Was (nicht) zu erwarten war

Am Samstag trennte sich der SV Wehen Wiesbaden mit einem 2:2-Unentschieden von Dynamo Dresden. Ein paar Dinge im und um das Spiel waren dabei durchaus zu erwarten, andere eher nicht, wobei letztere eher positiv auffielen. Aber der Reihe nach.

Trainer Gino Lettieri vertraute der gleichen Abwehrreihe, die auch im letzten Spiel in Heidenheim nach Thorsten Bargs Verletzung spielte, also Florian und Benjamin Hübner, Fabian Schönheim (als Innenverteidiger) sowie Marco Jordan. Im Mittelfeld kam der tschechische Ex-Fast-Nationalspieler Martin Abraham zum ersten Einsatz von Beginn. Das alles war wenig überraschend, genauso wenig wie ein stürmischer Beginn der Gäste, der schon früh zu einem Rückstand des SVWW hätte führen können. Das frühe Tor machten dann aber die Wehener in Person von „Vadder“ Abraham mit dem ersten richtigen Angriff nach sieben Spielminuten. Kurz darauf setzte Alf Mintzel auch noch einen Freistoß an die Latte, mit etwas Glück wäre das schon das 2:0 gewesen. War’s aber nicht und Dresden drückte wieder aufs Gas, was folgerichtig im Ausgleichstreffer resultierte (32.). Nach der Pause das gleiche Bild und die Wiesbadener Defensive sah ein ums andere mal ganz schlecht aus. Logische Konsequenz war die Führung für Dynamo in der 53. Minute und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das 3:1 fallen würde. Tat es aber nicht und mehr oder weniger aus dem Nichts fiel der Ausgleich in der 80. Minute. Torschütze war erneut Abraham, der allerdings kaum etwas dafür konnte, da Florian Hübners Flanke vom Gästetorwart verfehlt wurde und von Abrahams Oberschenkel ins Tor abprallte. Egal wie, der Treffer zählte natürlich und plötzlich bekam die Heimmannschaft nochmal Oberwasser. Mehrere Chancen waren die Folge, die beste durch den eingewechselten Suat Türker in der Nachspielzeit. Am Ende blieb es beim 2:2, aber für beide Mannschaften wäre auch ein Sieg möglich gewesen. OK, das ist bei einem Unentschieden meistens der Fall, aber was ich damit sagen will: es war haarscharf, dass das Spiel entweder 1:3 (oder noch höher) oder eben 3:2 ausgeht.

Die um drei verletzte Stammspieler (Thorsten Barg, Quido Lanzaat, Nikolas Ledgerwood) dezimierte Abwehr war fast das ganze Spiel überfordert und leistete sich zahlreiche Fehler, wurde aber auch vom Mittelfeld nicht ausreichend unterstützt. Im Offensivspiel passte auch vieles nicht zusammen. Loben kann man nur Torwart Michael Gurski, der erneut einige ganz starke Paraden zeigte, den extrem ballsicheren Martin Abraham sowie den eingewechselten Milad Salem, der auf der linken Seite für ordentlich Betrieb sorgte. Wirklich erstaunlich, dass trotz einer insgesamt eher mäßigen Mannschaftsleistung ein Rückstand noch ausgeglichen werden konnte. Spricht zumindest für den Willen.

Insgesamt können beide Teams mit dem Punkt wohl ganz leben. Für den SVWW war es der erste Punktgewinn gegen Dynamo im dritten Aufeinandertreffen, für Dresden der erste Auswärtspunkt in dieser Saison nach drei Niederlagen zuvor. In der Tabelle gab es auch keine großen Verluste, einen Platz auf Rang 4 rutscht der SVWW ab, da Jahn Regensburg gewann und nun einen Zähler vor Wehen liegt. Die anderen Teams aus der Spitzengruppe gewannen hingegen nicht, sodass die ersten fünf Plätze weiterhin dicht beisammen liegen.

Wehen Wiesbaden spielt am Mittwoch bei Aufsteiger Saarbrücken. Quido Lanzaat kann wahrscheinlich wieder mitwirken und möglicherweise kommt auch der letzte Woche verpflichtete Nils Döring schon zu seinem ersten Einsatz. Auf alle Fälle muss die Abwehr wieder deutlich sicherer werden, aber auch der Rest der Mannschaft muss sich deutlich gegenüber Samstag steigern. Wenn das gelingt, könnte schon wieder ein Auswärtssieg winken, aber wenigstens ein Punkt sollte drin sein.

Mit einem Sieg könnte man sich wieder um ein oder zwei Plätze verbessern, denn Spitzenreiter Rostock muss beim punktgleichen Zweiten Offenbach zum Spitzenspiel antreten. Regensburg, die fast immer gegen den vorherigen Gegner des SVWW spielen, müssen zu den heimstarken Dresdnern. Sollte der SVWW aber nicht gewinnen, wird man aber so gut wie sicher einen weiteren Platz abrutschen, denn der aktuelle Fünfte Braunschweig wird zuhause gegen Erfurt bestimmt einen Dreier einfahren.

Aber sämtliche Rechenspielereien sind sowieso Quatsch, zumindest in dieser Phase der Saison. Bis auf weiteres geht es für den SV Wehen Wiesbaden nur darum, sich ein möglichst großes Punktepolster auf Platz 18 zu erarbeiten. Dieses beträgt weiterhin 11 Punkte und ist somit völlig im grünen Bereich.