Beleidigte Spitzenreiter
3. Liga, 16. Spieltag: SV Wehen Wiesbaden – Chemnitzer FC 2:0 (Tore: Schnellbacher, Mintzel)
Das Spiel in maximal fünf Worten: Anfangs mühsam, später verdienter Sieg.
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Die erste Halbzeit war aus Sicht des SVWW eher bescheiden, aber während die Gäste trotz engagierten Spiels keine wirkliche Torgefahr entwickeln konnten, hatte der SVWW immerhin drei gute Möglichkeiten. Zuerst scheiterte Schnellbacher nach schöner Vorarbeit von Vunguidica am Torwart, danach erging es Mintzel bei einem Freistoß genauso, bevor schließlich Jänicke einen gegnerischen Pass abfing, schnell konterte und Schnellbacher bediente, der überlegt zur 1:0-Pausenführung abschloss. Wie so oft war die zweite Hälfte dann auch spielerisch deutlich besser und der SVWW kam zu weiteren Chancen. Alf Mintzel schloss schließlich einen weiteren Konter, den er selbst eingeleitet hatte, zum 2:0-Endstand ab.
Liebling des Spiels: Alf Mintzel gelang in der ersten Halbzeit zumindest in der Defensive so wenig, dass es beim Zusehen fast schon weh tat. Umso schöner, dass er – wie das restliche Team – in der zweiten Hälfte aufdrehte und sich selbst mit seinem ersten Saisontreffer belohnte.
Szene des Spiels: 75. Minute, Mintzel gewinnt den Ball am eigenen Strafraum und läuft los. Und läuft und läuft, bedient schließlich Vunguidica auf Außen, bekommt den Ball zurück und schiebt zum 2:0 ein.
Vor dem Spiel: Recht lange Schlangen vor dem Eingang. Wie soll das erst werden, wenn mal mehr als 4.000 Zuschauer kommen?
Nach dem Spiel: Verzichtete die Mannschaft darauf, sich von der Nordwand feiern zu lassen – offenbar ist man sauer, beim letzten Heimspiel ausgepfiffen worden zu sein. Dass die Leistung dabei ziemlich unterirdisch war, wird anscheinend nicht als ursächlich für das unzufriedene Publikum wahrgenommen. Sehr fraglich, ob so eine beleidigte Reaktion wie heute zu mehr Unterstützung und dem vielbeschworenen Wir-Gefühl führt.
Das fiel auf:
– In der ersten halben Stunde relativ wenig Fußball vom SVWW, stattdessen viele lange Bälle, Fehlpässe, Missverständnisse.
+ Trotz einiger Wackler in der Defensive wurden Chemnitz nahezu keine Torabschlüsse gestattet, wobei das auch teilweise am CFC selbst lag (nur ein Tor in den letzten sieben Spielen).
+ Michael Wiemann, der für den gesperrten Nico Herzig in die Innenverteidigung rückte, räumte völlig humorlos alles ab und gewann gefühlt 100 Prozent seiner Zweikämpfe.
+ Luca Schnellbacher durfte zum zweiten Mal hintereinander im Sturmzentrum beginnen, war wie immer sehr einsatzfreudig und erzielte seinen zweiten Saisontreffer.
Zuschauer: 3.210, davon etwa 400 Gästefans.
Tabelle: Dank Bielefelds Niederlage in Kiel springt der SVWW wieder auf Platz 1 und hat mit 29 Punkten zwei Zähler Vorsprung auf die Verfolger. Duisburg oder Münster können aber mit einem Sieg im direkten Duell bis auf einen Punkt herankommen.
Serien und Rekorde: Meine persönliche Serie dieser Saison hält weiterhin an: im Stadion nur Siege gesehen (das Pokalspiel mal ausgenommen). Ich werde mich bemühen, keine weiteren Heimspiele zu verpassen.
Ansonsten: Durch das Stadionmagazin die Parallelen zwischen Kosmetik und Fußball gelernt – danke dafür.
Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag kommt es in Bielefeld zum nächsten Spitzenspiel. Die Arminia hatte letzte Woche erstmals die Tabellenspitze erobert und, ganz wie der SVWW zuvor schon dreimal, das folgende Spiel prompt verloren (0:1 in Kiel). Mit einem Unentschieden könnte ich ganz gut leben.