Die Wehenschau (KW 14/2020)

Gestern fand die DFL-Mitgliederversammlung erstmals per Videokonferenz statt. Wie erwartet folgte man der Empfehlung des Präsidiums und beschloss die weitere Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 30. April. Außerdem soll das kommende Lizenzierungsverfahren weniger streng sein und jeder Standort soll ein Konzept entwickeln, wie man mit möglichst wenig Personal Geisterspiele durchführen kann. Weitere Einzelheiten kann man beispielsweise beim kicker nachlesen.

Bis einschließlich des kommenden Wochenendes soll es generell kein Mannschaftstraining geben, auch das wurde am Dienstag beschlossen, aber Einzel- oder Gruppentraining ist offenbar okay. Der SVWW hat nach Ende der zweiwöchigen Heimquarantäne ein „individualisiertes Kleinstgruppentraining nach behördlichen Auflagen“ begonnen. Die Gruppen sind dabei strikt getrennt und haben fest zugeordnete Trainer oder Betreuer. Wie groß oder klein diese Gruppen sind, wurde leider nicht weiter ausgeführt. In der Öffentlichkeit dürfen sich ja nach aktuellen Regeln nicht mehr als zwei Personen, die nicht demselben Hausstand angehören, treffen. Sollte das der Maßstab sein, bräuchte jeder Spieler einen eigenen Trainer, wobei ich bezweifle, dass der Verein selbst unter Einbeziehung aller Jugendtrainer genügend Personal hat, um den gesamten Profikader eins zu eins betreuen zu können. Aber der Trainingsplatz wird wohl eher in die Kategorie Arbeitsplatz und nicht unter Öffentlichkeit fallen, sodass die „Kleinstgruppen“ wohl eher aus etwa drei, vier Spielern plus einem Trainer bestehen dürften.

Die allgemeine Hoffnung ist, dass man ab Anfang Mai die Saison mit Geisterspielen fortsetzen kann. Mittlerweile wurde mehr oder weniger offen bestätigt, dass die TV-Rechteinhaber nur zahlen müssen, wenn tatsächlich Spiele ausgetragen werden. Man erhofft sich aber irgendeinen Deal, weil ansonsten wohl so mancher Proficlub Insolvenz anmelden müsste. Auch SVWW-Sportdirektor Christian Hock ist davon überzeugt, dass die Saison irgendwie mit leeren Stadien zu Ende gespielt werden muss.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist das natürlich alles verständlich und nach diesem abrupten, wochenlangen Entzug würden sich wohl auch die meisten Fans freuen, wenigstens im Fernsehen wieder Fußball schauen zu können, aber die Vorstellung, dass die Entscheidungen über Meisterschaft, Aufstieg und Abstieg einfach so in leeren Stadien versickern, ist schon ziemlich grauenhaft. Stellen wir uns mal vor: letzter Spieltag, der SVWW hat gegen St. Pauli mit einem Sieg noch die Chance auf den Klassenerhalt, es steht bis kurz vor Schluss Unentschieden, dann fällt der entscheidende Treffer (diesmal nicht durch Alf Mintzel) – und der Jubel der Spieler verhallt einfach so vor leeren Tribünen. Puh, dann vielleicht doch lieber einfach die Saison abbrechen?

Immerhin scheint der Neubau der Westtribüne planmäßig voranzugehen, wie man drüben bei Facebook sehen kann. Je nachdem, ob und wie lange es auch in der nächsten Saison (wann auch immer diese beginnen wird) Geisterspiele geben wird, ist die Tribüne ja vielleicht schon bis zum nächsten Heimspiel mit Zuschauern fertig?


Wer sich zur Abwechslung mit etwas ganz anderem beschäftigen möchte, kann ja mal in die letzte NEL-Sonderfolge reinhören.