Zu Besuch bei Hans A.

Der letzte Spieltag der Hinrunde steht auf dem Programm und in Rostock treffen sich der ortsansässige FC Hansa und der SVWW zum Kampf Not gegen Elend, oder in Zahlen ausgedrückt: der 15. gegen den punktgleichen 17. Zum ersten mal überhaupt spielen diese beiden Vereine gegeneinander und die Fahrt ins etwa 700km entfernte Ostseestadion stellt für unsere tapferen Auswärtssupporter einen neuen Entfernungsrekord dar.

Während der bisherige Saisonverlauf für die Wiesbadener zwar sehr enttäuschend, aber zumindest nicht völlig überraschend ist (zweites Jahr nach dem Aufstieg, Trainer muss seinen Schein machen usw.), gibt es wohl selbst unter den größten Rostocker Pessimisten nicht viele, die nach dem Abstieg aus der ersten Liga eine solche Talfahrt erwartet hätten. Vor vier Wochen wurde dann Frank Pagelsdorf entlassen und, nach einem Intermezzo mit Interimscoach Juri Schlünz, der vorherige U21-Nationaltrainer Dieter Eilts verpflichtet. Kurzfristiger Erfolg hat sich aber auch mit dem neuen Trainer noch nicht eingestellt, alle drei Spiele gingen seitdem verloren (und auch das eine Spiel unter Schlünz endete mit einer deprimierenden Niederlage). Wie angespannt die Lage auch innerhalb der Mannschaft sein muss, sieht man an Abwehrspieler Gledson, der anscheinend einen Mitspieler im Training attackiert hat und daraufhin für das Spiel gegen den SVWW suspendiert wurde. Zudem sind einige Spieler verletzt oder zumindest angeschlagen, darunter auch Kevin Schindler, mit 3 Toren und 7 Vorlagen noch einer der besseren.

Und wie schaut’s bei uns aus?

Sandro Schwarz (fünfte Gelbe) und Madi (Gelb-Rot) fehlen gesperrt, soviel steht schon mal fest. Bei Schwarz hält sich mein Bedauern in Grenzen, aber Madi hatte sich auf der Sechserposition eigentlich ganz ordentlich etabliert. OK, gegen Augsburg war auch er ziemlich schwach, aber da war er ja leider nicht alleine. Statt den beiden werden wahrscheinlich Sascha Amstätter und Torge Hollmann die Zentrale besetzen. Links wohl wieder Erwin Koen und rechts zweifellos Benjamin Siegert. Torwart und Defensive sind recht unstrittig (wobei: was ist eigentlich mit Ales Kokot, warum spielt er nicht mehr?), genauso Ronny König im Sturm. Wer neben ihm beginnt ist wie meistens noch offen. Nachdem sich Sanibal Orahovac letzte Woche nicht gerade empfohlen hat, ist wohl wieder Bakary Diakité an der Reihe. Vielleicht darf auch Dominik Stroh-Engel, der sich gegen Augsburg nicht nur aufgrund seines Treffers ganz gut präsentiert hat, von Beginn ran, aber ich gehe eher davon aus, dass er ebenso wie Dennis Schmidt zunächst auf der Reservebank sitzt.

Christian Hock kam am Donnerstag schon früher aus Köln zurück, um die Trainingseinheit am Nachmittag zu leiten. Vielleicht hilft ja seine Präsenz oder Aura oder messerscharfe Beobachtungsgabe oder was auch immer der Mannschaft, beim Versuch den ersten Auswärtssieg der Saison einzufahren und mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause zu gehen. Allerdings bin ich weit davon entfernt, besonders optimistisch dem Sonntag entgegen zu blicken. Klar, Rostock hat einen richtigen miesen Lauf und steht unter riesigem Druck. Wenn es unserer Mannschaft gelingt, gleich am Anfang ordentlich Wirbel zu machen, evtl. sogar in Führung zu gehen, dann kann Hansa nervös werden oder sogar verzweifeln. Andererseits stehen die dermaßen mit dem Rücken zur Wand, dass sie gar nicht anders können als 90 Minuten ums Überleben zu kämpfen. Und unsere Auswärtsbilanz ist trotz zuletzt drei Unentschieden weiterhin alles andere als furchteinflößend.

Letztlich ist also mal wieder alles möglich. Vielleicht sind unsere schwarzroten Jungs genau der richtige Aufbaugegner für Rostock, vielleicht ist es auch genau umgekehrt, vielleicht gibt’s nur wieder ein müdes 0:0. Oder um es kurz zu sagen: ich habe keine Ahnung. Fest steht nur, dass man kaum mit einem fußballerischen Leckerbissen rechnen braucht, da ist wohl eher Kampf und Arbeit angesagt.

Den Blick auf die anderen Paarungen des Wochenendes spare ich mir diesmal. Solange man selbst nicht punktet, bringt das ja eh nix.