Die Wehenschau (KW 8/2022)

Ahmet Gürleyen ist für seine Notbremse im Spiel gegen Erzgebirge Aue vom DFB erwartungsgemäß für zwei Spiele gesperrt worden. Wer weiß, möglicherweise hätte der SV Wehen Wiesbaden die Partie nicht verloren, wenn man nicht die meiste Zeit in Unterzahl gespielt hätte, aber sei’s drum, es ist nicht mehr zu ändern. Man würde dem Gegner auch Unrecht tun, wenn man die Niederlage nur darauf zurückführen würde, denn Aue hat schließlich gut gespielt, vor allem in der ersten Halbzeit.

Andererseits hatte der SVWW am Wochenende aber auch Glück, denn mehrere der direkten Konkurrenten gewannen ebenfalls nicht: Saarbrücken unterlag trotz zweimaliger Führung am Ende mit 3:4 dem FC Ingolstadt, der zuvor alle fünf Spiele seit der Winterpause verloren hatte; Osnabrück verlor nach sieben Siegen hintereinander zuhause gegen Bayreuth 2:3, obwohl man schon 2:0 geführt hatte – und bekam kurz vor Spielende beim Stand von 2:2 einen klaren Handelfmeter nicht; Dresden kam gegen Viktoria Köln nicht über ein 1:1 hinaus und 1860 München taumelt weiter und unterlag auf eigenem Platz Verl mit 0:3. Von den direkten Verfolgern gewann nur Mannheim und hat nun wie Saarbrücken 39 Punkte, fünf weniger als der SVWW. Dass Elversberg und Freiburg II ihre Partien gewannen, kann uns ziemlich egal sein. Die einen sind ohnehin schon fast außer Sicht, die anderen dürfen bekanntlich nicht aufsteigen.

An so einem Spieltag lässt sich die eigene Niederlage etwas leichter verschmerzen und dass man früher oder später auch wieder ein Spiel verliert, ist ohnehin nahezu unvermeidlich. Dafür geht es traditionell zu eng in der 3. Liga zu, das haben wir über die Jahre oft genug erfahren. Eine andere Erkenntnis (na gut, eher Binsenweisheit) ist, dass es vor allem darauf ankommt, möglichst konstant zu punkten. Zwischendurch mal verlieren kann passieren, aber bitte nicht mehrmals hintereinander. Das wird vor allem in den nächsten dreieinhalb Wochen entscheidend, wenn mit den Partien gegen Osnabrück, Ingolstadt, Saarbrücken, Freiburg und Mannheim gleich fünf Kracher hintereinander folgen (und zwischendurch will man sich im Hessenpokal auch nicht blamieren). Nach diesem Block wird man wahrscheinlich wissen, ob es tatsächlich etwas mit dem Aufstieg werden kann.

Gürleyen wird also gegen Osnabrück und Ingolstadt fehlen und sobald er zurückkehrt, droht ihm auch noch eine Gelbsperre. Sein Vertreter Max Reinthaler steht ebenfalls bei vier gelben Karten, was im ungünstigsten Fall dafür sorgen könnte, dass zwei der vier Innenverteidiger gleichzeitig fehlen würden (an Erkrankung oder Verletzung von Mockenhaupt und Carstens wollen wir gar nicht erst denken). Aber gut, noch ist nichts passiert und notfalls springt Allzweckwaffe Mrowca eben wieder ein. Apropos: Wäre schön, auch bei ihm mal was in Sachen Vertragsverlängerung zu hören – in einem Jahr hätte er zehnjähriges Jubiläum beim SVWW.


Einen neuen Vertrag hat seit gestern Emanuel Taffertshofer und sich damit ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk gemacht. Der ab morgen 28-jährige kam vorletzte Saison zunächst für ein Jahr, verlängerte dann nach Saisonende um ein weiteres und konnte nun frühzeitig für die nächsten zwei Jahre gebunden werden.


Die Ticketaktionen für die Heimspiele in der Brita-Arena nehmen kein Ende. Nach der Mega-Aktion zum Jahresauftakt gegen Elversberg gab es zuletzt Sitzplatztickets für 15€, nun folgt zum nächsten Heimspiel gegen Ingolstadt eine Bring-a-friend-Akion, bei der alle Dauerkarteninhaber ein zusätzliches Ticket gratis erhalten. Das ist einerseits natürlich nachvollziehbar, schließlich freuen wir uns alle, wenn das Stadion voller ist und idealerweise Leute dauerhaft für den Verein begeistert werden können, andererseits fühlt man sich als „Bestandskunde“ langsam etwas veräppelt. Wozu soll man sich noch eine Dauerkarte holen, wenn es ständig Aktionen gibt, durch die man günstig oder sogar gratis ins Stadion kann? Auch hier wäre wahrscheinlich die einfachste Lösung: Aufsteigen in die 2. Bundesliga. Dort werden dann (hoffentlich) deutlich weniger Aktionen nötig sein, um Zuschauer anzulocken.

Apropos: Möchte jemand für das Spiel gegen Ingolstadt ein Ticket für N6 geschenkt? Die erste Person, die mich drüben auf Mastodon kontaktiert, bekommt die Karte.


Wie oben schon kurz erwähnt steht zwischen den Top-Spielen in der Liga auch bald das Hessenpokal-Viertelfinale beim FSV Dörnberg an. Die Gastgeber stecken mitten in den Vorbereitungen und erwarten über 1.000 Zuschauer. Nächste Woche wird es eine NEL-Sonderfolge mit Gästen aus Dörnberg geben.


Was, wann, wo: 3. Liga, 24. Spieltag, Samstag, 25. Februar, 14:00 Uhr, auswärts beim VfL Osnabrück

Der Gegner: Beim Hinspiel war noch übergangsweise Co-Trainer Tim Danneberg für die Mannschaft verantwortlich, bevor Ende August Tobias Schweinsteiger verpflichtet wurde. Für den älteren Bruder von Weltmeister Bastian ist es die erste Station als Chefcoach. Zu Anfang lief es noch eher durchwachsen und nach dem 15. Spieltag fand sich der VfL nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen wieder. Durch eine Serie von sieben Siegen sind die Niedersachsen aber nun wieder im Aufstiegsrennen zurück. Die 45 erzielten Tore sind zweitbester Wert der Liga, beste Torschützen sind Erik Engelhardt und Ba-Muaka Simakala mit 10 bzw. 9 Treffern. Der Ex-Wehener Paterson Chato kommt auf 19 Einsätze, allerdings die meisten nach Einwechslung gegen Spielende.

Das Spiel in der Hinrunde: Obwohl der SVWW das Spiel weitgehend dominierte, musste man sich mit einem 1:1 begnügen.

Der Direktvergleich in diesem Klassiker spricht für den SVWW: von insgesamt 27 Begegnungen (21 in der 3. Liga, sechs in der 2. Bundesliga) gewann man 14, bei sechs Unentschieden und sieben Niederlagen.

Personelles: Wie erwähnt ist Gürleyen gesperrt, ansonsten scheinen alle einsatzbereit zu sein, die Langzeitverletzten mal ausgenommen. Florian Stritzel ist immerhin wieder im Training, es geht also voran.

Aufstellungstipp: Lyska – Mockenhaupt, Carstens, Reinthaler – Goppel, Jacobsen, Heußer, Ezeh – Wurtz – Hollerbach, Prtajin

Nach dem Spiel könnte der SVWW wieder auf Platz 2 zurückkehren, zumindest bis Montagabend, wenn Freiburg in Köln spielt.

Beitragsbild: Ramsch (Wikipedia)