Ein fast perfekter Samstag
Manchmal ist das Leben einfach schön. Zum Beispiel, wenn der Frühling beginnt und man endlich wieder im T-Shirt im Stadion stehen kann, die eigene Mannschaft ein prima Spiel zeigt und die Konkurrenz auch noch passende Ergebnisse liefert. Der Samstag war so ein Tag, an dem das alles zusammen kam.
Gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern München zeigte der SV Wehen Wiesbaden von Beginn an, dass es an diesem Tag nur einen Sieger geben konnte. Schon nach wenigen Minuten endete der erste Angriff des SVWW mit einem Handspiel eines Münchners im Strafraum, den fälligen Strafstoß setzte Zlatko Janjic aber an die Latte. (Ich habe gerade keine Statistik zur Hand, aber gefühlt verschießen unsere Jungs mehr Elfer als sie verwandeln – der letzte, der regelmäßig sicher vom Punkt traf, war Björn Ziegenbein, aber damit will ich nicht schon wieder anfangen.) Der verschossene Elfer beeindruckte das Team aber nicht und es folgten mehrere gute Chancen. Die vierte oder fünfte Gelegenheit nutzte Daniel Brosinski dann zum 1:0. Es war zwar erst eine Viertelstunde gespielt, aber man kam nicht umhin zu denken: „Endlich drin“. Weitere hochkarätige Chancen für den SVWW folgten, aber zwischendurch hatte auch der FCB seinerseits Möglichkeiten zum Ausgleich. Kurz vor der Pause erzielte Marcel Ziemer das 2:0 nach einem perfekten Konter und Pass von Brosinski.
Nach dem Seitenwechsel ging es munter weiter und schließlich fiel auch noch das 3:0. Alf Mintzel hatte sich großartig auf der linken Seite durchgesetzt und flankte von der Torausline in die Mitte, wo der eingewechselte Addy-Waku Menga nur den Fuß hinzuhalten brauchte. Angesichts des Offenbacher 0:0 vom Vorabend war klar, dass mit einem weiteren Treffer die Wehener am OFC vorbeiziehen könnten, aber es blieb beim 3:0. Das lag einerseits daran, dass die Mannschaft bei diesem klaren Spielstand und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass schon am Dienstag die nächste Partie ansteht, etwas Tempo rausnahm, andererseits merkte man aber auch, dass in der Offensive der zweite Anzug nicht so gut sitzt. Gino Lettieri hatte nacheinander Menga, Ioannis Masmanidis und Francis Kioyo für Brosinski, Ziemer und Marco Sailer eingewechselt. Während Menga mit seinem Tor und Masmanidis wenigstens mit Lauffreude ein paar Akzente setzen konnten, kam Kioyo überhaupt nicht mehr ins Spiel. Seine Unbeweglichkeit erinnert an einen anderen ehemaligen SVWW-Stürmer, sodass schon der Spitzname „Pik-König“ die Runde macht. Aber gut, vielleicht wird er ja noch wertvoll, gegen Unterhaching hat er ja auch schon mal eine ordentlich Partie gezeigt.
Wie gesagt haben die Offenbacher Kickers nur 0:0 bei Werder II gespielt und auch die anderen Ergebnisse waren aus Wiesbadener Sicht nahezu ideal. Dresden verlor in Aalen und Erfurt trennte sich Unentschieden von Heidenheim. Damit ist Heidenheim wohl endgültig raus aus dem Aufstiegsrennen, genauso wie Koblenz, das gegen Braunschweig verlor. Der SVWW liegt nun wieder einen Punkt vor Erfurt und Dresden, gleichauf mit Offenbach. Ein Tor mehr gegen FCB II (was ja durchaus möglich war) und man wäre zum ersten mal seit zwei Monaten wieder auf den dritten Platz gerutscht. Aber das ist momentan eher nebensächlich, viel wichtiger ist, weiterhin gut im Rennen zu liegen – mal ganz abgesehen davon, dass gerade der OFC vermutlich noch einige Punkte mehr liegen lassen wird.
Gino Lettieri hat schon mehrmals gesagt, dass die Mannschaft, die jetzt eine Serie hinlegt, am Ende vorne stehen wird (also auf Platz 3). OK, das ist jetzt keine sehr gewagte These, aber er hat natürlich Recht. Und vielleicht sind die Serien von Erfurt und Dresden jetzt erstmal wieder gestoppt? Jedenfalls wäre es für den SVWW dringend an der Zeit, die eigene Auswärts-Sieglos-Serie zu beenden und morgen beim VfB Stuttgart II zu gewinnen. Die Schwaben sind in dieser Saison die mit Abstand beste Reservemannschaft (Werder II steht wie Bayern II auf einem Abstiegsplatz), haben aber von den letzten sechs Spielen nur eins gewinnen können. Der letzte Sieg auf fremdem Platz gelang dem SVWW übrigens bei Bayern II – vielleicht schließt sich jetzt der Kreis und der Auswärtsfluch endet?