Die Wehenschau (KW 35/2022)
Das Sommertransferfenster hat seit gestern geschlossen – endlich, möchte man hinzufügen, denn es fühlte sich irgendwie endlos an in diesem Jahr. Der SV Wehen Wiesbaden hat noch einen Abgang vermeldet: Dominik Prokop ist zu HNK Gorica in die erste kroatische Liga gewechselt. Damit endet eine Episode, die einst so großartig begann. Prokop kam als vereinsloser Spieler im Dezember 2020, traf direkt in seinen beiden ersten Spielen und war ein Hoffnungsträger für eine erfolgreiche Rückrunde. Im Februar verletzte er sich am Meniskus, musste operiert werden und fiel für den Rest der Saison aus. Der SVWW glaubte an ihn und verlängerte unmittelbar nach der OP den zunächst bis Saisonende geltenden Vertrag um zwei Jahre. Leider spielte der Österreicher nie mehr so groß auf wie in seinen ersten paar Einsätzen und war bestenfalls nur noch Einwechselspieler und seit geraumer Zeit nicht mal mehr das. Ein Neuanfang bei einem anderen Verein ist in so einem Fall das einzig sinnvolle und wir wünschen Dominik natürlich auch von dieser Stelle alles Gute!
Weitere Kaderveränderungen gab es in den letzten Tagen nicht mehr, der ebenfalls zuletzt unberücksichtigte Mehmet Kurt ist weiterhin da, und meine winzige Hoffnung auf eine Rückkehr von Maurice Malone blieb nicht mehr als eine kleine Träumerei. Malone wurde vom FC Augsburg zwar erneut verliehen, aber diesmal zum Wolfsberger AC in die österreichische Bundesliga.
Der Kader für die nächsten Monate ist nun also fix, widmen wir uns den aktuellen sportlichen Aufgaben. Nachdem das letzte Spiel in Ingolstadt mit einem nicht unbedingt erwarteten Sieg endete, steht direkt wieder ein schweres Auswärtsspiel an und zwar am Montagabend in Saarbrücken. Kann der SVWW auch gegen den bisher so defensivstarken Aufstiegskandidaten Torchancen erspielen? Es müssen ja gar nicht so viele sein, wenn man sie nur konsequent nutzt. Und die wichtigere Frage: schafft man es endlich mal, hinten den Laden dicht zu halten? Mit einem Sieg könnte man in die Spitzengruppe vorrücken, auch wenn die Tabelle zu diesem noch immer recht frühen Zeitpunkt eher nebensächlich ist. Zumindest deuten die Leistungen der letzten Wochen schon mal in die richtige Richtung, nämlich dass man jeden Gegner in der Liga schlagen kann. Klappt dann zwar trotzdem nicht immer, aber je besser man spielt, desto höher ist auf Dauer auch die Erfolgswahrscheinlichkeit, soviel Binsenweisheit sei an dieser Stelle mal erlaubt. Wäre ja schon schön, wenn ich nächste Saison in der ersten DFB-Pokalrunde auch den SVWW wieder sehen dürfte und nicht auf meinen „Erstverein“ ausweichen müsste…
Neben der Partie Saarbrücken gegen Wehen (4. gegen 5.) gibt es übrigens noch weitere interessante Duelle an diesem Spieltag. Tabellenführer 1860 spielt gegen Duisburg (6.) und Ingolstadt (ebenfalls 6.) muss nach Freiburg (3.). Am Tabellenende versuchen die beiden einzigen noch sieglosen Teams aus Essen und Aue heute Abend im direkten Aufeinandertreffen den ersten Dreier einzufahren.
Nächste Woche spielt der SVWW dann zuhause gegen Freiburg II und für Nachzügler wie mich gibt es die Gelegenheit, sich vorher noch eine Dauerkarte zu besorgen. Im Gegensatz zu früheren Jahren wurde diese nicht automatisch nach jedem Heimspiel etwas billiger (weil ja immer weniger Spiele enthalten sind), sondern blieb beim selben Preis wie zu Saisonbeginn. Nun wurde aus dem Slogan „19 Heimspiele zum Preis von 16“ die neue Variante „16 Spiele zum Preis von 14“, aber dabei soll es dann bis zur Winterpause bleiben. Warum man neuerdings so restriktiv unterwegs ist, habe ich noch nicht verstanden, aber gut, immerhin wissen wir jetzt Bescheid. Mit der Dauerkarte wird übrigens auch kein Topspiel-Zuschlag fällig, wobei mir auch hier schleierhaft ist, gegen welche Gegner man einen solchen Zuschlag erheben will.
Was, wann, wo: 3. Liga, 7. Spieltag, Montag, 5. September, 19:00 Uhr, auswärts beim 1. FC Saarbrücken
Der Gegner: Der 1. FC Saarbrücken ist eins von noch zwei ungeschlagenen Teams in der 3. Liga (neben Tabellenführer 1860 München), nach drei Siegen und drei Unentschieden steht man auf Platz 4, einen Punkt vor dem SVWW. Dabei geizt das Team von Trainer Uwe Koschinat mit Toren, die 12 Punkte hat man mit gerade mal sechs Treffern geholt – aber eben auch nur zwei Gegentore hinnehmen müssen (beide am vergangenen Wochenende beim 2:2 in Osnabrück, davor fünfmal zu null). Seit dem Wiederaufstieg vor zwei Jahren haben die Saarländer die Plätze 5 und 7 erreicht und natürlich ist das Ziel der Sprung in die 2. Bundesliga, wo man zuletzt 2006 gespielt hat. Dabei helfen sollen auch einige Ex-Wehener: Tobias Jänicke spielt schon seine siebte Saison beim FCS, während Tobias Schwede vor der laufenden Spielzeit dazustieß. Auch Co-Trainer Bernd Heemsoth ist aus seiner Zeit beim SVWW bekannt.
Die letzten Begegnungen: Vor fast genau einem Jahr gewann der SVWW ein wildes Spektakel mit 4:3 in Saarbrücken, als man eine 4:0-Halbzeitführung fast noch verspielte. Auch das Rückspiel gewann der SVWW, hier genügte ein Treffer von Nilsson zum 1:0-Sieg.
Der Direktvergleich geht mit insgesamt 9-6-3 klar an den SVWW. Wenn man nur die 3. Liga betrachtet, ist die Bilanz mit 7-4-1 sogar noch deutlicher. Die letzte Pflichtspielniederlage gegen Saarbrücken liegt elf Jahre zurück.
Personelles: Ob von den zuletzt maladen Spielern wieder welche zur Verfügung stehen, ist aktuell noch nicht bekannt. Vermutlich ist Stritzel wieder dabei, während Jacobsen, Kempe und Bauer noch fehlen dürften. Fest steht hingegen, dass Heußer seine Sperre abgesessen hat und wieder spielen darf.
Aufstellungstipp: Stritzel – Reinthaler, Carstens, Gürleyen – Goppel, Mrowca, Taffertshofer, Ezeh – Wurtz – Hollerbach, Froese
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 3 bis 11 stehen.
Nachwuchs: Für die Jugendteams ab der U15 beginnt am Wochenende die neue Saison, bis auf die U17 haben dabei alle Heimspiele. Wer mag, könnte sich am Samstagnachmittag beispielsweise ab 15 Uhr auf dem Halberg den U15+U19-Doppelpack geben oder am Sonntag ab 11 Uhr an gleicher Stelle das Debüt von Janic Vogler, dem Sohn von Steffen Vogler, als Trainer der U16.
Sonstiges: Der SVWW hat seinen Vertrag mit StatsBomb verlängert, einem Anbieter von Spiel(er)daten-Analysetools, dem vermutlich wichtigsten Werkzeug der Scouting- und Analyseabteilung.