Die Wehenschau (KW 14/2023)

Das Schöne am Fußball ist ja bekanntlich, dass man vorher nicht weiß, wie es ausgeht. Das gilt insbesondere für die 3. Liga, wo „jeder kann jeden schlagen“ nicht nur eine Phrase ist. Vor dem Spiel des SV Wehen Wiesbaden gegen den FSV Zwickau am vergangenen Wochenende hätten sicherlich nicht wenige eher mit einem souveränen Sieg des Gastgebers gerechnet, spätestens zur Halbzeitpause klang dann aber auch die Möglichkeit einer deprimierenden Heimniederlage ziemlich realistisch. Am Ende wurde es dann ein hochemotionaler Last-Minute-Sieg in einem Spektakelspiel, der so manchen Erstbesucher in O14 zum Wiederkommen animieren wird. Tatsächlich hörte ich nach dem Spiel einige jüngere Zuschauer begeistert „ich bin jetzt Fan“ sagen. So wünscht man sich das doch. Nebenbei: Brooklyn Ezeh hat es diesmal nicht nur in die „Elf des Spieltags“ von Magenta Sport, sondern auch des Kicker geschafft.

Vor einigen Jahren waren Spiele, bei denen vorher Freikarten verteilt wurden, fast schon ein Garant für einen gruseligen Kick – vielleicht täuscht mich da aber auch die Erinnerung. Oder es gab damals generell seltener gute Spiele in der Brita-Arena als heutzutage, weshalb der SVWW auch jahrelang von einem Aufstieg in die 2. Bundesliga weit entfernt war. Das ist aktuell bekanntlich anders und man kann nur hoffen, dass die Mannschaft bis zum Schluss durchzieht. Immerhin, das Minimalziel Klassenerhalt ist auch rechnerisch schon geschafft, denn schlechter als Platz 14 wird der SVWW in dieser Saison nicht mehr abschneiden können.


Ein Nachteil der noch ungewissen Ligenzugehörigkeit der nächsten Saison ist sicherlich, dass einige Personalentscheidungen noch nicht getroffen werden können. Bei den Trainern klappt das noch, nach Chefcoach Markus Kauczinski haben nun auch Co-Trainer Nils Döring und Torwart-Trainer Marjan Petkovic neue Verträge bis 2025 unterschrieben. Bei manchen Spielern ist das schon schwieriger, da jemand wie Benedict Hollerbach sicher nicht länger in der 3. Liga bleiben wird. Insofern ist es schon eine gute Nachricht, wenn es keine Nachrichten gibt, denn solange kann man sich noch Hoffnung auf einen Verbleib im Aufstiegsfall machen.

Interessant könnte die Situation bei Arthur Lyska werden. Sein Vertrag gilt auch noch für die nächste Saison, aber möglicherweise möchte er nicht mehr in die Rolle des Ersatztorwarts zurück. Zumindest wird Waldhof Mannheim Interesse an einer Verpflichtung nachgesagt.

Unser letzter Aufstiegstorwart, Markus Kolke, wechselte ja seinerseits unter etwas seltsamen Umständen zu Hansa Rostock. Dort wird er auch bleiben, denn er hat gerade seinen Vertrag ligenunabhängig verlängert.


Was, wann, wo: 3. Liga, 31. Spieltag, Samstag, 8. April, 14:00 Uhr, auswärts beim VfB Oldenburg

Der Gegner: Die Aufsteiger aus der Regionalliga Nord hatten es zuletzt schwer in der 3. Liga. Vor zwei Jahren stieg der VfB Lübeck nach nur einer Saison direkt wieder ab, letztes Jahr erging es dem TSV Havelse ebenso und dieses Jahr könnte dem VfB Oldenburg dasselbe Schicksal drohen. Um das zu verhindern haben sich die Niedersachsen kürzlich von Aufstiegstrainer Dario Fossi getrennt und unter dem neuen Coach Fuat Kilic hat Oldenburg immerhin gleich zwei Spiele gewonnen (gegen die direkten Konkurrenten Dortmund und Bayreuth). Damit war man kurzzeitig punktgleich mit dem ersten Nichtabstiegsplatz, hat seither aber auch wieder zweimal verloren (gegen Köln und Aue) und nun wieder vier Punkte Rückstand. Die zweitmeisten Gegentore der Liga (56, nur übertroffen von Bayreuth mit 57) rühren teilweise daher, dass man schon zehn Strafstöße verursacht hat, was mit Abstand der Ligahöchstwert ist. Die besten Torschützen sind Max Wegner und Manfred Starke mit jeweils sechs Treffern.

Das Spiel in der Hinrunde gewann der SVWW nach kurzzeitigem Rückstand mit 3:1. In der ersten Halbzeit sorgte ein durchgehendes Pfeifkonzert für den Höhepunkt der Proteste gegen die Zweitverein-Kampagne.

Der Direktvergleich geht an den SVWW, denn das Spiel in der Hinrunde war die bisher einzige Begegnung beider Vereine.

Personelles: Reinthaler fehlt wegen seiner fünften gelben Karte und ich kann mir verschiedene Varianten denken, wie Kauczinski stattdessen aufstellt: entweder Mockenhaupt wieder in die Abwehr (dafür Mrowca auf die rechte Außenbahn) oder Fechner in die Abwehr (wie in der 2. Halbzeit gegen Zwickau) oder eben Mrowca nach hinten – wobei mir die letzte Variante am wenigsten gefallen würde. Vielleicht kommt es ja auch endlich zum Comeback von Goppel oder Brumme, dann bräuchte man auf der Außenbahn nicht improvisieren.

Aufstellungstipp: Lyska – Mockenhaupt, Carstens, Gürleyen – Mrowca, Jacobsen, Fechner, Ezeh – Wurtz, Froese – Hollerbach

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 2 bis 4 stehen.

Beitragsbild: Luftaufnahme Marschweg-Stadion Oldenburg von Bin im Garten (Wikipedia)