Die Wehenschau (KW 31/2023)
Nach zähem Ringen wurde die kleine Transfersaga um Benedict Hollerbach letzte Woche zu einem Abschluss gebracht. Der Stürmer wechselte dann doch zu Union Berlin, angeblich für eine Ablöse von bis zu zwei Millionen Euro inklusive möglicher Bonuszahlungen. Fünfzehn Prozent davon kann der SVWW allerdings direkt an den VfB Stuttgart weiterreichen, von dem Hollerbach vor drei Jahren zwar ohne Ablöse, aber offenbar mit einer entsprechenden Klausel nach Wiesbaden gewechselt war. Der offenen Ablehnung von manchen Berliner Fans aufgrund Hollerbachs Instagram-Aktivitäten will Union direkt Wind aus den Segeln nehmen und den Spieler einnorden. Wir bedanken uns jedenfalls bei „Holler“ für seine Leistungen, gratulieren zum Aufstieg in die erste Liga und wünschen alles Gute für die Zukunft.
Der SVWW muss also den Verlust eines weiteren Leistungsträgers der vergangenen Saison verkraften, hat aber zwischenzeitlich einen Ersatz verpflichtet. Aus der slowenischen ersten Liga kommt Franko Kovačević, ein 23-jähriger Stürmer bzw. Linksaußen. Der Kroate war schon mal bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Nach einigen weiteren Stationen und einer guten Saison bei NK Domzale folgt nun also der zweite Anlauf in Deutschland – wir hoffen auf viele Tore und Vorlagen und sagen herzlich Willkommen!
Die von mir erträumte Rückkehr von Maurice Malone dürfte damit hinfällig sein und auch eine Verpflichtung des Stürmers Prince Osei Owusu, der am Samstag angeblich auf der Tribüne der Brita-Arena saß, wird wohl ein Gerücht bleiben. Offen ist noch die Frage, ob Kovačević auch etwas defensiver als Schienenspieler auf der linken Außenbahn eingesetzt werden kann, denn Keanan Bennetts fällt aufgrund eines Muskelbündelrisses erst mal aus. Er hatte selbst schon zwei Tage vor dem Spiel gegen Magdeburg per Instagram seine Verletzung kundgetan, aber den Post später wieder gelöscht – ich nehme an, dass FCM-Trainer Christian Titz trotzdem nicht gerade vor Schreck seinen ganzen Matchplan über den Haufen geworfen hat, als er feststellen musste, dass stattdessen Nico Rieble auflief. Außer Bennetts wird auch John Iredale „bis auf Weiteres“ wegen einer am Samstag erlittenen Kapselverletzung im Knie ausfallen. Schon wieder ziemlich viele Ausfälle, bevor die Saison richtig losgegangen ist…
Die letzten beiden Spieler, die nach dem Aufstieg verabschiedet wurden und deren Verbleib noch unklar war, haben mittlerweile neue Vereine gefunden. Dass Lucas Brumme zu Rot-Weiss Essen geht, war keine Überraschung mehr, da er dort schließlich schon seit Wochen als Gastspieler mittrainierte. Etwas außergewöhnlicher ist hingegen das Ziel von Johannes Wurtz, den es in die erste finnische Liga zum FC Honka verschlägt. Nun denn, wir wünschen beiden gutes Gelingen.
Und damit sind wir schon bei den Ehemaligen:
- Alexander Schwolow ist innerhalb Berlins gewechselt. Statt am Freitag mit Hertha auf seinen Jugendclub zu treffen, ist er nun also Mannschaftskollege von Benedict Hollerbach.
- Kevin Lankford hatte bei Viktoria Köln eher schlechte Karten und lässt sich deshalb in die USA zum Zweitligisten Orange County SC ausleihen.
- Tobias Schwede versucht einen Neuanfang in der Regionalliga Nord bei Teutonia Ottensen.
- Twitter-Fundstück: Marcel Ziemer hat mal in einem Testspiel zwei Tore für den FCK gegen den FC Liverpool erzielt.
Zurück in die Gegenwart. Seit dieser Saison gibt es beim SVWW die Dauerkarte auch in rein digitaler Form zum Abspeichern im Smartphone. Das ist nicht nur 10 Euro günstiger als die Plastikkarten-Variante, sondern bietet auch den Vorteil, dass man die Karte auch rein digital pro Spiel an einen Dritten weitergeben kann (das habe ich z. B. gerade am letzten Freitag genutzt, um von meinem Urlaubsort aus einem Bekannten meine DK für das Spiel gegen Magdeburg zu leihen). Allerdings hat die digitale Dauerkarte einen entscheidenden Nachteil, denn sie gilt nicht als Nachweis für den RMV. Anscheinend bekommen RMV und der Anbieter des Ticketing-Systems das nicht geregelt. Lösung bzw. Workaround ist, die Karte für jedes Spiel zu sperren und als print@home-Ticket wieder auszudrucken – ein reichlich beknacktes Vorgehen, wenn Ihr mich fragt, und offenbar funktioniert auch das nicht zuverlässig. Hier müssen RMV, Eventim und SVWW schleunigst eine bessere Lösung finden – notfalls sollte der Verein allen „digital only“-Kunden zusätzlich eine Plastikkarte ausstellen.
Auch mit den Plastikkarten ging nicht alles glatt. Aufgrund einer verspäteten Lieferung der Kartenrohlinge konnten die Dauerkarten erst kurz vor knapp verschickt werden, teilweise kamen sie wohl erst nach dem ersten Heimspiel an. Als Wiedergutmachung gibt es für alle DK-Inhaber zwei Freitickets fürs nächste Heimspiel gegen Karlsruhe. Meine zwei Tickets (in N6) verschenke ich an den/die ersten, der mich diesbezüglich auf Mastodon anschreibt.
Nächste Woche hat der SVWW bekanntlich spielfrei, während die meisten Partien der ersten DFB-Pokalrunde ausgetragen werden. Zunächst hatte man für kommenden Donnerstag ein Testspiel gegen Preußen Münster vereinbart, das aber kurz darauf (aus unbekannten Gründen) wieder abgesagt wurde. Der SVWW sucht nun einen anderen Testspielgegner.
Erfreuliches zum Thema Saisonspende: Der Wiesbadener Kurier griff letzte Woche das Thema auf und veröffentlichte passend zum Saisonstart einen Artikel über unsere Aktion. Das hat mich natürlich sehr gefreut und ich hoffe, dass sich noch ein paar Leute anschließen. Ich wiederhole mich gerne: ein Einstieg ist jederzeit möglich und auch kleine Beträge summieren sich am Ende. Aktuell sind wir schon 15 Personen mit teilweise äußerst kreativen „Wetteinsätzen“.
Zum Abschluss noch zwei Podcast-Empfehlungen: In der aktuellen Rheingehört-Folge des VRM geht es um den Wehener Saisonstart und Laufen lassen beschäftigt sich mit der 2. Bundesliga im Ganzen.
Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 2. Spieltag, Freitag, 4. August, 18:30 Uhr, auswärts bei Hertha BSC
Der Gegner: Hertha hat wilde Jahre hinter sich und man weiß noch nicht, ob der Abstieg in die 2. Bundesliga der Wendepunkt ist oder nur eine Zwischenstation eines noch größeren Absturzes. Jedenfalls gelten die Berliner nach dem insgesamt siebten Abstieg aus der Bundesliga als einer der großen Aufstiegsfavoriten. Dem SVWW könnte zugute kommen, dass sich die zu großen Teilen neu formierte Mannschaft erst noch finden muss. Bei der 0:1-Niederlage in Düsseldorf am ersten Spieltag sorgte Trainer Pal Dardai für ein Novum, als am Ende seine drei Söhne auf dem Platz standen.
Der Direktvergleich ist noch ein unbeschriebenes Blatt, denn Hertha und der SVWW treffen erstmals in ihrer Geschichte aufeinander. Wehen spielt auch zum ersten Mal im Berliner Olympiastadion. Dabei könnte es zu einem neuen Zuschauerrekord für ein Spiel mit Wehener Beteiligung kommen (bisher knapp 50.000 in Stuttgart).
Personelles: Vukotic ist nach seiner gelbroten Karte gesperrt, Lyska, Bennetts, Iredale, Bätzner, Reinthaler, Taffertshofer und Brdar fehlen verletzt. Spannend wird, ob Günther zu seinem Debüt kommt oder weiterhin Rieble erste Wahl auf links ist.
Aufstellungstipp: Stritzel – Mockenhaupt, Mathisen, Carstens – Goppel, Fechner, Heußer, Rieble – Lee – Prtajin, Froese
Nach dem Spiel könnte der SVWW für einen Abend Tabellenführer sein.
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Beitragsbild: Matthias Süßen/Wikipedia
Wie genial ist denn bitteschön der aktuelle Spendenstand bei der Saisonspende: 19.26€. Also wenn das kein gutes Zeichen ist. 😉