Die Wehenschau (KW 32/2024)

Die Umbaumaßnahmen am Kader des SV Wehen Wiesbaden schreiten weiter voran, in dieser Woche gab es jeweils einen weiteren Zu- und Abgang. Mit Orestis Kiomourtzoglou wurde ein erfahrener Sechser von der SpVgg Fürth geholt, der letzte Saison zwar nur wenig Einsätze hatte, aber auf seinen vorherigen Stationen in Schottland, den Niederlanden und bei seinem Ausbildungsverein Unterhaching immer Stammspieler war. Abgegeben, und zwar zu einem türkischen Zweitligisten, wurde Flügelspieler Amar Catic. Die Abschiedsmeldung ist recht knapp gehalten und klingt nicht danach, dass man den Verlust sonderlich bedauert. Aus meiner Außenperspektive finde ich es etwas schade, denn Catic hat ja durchaus einige gute Spiele gezeigt und hätte in der 3. Liga vielleicht noch öfter den Unterschied ausmachen können, aber andererseits kam er auch oft ohne ersichtlichen Grund nicht zum Einsatz – keine Ahnung, was da im Training los war (bzw. nicht los war). Sei’s drum, hoffen wir mal, dass die vereinbarte Ablösesumme auch tatsächlich auf dem Konto des SVWW eingeht. In der Vergangenheit hat man ja auch schon schlechte Erfahrungen mit türkischen Vereinen gemacht.

Dass es Catic in die Türkei zieht, war schon seit dem vergangenen Wochenende klar, denn erst war er nicht im Spieltagskader und tags darauf postete er auf Instagram Fotos aus Ankara. Andere Gerüchte aus den sozialen Medien haben sich hingegen bisher nicht bestätigt. So behauptete ein Nutzer, dass Sonny Kittel (früher u. a. bei Eintracht Frankfurt und Hamburger SV) zum SVWW wechseln würde. Woanders hieß es, dass Antonio Jonjic, der in Verl ebenfalls nicht im Kader war, am Wochenende in Aue gesichtet worden sei. Eine Rückkehr zu seinem vorherigen Verein scheint nicht völlig abwegig, aber mehr als dieses dünne Gerücht war bisher nicht zu vernehmen, genauso wie zur angeblichen Verpflichtung Sonny Kittels.

Sollte Jonjic gehen, wären nur noch zwei Neuverpflichtungen des letzten Sommers im Kader, nämlich Nick Bätzner und Martin Angha. Klar, die meisten Spieler hatte man für die 2. Bundesliga geholt und demzufolge nach dem Abstieg nicht halten können, aber es ist trotzdem etwas ernüchternd, wie wenig nachhaltig die Kaderplanung in diesem Fall ist (bzw. sein kann).

Aleksandar Vukotic, einer der Spieler, die sich nur für ein Jahr bei uns die Ehre gaben, hat übrigens bei seinem Debüt für Darmstadt 98 mit einem Eigentor die 0:2-Niederlage gegen Düsseldorf eingeleitet. Aber wir erinnern uns, in seinem ersten Spiel für den SVWW flog er vom Platz, wurde aber trotzdem bald darauf ein absoluter Leistungsträger.

Ein glücklicheres Debüt hatte hingegen Moritz Flotho, der in Verl direkt traf (und zwar ins richtige Tor). Dieses Tor war das 700. des SV Wehen Wiesbaden in der 3. Liga, womit man der erste Verein ist, der diese Marke erreicht. Ist aber auch kein Wunder, schließlich hat der SVWW insgesamt mehr Saisons in dieser Liga verbracht als alle anderen, demzufolge die meisten Spiele absolviert und führt auch die ewige Tabelle an. Die nächsten anstehenden Jubiläen sind der 200. Sieg und das 500. Spiel. Letzteres wird das Heimspiel gegen Osnabrück werden, falls nicht zwischendurch ein Spiel abgesagt werden muss. Den Jubiläumssieg wird man hoffentlich schon deutlich früher feiern können, denn aktuell steht man bei 198.


Kurzer Blick auf die Junioren. Am vergangenen Wochenende startete die neue U19-Nachwuchsliga und die A-Jugend des SVWW gewann zum Auftakt mit 4:3 gegen Bayer Leverkusen. Am Samstag geht es zu Viktoria Köln. Gleichzeitig startet dann auch die B-Jugend in die Saison der U17-Nachwuchsliga mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Leider findet das genau zur selben Zeit statt wie das Spiel der Profis gegen Rostock.


Zum Abschluss noch ein Medientipp. In der Mediathek von 3sat findet sich eine nette Doku über Fangesänge und singende Fußballer. Der Film lief schon zur Europameisterschaft, ist aber jetzt erst bei mir angekommen (Danke, Dominik).


Was, wann, wo: 3. Liga, 2. Spieltag, Samstag, 10. August, 14:00 Uhr, zuhause gegen Hansa Rostock

Der Gegner: Bei Hansa Rostock fiel der Umbruch nach dem Abstieg noch deutlich größer aus als beim SVWW, 19 Zugänge und 16 Abgänge verzeichnet transfermarkt.de. Markus Kolke ist nicht mehr dabei, dafür kehrt mit Ahmet Gürleyen ein anderer Ex-SVWWler an seine alte Wirkungsstätte zurück. Neu ist auch der Trainer, der in der Liga ebenfalls kein Unbekannter ist, nämlich Bernd Hollerbach (nicht verwandt und nicht verschwägert mit Benedict). Zum Saisonauftakt gab es ein 1:1 gegen Aufsteiger VfB Stuttgart II. Neben dem Platz gibt es gerade Ärger mit dem Hauptsponsor, der mit Verweis auf Ausschreitungen der Hansa-Fans den Vertrag gekündigt hat. Besagte Ausschreitungen fanden vor allem am letzten Spieltag in der Partie gegen Paderborn statt, was zu langen Unterbrechungen führte (und der SVWW deshalb lange warten musste, bevor feststand, dass er Relegation spielen durfte). Für diesen und andere Vorfälle gab es vom DFB eine Strafe von insgesamt rund 600.000 Euro.

Das letzte Spiel verlor der SVWW mit 1:3 in Rostock und vergab damit eine große Chance gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf.

Der Direktvergleich spricht für Rostock: von 22 Partien gewann Hansa zehn, jeweils sechsmal gewann der SVWW bzw. trennte man sich unentschieden. In der Brita-Arena hat der SVWW allerdings die letzten drei Spiele gegen Hansa gewonnen.

Personelles: Nassim El Ouarti ist nach langer Verletzungspause zurück im Training, aber natürlich noch keine Option für den Kader. Kaya, Johansson und Rieble fehlen weiterhin. Bei Luckeneder und Hübner ist Döring zuversichtlich, dass „in naher Zukunft beide von Anfang auf dem Feld stehen werden“, was nicht unbedingt auf einen Startelfeinsatz schon gegen Rostock hindeutet. Gut möglich, dass dieselbe Aufstellung wie in Verl beginnt.

Aufstellungstipp: Stritzel – Mockenhaupt, Carstens, Janitzek – Goppel, Fechner, Gözüsirin, Greilinger – Bätzner, Franjic – Flotho

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 1 bis 20 stehen: es ist noch alles drin!

Ansonsten: Der separate Eingang für Dauerkarteninhaber:innen wird 45 Minuten vor Anpfiff (also um 13:15 Uhr) für alle freigegeben. Klingt leicht widersinnig, denn wenn man schon früh am Stadion ist, gibt es ohnehin keine Schlangen an den Eingängen, d. h. der Dauerkartenvorteil ist keiner mehr.