Relegation, Rückspiel: Arminia Bielefeld – SVWW 1:2
Tore: Klos (4.) – Hollerbach (35., 45.)
Das Spiel in maximal fünf Worten: Es ist vollbracht.
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Kauczinski setzte auf dieselbe Startelf wie im Hinspiel, während sein Gegenüber Uwe Koschinat einige Spieler tauschte, u. a. begann Fabian Klos. Wenn aus Sicht der Arminia noch ein Wunder gelingen sollte, sah der Plan höchstwahrscheinlich so aus, dass man früh ein, besser zwei Tore vorlegen wollte. Und tatsächlich traf Klos nach vier Minuten mit einem Volleyschuss, bei dem Stritzel ziemlich unglücklich aussah. Es folgten weitere Chancen, u. a. ein Kopfball an die Latte, und aus Wehener Perspektive war es dann doch etwas stressiger als erhofft. Der SVWW hatte seinerseits allerdings auch erste Torannäherungen durch Prtajin und nach etwa zwanzig Minuten bekam man das Bielefelder Pressing besser in den Griff. Der Plan der Gäste war ziemlich offensichtlich: Hollerbach steil schicken und wenn er einmal durchkommt und trifft, ist die Sache entschieden. Einige Male konnten die Gastgeber diese Versuche noch vereiteln, aber nach 35 Minuten setzte Prtajin seinen Kollegen gut ein, der einmal mehr seine Geschwindigkeit nutzte und auch im Abschluss cool blieb. Unmittelbar vor der Pause traf Hollerbach, diesmal durch einen abgefälschten Schuss, erneut und mit dem Gesamtergebnis von 6:1 war die Relegation dann endgültig entschieden. In der zweiten Halbzeit bemühte Arminia sich noch etwas, während der SVWW viel den Ball laufen lassen konnte und noch die eine oder andere Chance zum 3:1 hatte. Für die letzten paar Minuten durfte Dennis Kempe in seinem letzten Profispiel nochmal aufs Feld, und kurz darauf war es dann offiziell: der SV Wehen Wiesbaden ist zum dritten Mal nach 2007 und 2019 in die 2. Bundesliga aufgestiegen!
Liebling des Spiels: Natürlich muss man Benedict Hollerbach mit seinem Doppelpack hervorheben, aber auch der Rest der Mannschaft hat eine hervorragende Leistung geboten. Als Beispiel sei Gino Fechner genannt, der wieder mal überall da aufräumte, wo er gerade gebraucht wurde.
Szene des Spiels: Der Knackpunkt im Spiel war das 1:1 nach 35 Minuten: Prtajin kann einen Befreiungsschlag von Stritzel an der Mittellinie unter Kontrolle bringen und schickt Hollerbach auf die Reise. Dieser zieht davon und schießt den Ball durch die Beine des Torwarts ins Netz. Durchaus bewegend aber auch die Auswechslung von Bielefelds Ikone Klos in der 81. Minute, als nicht nur sämtliche Heimfans, sondern auch der Gästeblock applaudierte.
Vor dem Spiel zeigten die Bielefelder mit Pfiffen und Spruchbändern ihre Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation. Einerseits verständlich, aber andererseits ist mir spontan kein Fußballwunder erinnerlich, dass ohne die Unterstützung des Publikums geschah. Sollte uns, die wir nicht an einem Wunder interessiert waren, aber recht sein.
Nach dem Spiel: Keine Platzbegehung, die Mannschaft auch nicht im Block, aber trotzdem schön gefeiert im Stadion – und nach der Rückkehr auch noch in Wiesbaden. Mocke bekam derweil eine neue Frisur verpasst.
Das fiel auf:
– In der Anfangsphase kam der SVWW mit dem Bielefelder Pressing nicht gut zurecht und wurde zu zahlreichen Fehlern genötigt. Auch als man das Spiel besser im Griff hatte, war noch ein paarmal Glück nötig.
+ Dennoch hat man nicht die Ruhe verloren und auf die eigenen Stärken vertraut – und wurde dafür belohnt.
Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau
Zum Nachschauen: Sportschau (Zusammenfassung), ran (Spiel in voller Länge)
Zuschauer: 23.433, davon etwa 700 Gästefans.
Serien und Rekorde: Der SVWW gewinnt bei seiner zweiten Teilnahme auch zum zweiten Mal eine Relegation. Anders als beim äußerst knappen Erfolg über Ingolstadt vor vier Jahren erreichte man aber diesmal mit 6:1 das höchste Gesamtergebnis, seit 2009 die Relegation zwischen 2. und 3. Liga eingeführt wurde.
Nächstes Spiel: Das nächste Pflichtspiel wird der erste Spieltag der 2. Bundesliga am letzten Juli-Wochenende sein. Davor gibt es im Rahmen der Saisonvorbereitung sicher ein paar Testspiele.
Hallo Gunnar, danke für die tolle Zusammenfassung. Ich finde auch, dass sich Gino Fechner in den letzten Spielen der Saison enorm gesteigert hat.
Viele Grüße Heiko
Hallo Gunnar, toller Blog. Chapeau!
Das war ein wirklich aufregendes Saisonfinish mit der vielleicht besten Truppe, die der SVWW je hatte. Ein Jammer aber, dass diese Mannschaft just in dem Moment, wo der Aufstieg tatsächlich geschafft wurde, auseinanderbricht. Verkehrte Welt: Eigentlich ein Vorgang den man eher bei Absteigern beobachten kann. Unter anderem verlassen die Top-Leistungsträger Gürleyen, Capitano Wurtz, Ezeh und Hollerbach (mal sehen ob Prtajin zu halten ist) die Mannschaft. Ganz offensichtlich dient der SVWW vielen Profis als Zwischenstation oder Sprungbrett in höherklassige Vereine. Vielleicht spielt ja bei der mangelnden Bindungskraft des Vereins auch der geringe Fanzuspruch eine Rolle. Wer regelmäßig zu Hause gefühlte Auswärtsspiele erlebt ober nach einem erfolgreichen Herzschlagfinale in der Relegation von der eigenen Stadt weitestgehend ignoriert wird (der Rathausempfang vor 400 Leutchen war zum Fremdschämen), dem wird eine Identifikation mit der Stadt und dem Verein auch nicht gerade leicht gemacht.
Also hoffen wir auf ein gutes Händchen bei den Neuverpflichtungen und mehr Enthusiamus der Wiesbadener. Forza SVWW!
Hallo Sebastian,
danke für Deinen Kommentar. Dass einige Spieler (wahrscheinlich) gehen werden, die man gerne behalten würde, ist der Preis des Erfolgs. Immerhin hat sich der SVWW in den letzten Jahren erfolgreich zu einem Sprungbrett entwickelt – das war ja viele Jahre überhaupt nicht der Fall und kaum ein Spieler hat es noch in eine höhere Liga geschafft.
Das Thema Fanzuspruch ist hier (leider) ein Dauerbrenner, aber auch da tut sich in letzter Zeit etwas. Mehr dazu und auch zum Rathausempfang in Kürze in unserer nächsten Podcast-Folge.
Hallo Gunnar, vollkommen richtig, die positiven Dinge hervorzuheben. An dieser Spielzeit gibt es so gar nix zu Meckern und der Dank gilt allen Spielern, die sich so reingehauen haben,
In der FAZ war kürzlich ein interessanter Artikel über Paul Fernie und seine sehr gute Arbeit als sportlicher Leiter des SVWW. Das stimmt auch optimistisch und man darf gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht.