Die Wehenschau (KW 9/2022)

Drei Siege hintereinander, da kann man schon von einer kleinen Serie sprechen. Das reicht noch nicht, um schon wieder ernsthaft über den Aufstieg nachzudenken, aber zumindest vom (für die DFB-Pokal-Teilnahme berechtigenden) vierten Platz kann man vielleicht wieder träumen. Dazu kommt noch der Faktor X, nämlich das ungewisse Schicksal von Türkgücü München. Die SZ berichtet, dass der Spielbetrieb bis Ende März gesichert sei (vor allem, weil solange die Agentur für Arbeit per Insolvenzgeld die Gehälter bezahlt), aber ob es darüber hinaus weitergeht, ist höchst fraglich. Darüber haben, sofern nicht vorher noch ein neuer Geldgeber auftaucht, die Gläubiger mitzuentscheiden und zu denen gehört auch der SV Wehen Wiesbaden, weil die Ablöse für Paterson Chato nicht vollständig bezahlt wurde. Da der SVWW sportlich von einem Streichen aller Türkgücü-Resultate profitieren würde, also eine durchaus pikante Situation. Diese Entscheidung müsste aber bis Mitte April getroffen sein, denn sollte Türkgücü bis zum 35. Spieltag noch antreten, würden die Ergebnisse Bestand haben (und die restlichen Spiele ggf. kampflos für den Gegner gewertet werden). Bei Türkgücü selbst ist man offenbar noch optimistisch, zumindest hat der Verein wie alle anderen Drittligisten (und 25 Regionalligisten) Unterlagen für das Zulassungsverfahren für die kommende Drittligasaison beim DFB eingereicht.


Am Samstag empfängt der SV Wehen Wiesbaden die stark abstiegsbedrohten Würzburger Kickers und das könnte den einen oder anderen gedanklich schon die nächsten drei Punkte verbuchen lassen. Dass das leider allzuoft nach hinten losgeht, haben wir allerdings erst vor ein paar Wochen bei der Heimniederlage gegen Duisburg erlebt. Ich bin aber einigermaßen zuversichtlich, dass weder Trainer noch Mannschaft den Gegner unterschätzen, und hoffe auf eine konzentrierte Vorstellung.

Die Corona-Beschränkungen sind unverändert gegenüber den letzten Heimspielen. Neu ist, dass der Zaun zwischen N6 und N7 komplett abgebaut wurde, aber aufgrund der Auflagen des Gesundheitsamts müssen die Blöcke (per Flatterband) noch getrennt werden.


Im Fall des ehemaligen SVWW-Jugendtrainers, der des Kindesmissbrauchs beschuldigt wird, sind nach aktuellem Stand der Ermittlungen keine Spieler aus dem NLZ betroffen. Mittlerweile schreibt der Wiesbadener Kurier auch nicht mehr vom „SVWW-Missbrauchskandal“, sondern vom „Fall Sven B.“.


Kurzer Blick auf den Fußball in Hessen: Das Achtelfinale im Hessenpokal ist gespielt, größere Überraschungen blieben aber aus, abgesehen vielleicht davon, dass SVWW-Bezwinger Friedberg in Fernwald verloren hat. Der Antrag von Eintracht Frankfurt, in der kommenden Saison mit einer U23 in der Hessenliga anzutreten, wurde angenommen – aber das finden nicht alle Vereine gut. Meiner Meinung nach sollten neu gemeldete Mannschaften prinzipiell ganz unten anfangen müssen und nicht irgendwo mitten in der Ligenpyramide einsteigen dürfen, aber wir nehmen das mal so zur Kenntnis – vielleicht möchte sich der SVWW ja irgendwann auf dieses Beispiel berufen.


Was, wann, wo: 3. Liga, 29. Spieltag, Samstag, 5. März, 14:00 Uhr, zuhause gegen die Würzburger Kickers

Der Gegner: Die Würzburger Kickers trudeln dem zweiten Abstieg in Folge entgegen. Kurz nach dem Hinspiel wurde Trainer Torsten Ziegner entlassen, aber auch sein Nachfolger Danny Schwarz ist mittlerweile schon wieder Geschichte. Seit Mitte Februar hat Ralf Santelli die Mannschaft interimsweise übernommen, der auch letzte Saison schon in der Schlussphase den Abstieg begleiten durfte. Am vorletzten Spieltag gelang ein Sieg gegen Havelse, aber ansonsten hat man seit Ende Oktober nur vier weitere Punkte in Form von vier Unentschieden geholt. 23 Tore sind (gemeinsam mit Havelse) die wenigsten der ganzen Liga, sechs davon gehen auf das Konto von Marvin Pourié.

Das Spiel in der Hinrunde: Das 4:0 war der höchste Wehener Sieg in der bisherigen Saison, Nilsson erzielte dabei einen Hattrick.

Der Direktvergleich: Nach bisher sieben Spielen gegeneinander haben die Kickers mit drei Siegen noch leicht die Nase vorn.

Personelles: Mockenhaupt und der zuletzt wegen Hüftproblemen fehlende Lankford trainieren seit gestern wieder, aber man wird sicherlich kein Risiko mit einem verfrühten Einsatz eingehen. Kempe ist nach seiner fünften gelben Karte gesperrt und wird voraussichtlich von Rieble ersetzt, der möglicherweise auch deshalb in der Schlussphase in Dortmund ein paar Minuten sammeln durfte. Vorne hat Kauczinski ein bisschen die Qual der Wahl: Nilsson und Goppel sind gesetzt, Brumme mit seinem guten Lauf sollte man nicht herausnehmen und Thiel hatte in Dortmund auch zwei Torbeteiligungen. Andererseits haben sich Thiel und Prokop in den letzten Partien abgewechselt – mal schauen, wir der Trainer sich entscheidet.

Aufstellungstipp: Stritzel – Mrowca, Gürleyen, Carstens, Rieble – Jacobsen, Kurt – Goppel, Thiel, Brumme – Nilsson

Nach dem Spiel könnte der SVWW theoretisch bis auf Platz 4 springen, wobei das selbst im Idealfall schon rein von der Tordifferenz her schwer werden dürfte. Interessant wird der Blick auf die parallel stattfindende Partie Osnabrück gegen Kaiserslautern und am Sonntag Mannheim gegen Braunschweig.


Nachwuchs: Die U17 hat ihr Heimspiel gegen den FC Bayern München mit 1:3 verloren und hat jetzt sieben Punkte Rückstand auf den rettenden Platz 14. Am kommenden Samstag tritt man bei den Stuttgarter Kickers an. Auch die anderen Jugendmannschaften setzen ihre Meisterschaftsrunden fort.

Linktipp: Steven Ruprecht war im Podcast Badkurvenversteher zu Gast und spricht dabei u. a. auch über seine Zeit beim SVWW. Interessant fand ich vor allem, wie zerstritten die Mannschaft wohl unter Sven Demand war.

Ansonsten: Ziemlich ohnmächtig müssen wir anschauen, was gerade in der Ukraine passiert. Im Rahmen einer kleinen Hilfsaktion hat der Verein einen Minivan für einen Transport von Hilfsgütern bzw. Geflüchteten zur Verfügung gestellt – Daumen hoch!