Der nächste Schritt

Letzte Woche standen wir am Abgrund, diese Woche sind wir schon einen großen Schritt weiter.

Der alte Kalauer ist leider ungemein zutreffend für die Situation des SV Wehen Wiesbaden. Im Spiel Eins nach der Demission Sven Demandts übernahm wie erwartet Christian Hock vorübergehend das Kommando, konnte aber auch nur mit ansehen, wie sein Team sang- und klanglos von Hansa Rostock mit 4:0 abgewatscht wurde. Schon wieder verloren, schon wieder kein Tor, Absturz auf den vorletzten Platz.

In Kürze wird wohl der neue Trainer vorgestellt, aber egal wer es letztlich wird, der gute Mann wird sich eine gehörige Prämie für den Klassenerhalt in den Vertrag schreiben lassen. Immerhin, das rettende Ufer ist noch in Sicht und es gibt noch mindestens sechs Teams vor dem SVWW, die ebenfalls gegen den Abstieg kämpfen – sechs Teams also, von denen nur zwei in den letzten acht Saisonspielen schlechter abschneiden müssen als der SVWW. Allerdings sind es eben auch nur noch acht Spiele und fünf davon gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel. Man kann nur hoffen, dass am kommenden Samstag mit dem neuen Coach gegen den direkten Konkurrenten Cottbus gewonnen wird und in der Woche drauf in Kiel gleich nochmal, um nicht völlig verzagt in die Partien gegen die Topteams zu gehen. Allein, der Glaube an eine Wende fällt schwer, es hat eher etwas vom Klammern an den berühmten Strohhalm.

Ein Abstieg in die Regionalliga wäre übrigens keinesfalls eine „Chance zur Erneuerung“ oder das „Ende mit Schrecken“ oder was einem sonst noch an positiv konnotierten Begriffen dazu einfallen mag, sondern nicht mehr und nicht weniger als das Ende des Profifußballs in Wiesbaden. Aus der Regionalliga mit ihrem furchtbaren Aufstiegsmodus wieder herauszukommen, wäre auch so schon schwierig genug, aber ich habe große Zweifel, ob Präsident und Geldgeber Markus Hankammer daran überhaupt interessiert wäre. Ihm wird ohnehin schon eine eher überschaubare Begeisterung für diesen Teil der väterlichen Hinterlassenschaft nachgesagt, sodass es ihm vielleicht gar nicht so ungelegen käme, einen Schlussstrich unter dieses teure Hobby zu ziehen und den ganzen Laden höchstens noch auf gehobenem Amateur-Niveau weiter zu betreiben. Wie schwer es ist, andere Sponsoren für den Fußballstandort Wiesbaden zu begeistern, sieht man ja beim Nachbarn an der Berliner Straße, die nach dem Rückzug von Andreas Reich möglicherweise freiwillig die Hessenliga verlassen. Sogesehen könnte das auf Eis gelegte Fusionsszenario vielleicht nochmal irgendwann Sinn ergeben, um wenigstens Regionalliga-Fußball in der Stadt zu erhalten.

Aber soweit sind wir noch nicht. Noch besteht die Möglichkeit, auch in der nächsten Saison an der Dritten Liga teilzunehmen. Ich bin gespannt, wer sich diese Aufgabe zutraut bzw. wem dies zugetraut wird. Bisher haben zum Klassenerhalt fast immer 40 Punkte gereicht (außer 2009 als Burghausen mit 40 Punkten aufgrund der schlechteren Tordifferenz abstieg) und sollte das auch dieses Jahr so sein, bräuchte der SVWW noch neun, besser zehn Punkte. Das wäre selbst mit dem Punkteschnitt von Sven Demandt zu schaffen, der die schlechteste Bilanz aller SVWW-Trainer hat, die wenigstens eine Halbserie lang in der Verantwortung waren.

Also auf geht’s, rotschwarze Jungs!

Update: Kaum, dass ich auf „Veröffentlichen“ geklickt habe, sehe ich im WK die Meldung, dass Torsten Fröhling neuer Trainer wird. Dann mal viel Erfolg!