Unser Ziel: 2. Bundesliga?
Das Saisonmotto des SV Wehen Wiesbaden ist auf Plakaten, Eintrittskarten usw. zu lesen: „Unsere Stadt, unser Verein, unser Ziel: 2. Bundesliga“. Die offensive Transferpolitik im Sommer kann auch nur den Schluss zulassen, dass der SVWW in diesem Jahr den Aufstieg fest im Visier hat, und die Umfragen unter den Trainern der dritten Liga sahen in den Wiesbadenern ebenfalls einen Aufstiegsfavoriten. Unser Trainer Gino Lettieri hat sich bisher allerdings nicht so klar bekannt und sprach nur von 3-Jahresplänen und Ähnlichem. Man mag es ihm nachsehen, dass er sich, zumindest in der Öffentlichkeit, mit allzu offensiven Aussagen zurückhält, die ja im Misserfolgsfall unweigerlich auf ihn zurückfallen würden. Letzte Woche ließ er sich dennoch zu einer recht optimistischen Einschätzung der Gesamtlage hinreißen, obwohl seine Mannschaft gerade im sechsten Spiel in Folge nicht gewonnen hatte. Es laufe immer runder im Team, bekannte er, und auch Geschäftsführer Wolfgang Gräf ließ wissen, er mache sich überhaupt keine Sorgen.
Ich gebe zu, ich hatte die beiden Spiele zuvor gegen Regensburg und in Erfurt nicht live verfolgen können, aber am Freitag beim Spiel gegen Wacker Burghausen versicherten mir einige Stehplatznachbarn, dass die Mannschaft tatsächlich recht gut gespielt hatte. Ich will das ja gerne glauben, aber was ich dann gegen Burghausen zu sehen bekam, ließ sich mit den Begriffen „gut spielen“ oder „Aufwärtstrend“ nur schwerlich vereinbaren. Nach gutem Start und gleich zwei guten Chancen in den ersten zwei Spielminuten passierte – nichts. Wacker stand ziemlich defensiv, den unseren fiel nichts ein, es gab so manchen Zweikampf, aber nichts mehr, was auch nur den Hauch von Torgefahr erahnen ließe. Um die 20. Minute herum nochmal eine Gelegenheit für den SVWW, irgendwann auch mal ein Schuss der Burghausener, das war’s bis zur Halbzeitpause. Steffen Wohlfahrt machte häufig eine ziemlich unglückliche Figur, weil er entweder auf Außen den Ball verlor oder die langen Bälle auf ihn zwar ablegte, aber dann kein Mitspieler da war, der den Ball hätte verwerten können. Auch Martin Abraham „glänzte“ mit vielen Ballverlusten, aber ich möchte mich nicht auf die beiden beschränken mit der Kritik, der Rest war auch nicht wirklich gut. Einzig Alf Mintzel hatte gelegentlich gute Offensivaktionen, aber auch da kamen zuviele Flanken einfach nicht an, und Zlatko Janjic vergab die wenigen Möglichkeiten zum Führungstreffer.
In der zweiten Halbzeit gab es dann die üblichen Wechsel, aber auch Marco Christ fiel mehr durch Herumfuchteln mit den Armen (Spiel dirigieren?) als durch Passgenauigkeit auf. Erst duch die Hereinnahme von Orlando Smeekes kam nochmal etwas Schwung auf, aber auch in der Schlussoffensive wollte kein Treffer gelingen. Es blieb also beim 0:0 und man musste eigentlich froh sein, dass man gegen sehr harmlose Burghausener gespielt hatte, denn ein besserer Gegner hätte dem SVWW wohl die nächste Heimniederlage verpasst.
Glücklicherweise ist es immer noch recht früh in der Saison und die Punktabtände noch nicht sehr groß, aber so langsam wäre es schon mal wieder nötig, ein paar Spiele zu gewinnen, wenn man sich nicht in der Winterpause schon ein neues Motto suchen möchte. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: ich muss nicht unbedingt aufsteigen (auch wenn ich mir das natürlich wünsche), aber so ab und zu würde ich dann schon gerne mal einem Erfolgserlebnis (im Sinne von drei Punkten) beiwohnen. Oder wenigstens davon berichtet bekommen.
Habe vorhin erfahren, dass mein Nachbar B. (alias Seuchenvogel) am Freitag seit längerem mal wieder im Stadion war – und weiterhin noch keinen Heimsieg des SVWW live gesehen hat. Dann ist ja klar, dass ein vorher eventuell vorhandener zarter Aufwärtstrend gleich wieder zunichte gemacht wird.
Ich werde ihn übernächsten Samstag wohl im Zweifelsfall in seiner Wohnung einsperren müssen.