Gemischte Gefühle
Als Anhänger des SV Wehen Wiesbaden könnte man es sich momentan recht leicht machen: Man schaut auf die Tabelle der dritten Liga und erfreut sich daran, dass der SVWW nach dem 2:0-Sieg in Heidenheim (durch einen erneuten Janjic-Doppelpack) immer noch auf Platz 3 steht. Der Abstand zum ersten Abstiegsplatz ist mit derzeit 11 Punkten sogar schon recht komfortabel.
Andererseits könnte man auch ins Zweifeln kommen, wie lange der kleine Höhenflug noch anhält. Zwar scheint die Mannschaft insgesamt einigermaßen stabil zu sein, aber der lange Ausfall von Thorsten Barg wegen eines Achillessehnenrisses weckt unangenehme Erinnerungen an die letzte Saison. Damals zog er sich am 5. Spieltag einen Kreuzbandriss zu und kehrte erst am 23. Spieltag wieder zurück – gerade rechtzeitig um die entscheidende Erfolgsserie mitzuverantworten, die letztlich zum Klassenerhalt führte. Über das, was die Mannschaft in der Zwischenzeit auf dem Spielfeld bot, decken wir lieber den Mantel des Schweigens. Hinzu kommt, dass momentan auch noch die Abwehrkollegen Quido Lanzaat und Nikolas Ledgerwood verletzt sind. Andererseits fehlt Ledgerwood schon seit einigen Spielen und auch ohne Landzaat ließ die Abwehr gegen Heidenheim keinen Treffer zu – mal sehen, ob die beiden Hübners sowie Marco Jordan zusammen mit dem ohnehin gesetzten Fabian Schönheim weiterhin erfolgreich den Laden hinten dicht halten können.
Eine völlig andere Gefühlslage braute sich am Montag zusammen, als das ARD-Magazin „Fakt“ eine Liste von unter Manipulationsverdacht stehenden Spielen veröffentlichte, auf der auch zwei Partien des SVWW aus der Zweitligasaison 2008/09 sowie eine Partie des SVWW II in der letztjährigen Regionalligasaison zu finden sind. Das fragliche Spiel der zweiten Mannschaft kann man aus Wiesbadener Sicht gleich streichen, denn erstens handelte sich um einen Sieg und zweitens gegen Bayern Alzenau, deren Torwart verdächtigt wird, an Spielmanipulationen beteiligt gewesen zu sein. Die beiden Spiele der ersten Mannschaft scheinen da schon eher ein schlechtes Licht auf den SVWW werfen zu können, denn es waren beides Niederlagen und zwar gegen Ahlen am 6. Spieltag und am 9. Spieltag bei St. Pauli. Ehrlich gesagt kann ich mir aber nicht vorstellen, dass ein oder mehrere Spieler des SVWW damals absichtlich zu den Niederlagen beigetragen haben, sondern glaube viel eher, dass die tatsächlich so schlecht waren. Am 5. und am 7. Spieltag, also direkt vor und nach dem Ahlen-Spiel, setzte es beispielsweise derbe 0:5-Klatschen gegen Freiburg und Mainz. Diese und viele andere Niederlagen in der Abstiegssaison sind aber nicht auf der Liste. Zumindest gibt es bisher noch keine Verdachtsmomente, aber vielleicht kommen ja noch welche. Wie dem auch sei, ich bezweifle, dass was dran ist, und von Vereinsseite kam (natürlich) auch umgehend ein entschiedenes Dementi – anscheinend gibt es noch nicht mal Ermittlungen gegen den Verein oder ehemalige Spieler.
Wenden wir uns also lieber wieder der Gegenwart zu und freuen uns auf den kommenden Samstag, wenn Dynamo Dresden zu Gast in Wiesbaden ist. Man rechnet mit über 2.000 Fans der Sachsen und insgesamt mindestens 8.000 Zuschauern, also beste Voraussetzung für großartige Stimmung in der Brita-Arena. Die Stimmung bei den Heimfans wäre natürlich noch besser, wenn die aktuelle „Strähne“ noch ein wenig länger anhielte. Dazu könnte die bisherige Auswärtsschwäche der Dresdner beitragen, die von fremden Plätzen in dieser Saison noch keinen einzigen Zähler mit nach Hause brachten. Letzte Saison verlor der SVWW beide Partien gegen Dynamo – diese Bilanz sollte sich selbstverständlich dringend ändern.