2. Bundesliga, 15. Spieltag: 1. FC Nürnberg – SVWW 0:2

Tore: Schäffler (4.), Kyereh (48.)

Das Spiel als Tautogramm: Frühe Fackeln frustrieren frierende Franken.

Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Wie erwartet kehrte Titsch Rivero anstelle von Lorch in die Startelf zurück und ebenfalls nicht überraschend blieb Medic draußen. Seinen Platz übernahm aber nicht Röcker, der sich wohl im Abschlusstraining verletzte, sondern Chato. Der Rest blieb gegenüber dem letzten Spiel unverändert, also mit Ajani rechts hinten und Kyereh davor.
Der SVWW begann munter und hatte durch Dittgen einen ersten Abschluss – oder war es eine Hereingabe, die Schäffler verpasste? Das konnte man aus dem Gästeblock in ca. 200 Metern Entfernung nicht wirklich erkennen. Kurz darauf behauptete Mockenhaupt sehr gut den Ball an der Seitenauslinie und bediente Schäffler mit einem Steilpass, der gekonnt den Torwart überlupfte. Die Abseitsfahne ging hoch, aber nach einer diesmal recht zügigen Überprüfung durch den Videoassistenten zählte das Tor. Schon wieder eine frühe Führung, aber anders als letzte Woche gegen Kiel fing man sich nicht direkt den Ausgleich, sondern stand im Gegenteil defensiv wieder sehr stabil gegen einen verunsicherten Gegner. Erst kurz vor der Halbzeitpause hatten die Gastgeber ein paar Chancen, die aber durch Lindner und seine Vorderleute vereitelt wurden. Die zweite Halbzeit begann sehr ähnlich wie die erste. Diesmal spielte Mrowca nach wenigen Minuten den Pass und Kyereh erlief den Ball, der mit einem herrlichen Lupfer zum 2:0 traf (s. u.). Die Club-Spieler schienen fast so schockiert wie die Heimfans, die ihren Support völlig einstellten. Nach einer Stunde lag der Ball doch mal in Lindners Tor, aber der Treffer zählte wegen Abseits nicht (dazu brauchte es auch keinen VAR). Auf der anderen Seite gab es nach Foul an Kyereh einen Strafstoß für den SVWW, aber auch dieser wurde zurückgenommen, da Kyereh zuvor den Ball mit dem Oberarm berührt hatte. Die Versuche der Gastgeber wurden immer verzweifelter, was meistens in Fernschüsse resultierte, die gar nicht aufs Tor kamen. Was dann aufs Tor kam, wurde mit vereinten Kräften abgewehrt, notfalls von einem Verteidiger auf der Linie. Wehen hatte auch noch ein paar Kontergelegenheiten, scheiterte aber entweder am Torwart (Schäffler mit einem weiteren Lupfer) oder spielte den Angriff schlecht zu Ende. Am Ende blieb es beim durchaus verdienten 2:0-Auswärtssieg, durch den man den 1. FC Nürnberg mit in die Abstiegszone hineinzog.

Liebling des Spiels: Paterson Chato. Die Allzweckwaffe spielte erstmals beim SVWW in der Innenverteidigung und machte das sehr gut. OK, sämtliche Befreiungsschläge oder gezielten Bälle nach vorne landeten beim Gegner oder im Nichts (was sich im Lauf der Partie schon zum Running Gag entwickelte), aber seine Hauptaufgabe in der Defensive löste er glänzend. Sinnbildlich die Szene in der zweiten Halbzeit, als er den Ball von der eigenen Torlinie schlug und damit den Anschlusstreffer verhinderte.

Szene des Spiels: 48. Minute, Mrowca spielt einen hohen Ball nach rechtsaußen, Kyereh nutzt seine Geschwindigkeitsvorteile gegenüber seinem Gegenspieler und erkennt, dass Nürnbergs Torwart Dornebusch unnötigerweise aus seinem Tor gelaufen und nun wieder auf dem Rückweg ist. Die einzige Lösung ist ein Heber von weit außerhalb des Strafraums und genau diesen versucht Kyereh, trifft den Ball perfekt und erzielt somit das beruhigende 2:0.

Vor dem Spiel las man an der Autobahn kurz vor der Abfahrt zum Stadion „Ingolstadt 89 km“ – was sollte so nah an der Stätte des größten Triumphs der jüngeren Vereinsgeschichte schon schiefgehen?

Nach dem Spiel ließ es sich mit drei Punkten im Gepäck natürlich fröhlich nach Hause fahren.

Das fiel auf:
+ Nach dem defensiven Totalausfall gegen Kiel hat die Mannschaft wieder konzentriert verteidigt, den Gegner entnervt und im Zweifelsfall den Ball einfach von hinten rausgeschlagen. Das sieht nicht unbedingt schön aus, aber als größter Außenseiter der Liga darf man auch Außenseiterfußball spielen.
+ In sämtlichen Spielstatistiken war man dem Gegner deutlich unterlegen – außer bei Zweikämpfen. Daran sieht man mal wieder, dass 1. Zweikämpfe ein enormer Faktor sind 2. sich Fußball nicht immer gut in Zahlen beschreiben lässt – denn im Spiel war der SVWW nicht so unterlegen, wie es die Werte suggerieren.
+/- Wenn man die Kontergelegenheiten gegen einen aufmachenden Gegner noch besser ausspielt, kann man das Spiel früher endgültig entscheiden. Aber wir wollen nicht klagen, denn die Chancenverwertung zuvor war schon perfekt.

Das schreiben die anderen: WK, kicker, Clubfans United, Total Beglubbt (Podcast), DAZN (Video)

Zuschauer: 28.167, davon etwa 200 Gästefans (inklusive einiger Ingolstädter).

Tabelle: Dank der gleichzeitigen Dresdner Niederlage überholt der SVWW Dynamo und verbessert sich mit 13 Punkten auf den vorletzten Platz. Der Abstand zu Platz 16 (Nürnberg) und 15 (St. Pauli) beträgt zwei Punkte.

Serien und Rekorde: Der erste Auswärtssieg ohne Gegentreffer seit dem 1:0 in Lotte Anfang Mai. Schäffler übernahm mit seinem elften Saisontor vorübergehend die Führung in der Torjägerliste, wurde aber am Sonntag von Fabian Klos wieder überholt.

Ansonsten: Das Max-Morlock-Stadion ist ein wirklich schönes Stadion und mit seiner achteckigen Grundform auch etwas Besonderes, aber zum Fußballschauen eher ungeeignet, zumindest aus dem Gästeblock im Unterrang hinter dem Tor.

Nächstes Spiel: Am kommenden Sonntag um 13:30 Uhr zuhause gegen den SV Darmstadt 98.