2. Bundesliga, 14. Spieltag: SVWW – Holstein Kiel 3:6

Tore: Schäffler (5., 52.), Kyereh (30.) – Iyoha (8.), Mühling (21., 27.), Serra (29.), Özcan (50.), Meffert (94.)

Das Spiel in maximal fünf Worten: Vollkatastrophe.

Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
An sich begann das Spiel perfekt. Erster Wehener Angriff über die linke Seite, Kiels Wahl versuchte Dittgens Hereingabe wegzuschlagen, traf dabei aber Kyereh, der knapp vor ihm am Ball war. Schiedsrichter Siewer zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, aber dann wollte es der Videoassistent ganz genau wissen und prüfte über zwei Minuten lang. Schließlich durfte Schäffler antreten und erzielte das 1:0. Kyereh hatte kurz darauf sogar das 2:0 auf dem Fuß, brauchte aber zu lange beim Abschluss. Die Freude über den guten Auftakt hielt jedoch nicht lange an, denn auch der erste Kieler Angriff war direkt erfolgreich. Die SVWW-Defensive sah dabei alles andere als gut aus. Kiel erkannte offenbar die Schwäche der vermeintlich eingespielten linken Wehener Abwehrseite und spielte sich ein ums andere Mal durch, nach 20 Minuten fiel folgerichtig das 1:2. Zur Abwechslung kamen die Gäste dann auch mal über rechts und eine Flanke landete an Medics Arm – aus meiner Sicht keine unnatürliche Haltung und dazu aus sehr kurzer Distanz, aber was weiß ich schon? Der VAR prüfte und prüfte und schon wenige Minuten später empfahl er dem Schiedsrichter, sich die Szene selbst anzuschauen, der dann auch nochmal genau hinschaute und schließlich auf Strafstoß entschied – das 1:3. Zu allem Überfluss patzte auch noch der sonst so starke Lindner, 1:4. Zum Abschluss dieser absurden Anfangshalbenstunde traf auch noch Kyereh – ach nein, zurückgenommen wegen Handspiel – oder sollen wir vielleicht noch mal eine Weile prüfen? Na also, Treffer zählte irgendwann dann doch, „nur“ noch 2:4. Röcker kam für den diesmal völlig indisponierten Medic und Rehm stellte auf Viererkette um, was den konfusen Haufen zumindest etwas stabilisierte. Es gab sieben Minuten Nachspielzeit zur ersten Halbzeit und damit war die durch VAR-Intervention verschwendete Spielzeit noch nicht mal komplett ausgeglichen. Der SVWW kam mit neuem Mut aus der Kabine, aber nach einer eigenen Ecke und anschließendem Kieler Befreiungsschlag stellte sich Mockenhaupt als letzter Mann im Mittelkreis reichlich dämlich an, Özcan lief mit Ball auf und davon und erzielte das 2:5. Das war aber kurioserweise noch nicht die Entscheidung, denn im direkten Gegenzug hielt Schäffler seinen Fuß in einen Niemeyer-Schuss und verkürzte zum 3:5. Wehen war jetzt am Drücker und hatte durch Kyereh auch die Chance auf den Anschluss – wäre das 4:5 gefallen, hätte man durchaus noch punkten können, aber irgendwann war die Druckphase vorbei und Kiel kam zu einigen Kontern. Den letzten nutzten die Gäste zum 3:6-Endstand. Wenigstens war dazu keine VAR-Überprüfung mehr notwendig.

Liebling des Spiels: Der junge Mann von den Supremus, der beim Elfmeter für Kiel auf den Zaun kletterte und sein nacktes Gesäß zeigte. Normalerweise finde ich derartige Aktionen eher peinlich und nervig, aber in diesem Fall war es absolut angemessen.

Szene des Spiels: Ach, wo soll man anfangen?

Vor dem Spiel: War man beim SVWW so stolz auf die defensive Stabilität: nur drei Gegentore in den letzten sechs Spielen, Ligabestwert in diesem Zeitraum! Jetzt müsse man nur wieder mehr Tore schießen.

Nach dem Spiel: Vermisst man die Balance zwischen Offensive und Defensive – sag bloß.

Das fiel auf:
+ Tatsächlich, der SVWW kann noch Tore schießen.
– Leider war das eigene Abwehrverhalten schlicht katastrophal.
Bielefeld reloaded, bloß noch etwas wilder und mit VAR als Sahnehäubchen.

Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau, DAZN (Video)

Zuschauer: 4.053, davon ca. 400 Gästefans.

Tabelle: Der SVWW bleibt natürlich Letzter, der Abstand zu Platz 16 ist auf vier Punkte angewachsen.

Serien und Rekorde: Gerade war man nicht mehr die Mannschaft mit den meisten Gegentoren, lässt man sich wieder tüchtig den Arsch versohlen – nach den Spielen gegen Regensburg und Bielefeld schon das dritte Heimspiel mit fünf oder mehr Gegentreffern. Aber immerhin trifft Schäffler wieder und führt (gemeinsam mit Bielefelds Klos) die Torjägerliste an. Juhu.

Ansonsten:  Diese VAR-Scheiße kann einfach so nicht weitergehen. Selbst wenn die Entscheidungen am Ende korrekt sein mögen (wobei ich beim Elfer für Kiel starke Zweifel habe, s. o.), kann es doch nicht sein, dass das jedesmal mindestens zwei, drei Minuten dauert. Wenn nicht innerhalb von zwei Wiederholungen klar ist, dass der Schiedsrichter falsch liegt, kann es sich doch unmöglich um einen gravierenden Fehler handeln. Gründlichkeit vor Geschwindigkeit schön und gut, aber das kann man schlicht niemanden zumuten. Wenn DFB/DFL das nicht sehr schnell sehr viel besser hinkriegen, kann man das ganze VAR-Thema begraben.

Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag um 13 Uhr auswärts beim 1. FC Nürnberg.