortsteil von Hohenstein) ins Geschehen ein – mit dabei: Alf Mintzel und Spielertrainer Thorsten Barg. Wenn das kein Grund ist, demnächst mal in den Hintertaunus zu fahren.

Zum Abschluss noch eine andere Empfehlung. Merkt Euch schon mal den 28. September vor, denn ab dann läuft Wochenendrebellen im Kino. Vor einigen Jahren hatte ich das Buch vorgestellt (und zwischenzeitlich waren die beiden auch mal in der Brita-Arena) und ich freue mich schon sehr auf den Film. Schaut Euch das an, wird bestimmt großartig!