Die Wehenschau (KW 23/2023)

Das 4:0 im Relegationshinspiel gegen Arminia Bielefeld ist ein ebenso überraschendes wie überragendes Ergebnis. Die am weitesten verbreitete Reaktion nach dem Spiel dürfte auf beiden (Fan-)Seiten so etwas wie „das Ding ist durch“ gewesen sein, aber mit etwas mehr Abstand und etwas weniger Endorphin (und ggf. Alkohol) in der Blutbahn tut man gut daran, nicht voreilig den Aufstieg zu feiern. Mit verfrühten Feiern haben wir ja erst vor kurzem unsere Erfahrungen gemacht und außerdem wissen wir, dass im Fußball die verrücktesten Dinge passieren können. In der letzten Saison beispielsweise hat der SVWW in Saarbrücken um ein Haar eine 4:0-Halbzeitführung verspielt und vor ein paar Wochen hat in England Peterborough United im Hinspiel der Aufstiegsrunde 4:0 gegen Sheffield Wednesday gewonnen – und nach einem 1:5 im Rückspiel dann im Elfmeterschießen verloren. Ich bezweifle, dass Markus Kauczinski in seiner Ansprache an die Mannschaft solche warnenden Beispiele anführt, aber sicherlich wird er seinen Spielern klarmachen, dass es nochmal 90 Minuten höchster Konzentration bedarf, um in Bielefeld zu bestehen. Allerdings scheinen das die Spieler ohnehin schon verinnerlicht zu haben, denn schon in den Interviews nach dem Hinspiel war die Rede davon, dass „der Job noch nicht erledigt“ sei. Wenn es wie in den letzten beiden Partien gelingt, in der Defensive grobe Schnitzer zu vermeiden, und man vorne die eine oder andere Chance nutzt (und es werden sich früher oder später bestimmt Räume ergeben), dann sollte das große Ziel am Dienstagabend um kurz nach halb elf zu erreichen sein.

Anders als in Ingolstadt vor vier Jahren würden wir als Gästefans wohl kaum auf den Platz zum Feiern dürfen, da das Bielefelder Publikum das vermutlich nicht goutieren würde. Macht aber auch nichts, die Mannschaft könnte ja stattdessen zu uns in den Block kommen. Solche Trottel wie der eine SVWW-Fan, der am Freitagabend während der Spielunterbrechung auf den Platz lief und vor dem Gästeblock provozierte, brauchen wir dabei übrigens nicht. Immerhin dürfen wir ins Stadion, denn ein eventuelles Geisterspiel aufgrund der Vorkommnisse im Hinspiel ist wohl so kurzfristig nicht durchsetzbar.

Wer nicht mit nach Bielefeld fahren kann, das Spiel aber auch nicht zuhause im Fernsehen schauen mag, kann zum „Public Viewing“ auf den Mauritiusplatz kommen. Zumindest hat Stefan Blöcher das auf Instagram angekündigt, nachdem es tags zuvor noch hieß, dass die Idee aufgrund der Kurzfristigkeit wieder aufgegeben worden sei. Das dürfte das erste mal sein, dass ein Spiel des SVWW in dieser Form in Wiesbaden gezeigt wird. Sollte der Aufstieg gelingen, wird es am Mittwoch dann einen Empfang im Rathaus geben, vermutlich gefolgt von einer Party an der Brita-Arena.


In die Brita-Arena kann der geneigte SVWW-Fan auch gleich am Donnerstag wieder, wenn der Junioren-Doppelpack gegen den 1. FC Kaiserslautern ansteht. Sowohl die Wehener U19 als auch die U17 wurden Hessenmeister und spielen nun um den Aufstieg in die A- bzw. B-Junioren-Bundesliga. Das Spiel der U17 beginnt um 12 Uhr und das der U19 um 16 Uhr. Die Eintrittskarte gilt für beide Spiele, Dauerkarteninhaber erhalten freien Eintritt, müssen aber vorher ein kostenloses Ticket buchen.


Am Samstag fand außer dem DFB-Pokalfinale auch der Finaltag der Amateure statt, an dem in zahlreichen Landespokalendspielen die letzten DFB-Pokalteilnehmer der nächsten Saison ermittelt wurden. Den Hessenpokal gewann der FSV Frankfurt im Elfmeterschießen gegen den TSV Steinbach Haiger. Amin Farouk, der 70 Minuten spielte, kommt nach seiner Leihe also als Pokalsieger zurück zum SVWW – sofern er denn zurückkommt, denn optimal ist seine Leihe nicht verlaufen. Aufgrund eines Muskelfaserrisses hat er die Hälfte der möglichen Spiele verpasst, sodass er nicht so viel Spielpraxis bekommen hat wie erhofft. Ob er sich damit für die 3. Liga oder gar 2. Bundesliga empfehlen kann, ist zumindest zweifelhaft.

Gustaf Nilsson hat mit Royal Union Saint-Gilloises den Gewinn der belgischen Meisterschaft knapp verpasst. Bis zur 89. Minute hatte man die Nase vorne, bevor man noch gegen Brügge verlor, während Royal Antwerp in der Nachspielzeit der entscheidende Treffer gelang. Saint-Gilles ist somit am Ende nur Dritter und kann sich nur noch für die Conference League qualifizieren.


Was, wann, wo: Relegation, Rückspiel, Dienstag, 6. Juni, 20:45 Uhr, auswärts bei Arminia Bielefeld

Den Gegner brauche ich nicht erneut vorstellen, wer mag kann ja nochmal die letzte Wehenschau durchlesen.

Das Hinspiel dürfte ebenfalls noch jedem im Gedächtnis sein (vierzunull!).

Der Direktvergleich hat sich leicht auf 2S/3U/4N verbessert.

Personelles: Ezeh musste am Freitag ausgewechselt werden. Von außen sah es nach Wadenkrampf aus und ist bis morgen hoffentlich kein Problem mehr. Reinthaler steht nach abgesessener Rotsperre wieder zur Verfügung, aber gut möglich, dass Kauczinski seine erfolgreiche Startelf vom Freitag unverändert beginnen lässt. Brumme saß am Freitag auf der Bank, Goppel nicht, aber vielleicht dürfen beide gegen Ende noch für ein paar Minuten spielen.

Aufstellungstipp: Stritzel – Fechner, Gürleyen, Mrowca – Mockenhaupt, Jacobsen, Heußer, Ezeh – Wurtz – Hollerbach, Prtajin

Nach dem Spiel ist die Saison 2022/23 auch für den SVWW vorbei. Wenn alles gut geht, steht schon am letzten Juli-Wochenende das erste Pflichtspiel der neuen Saison an.

Beitragsbild: Christian Jenisch