Befreiungsschlag?
3. Liga, 26. Spieltag: SG Dynamo Dresden – SV Wehen Wiesbaden 0:1 (Tor: Jänicke)
Das Spiel in maximal fünf Worten: Glücklicher Auswärtssieg.
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Wie schon in den Spielen zuvor traf der SVWW auf ein Team, das ebenfalls in einer Krise steckt. Im Gegensatz zu den bisherigen Partien seit der Winterpause war der SVWW aber am Ende die glücklichere von zwei spielschwachen Mannschaften und konnte den ersten Sieg des Jahres feiern. In der ersten Halbzeit hätte Dynamo mehrmals eigentlich in Führung gehen müssen, scheiterte aber an Kolke oder noch öfter an eigenem Unvermögen. Wehen fand offensiv mal wieder kaum statt, bekam aber wenigstens nach einiger Zeit die anfangs arg wackelige Defensive stabilisiert. Nach der Führung kurz nach Wiederanpfiff – Jänicke schoss dem stolpernden Blacha quasi den Ball vom Fuß weg ins Tor – bekam der SVWW die Partie besser in den Griff und hätte sich einiges Zittern ersparen können, wenn Vunguidica zehn Minuten vor Schluss einen Strafstoß verwandelt hätte.
Liebling des Spiels: Tobias Jänicke. Hatte schon in der ersten Halbzeit zwei Chancen (einmal nach Solo mit zu schwachem Abschluss, das andere mal nach Vunguidica-Flanke per Kopf übers Tor) und erzielte dann in der zweiten Hälfte das Tor des Tages. Bei anderen würde man von „Sonntagsschuss“ sprechen, aber Jänicke hat ja schon öfter solche Dinger produziert. Gute Reaktion, nachdem er zuletzt mal wieder eine schwache Phase hatte und im letzten Spiel gegen Cottbus zunächst auf der Bank saß – offenbar braucht er ab und zu einen Schuss vor den Bug.
Szene des Spiels: 80. Minute, Wein flankt von rechts auf den kurzen Pfosten, wo Blacha erst an den Ball und dann zu Fall kommt. Der Schiedsrichter entscheidet auf Strafstoß, was wohl eine für den SVWW eher schmeichelhafte Entscheidung ist. Kann man aber aus rotschwarzer Sicht einfach mal dankend annehmen und für die Entscheidung sorgen, allerdings zielt Vunguidica reichlich ungenau, sodass der Dresdner Torwart seinen Schuss sowie den Nachschuss von Müller abwehren kann. Dadurch aufgestachelt wird in den folgenden Minuten Dynamo, das im Laufe der zweiten Halbzeit zunehmend verzagter wirkte, nochmal wach und mobilisiert die letzten Kräfte – und ich gebe zu, ich hatte fest mit dem Ausgleich gerechnet. Umso schöner, dass es anders kam.
Vor dem Spiel: Hatte Dresden den Trainer gewechselt und es war zu befürchten, dass der SVWW mal wieder als passender Aufbaugegner herhalten darf.
Nach dem Spiel: Stellt sich raus, dass der SVWW auch mal glücklich eine knappe Führung über die Zeit bringen kann. Ob das aber schon der Schritt aus der Krise war, bezweifle ich noch, denn das hatten wir auch nach dem überzeugenden Sieg gegen Unterhaching geglaubt.
Das fiel auf:
-/+ Die zwangsweise neuformierte Innenverteidung, bestehend aus Funk und Acquistapace, hatte anfangs enorme Schwierigkeiten, bekam das aber gegen Mitte der ersten Halbzeit in den Griff und ließ später relativ wenige Chancen zu.
– Außer Tobias Jänickes Chancen erneut fast keine Offensivaktionen (bis zur Schlussphase, als Dynamo weit aufgerückt war).
– Spielerisch ganz dürftig – der typische Spielaufbau bestand häufig aus fünf Kopfballduellen im Mittelfeld hintereinander, bevor der Ball im Aus oder beim Gegner landete.
+ Die „Basistugenden“ wie läuferischer und kämpferischer Einsatz waren hingegen sehr gut. Sollte selbstverständlich sein, aber es war schon auffällig. Auch der Zusammenhalt im Team scheint intakt zu sein.
Zuschauer: 20.797 – fantastische Kulisse für eine Drittligapartie. In Dresden ist das sogar noch knapp unter dem Durchschnitt, in Wiesbaden kann man von solchen Zahlen nur träumen.
Tabelle: Zum ersten Mal seit längerer Zeit geht es wieder ein wenig aufwärts. Der SVWW steht mit 37 Punkten nun auf Platz 9. Bis Platz 3 sind es 8 Punkte Abstand bzw. 15 Punkte bis Platz 18.
Serien und Rekorde: Der erste Auswärtssieg seit dem 5. Oktober und der erste Sieg gegen Dynamo Dresden überhaupt (zuvor vier Niederlagen und ein Unentschieden).
Ansonsten: Der Live-Stream im MDR war recht rucklig und/oder pixelig. Schon ein bisschen dürftig in Zeiten, wo mir Netflix & Co. ruckelfrei HD-Bilder ins Haus liefern. Aber ich bin ja schon froh, dass überhaupt ein Stream angeboten wurde.
Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag um 14:00 Uhr in der Brita-Arena gegen Preußen Münster. Die Westfalen gehören seit Jahren zu den Top-Aufstiegskandidaten, versemmeln es aber üblicherweise genauso wie der SVWW. Nach zähem Saisonbeginn hatte sich Preußen auf den Aufstiegsplätzen eingenistet, ist aber durch zuletzt zwei Niederlagen gerade auf Platz 4 abgerutscht. In der Hinrunde verlor der SVWW mit 2:3 in Münster.