Zeit für ein Wunder

Heute und morgen findet das Viertelfinale im DFB-Pokal statt. Morgen Abend mit dabei: unser SV Wehen Wiesbaden, der beim Hamburger SV antreten darf.

Die Chancen auf ein Weiterkommen des SVWW dürften bei objektiver Betrachtung im Promille-Bereich liegen, denn die Gegensätze zwischen den beiden Teams könnten kaum größer sein. Auf der einen Seite ein wiedererstarkter HSV, der zum ersten mal seit Ewigkeiten wieder ein ernsthafter Kandidat für die deutsche Meisterschaft ist, der souverän ins UEFA-Cup-Achtelfinale eingezogen ist, der einen Kader voller Nationalspieler hat, der 8 seiner letzten 10 Pflichtspiele gewonnen hat und obendrein noch Heimrecht genießt, wo er erst eine Niederlage in der gesamten Saison hinnehmen musste. Das war allerdings erst am vergangenen Sonntag, sodass diese Scharte sicherlich sofort wieder ausgewetzt werden soll. Auf der anderen Seite der massiv abstiegsbedrohte Zweitligist aus Wiesbaden, der die letzten 4 Spiele verloren hat, der von allen Mannschaften in der zweiten Liga die wenigsten Tore erzielt hat und der in der aktuellen Saison noch kein einziges Ligaspiel auswärts gewinnen konnte.

Aber wollen wir doch mal sehen, ob es nicht auch ein paar Argumente für uns gibt, und dabei bin ich mir nicht zu schade, einen ganzen Stapel Euro-Münzen im Phrasenschwein zu versenken.

  • Auch dieses Spiel fängt bei 0:0 an. *pling*
  • Der Pokal hat seine eigenen Gesetzte. *pling* *pling* OK, ob’s da wirklich eigene Gesetze gibt, bezweifle ich stark, aber es gab in der Historie dieses Wettbewerbs schon so viele unerwartete Ergebnisse, dass eigentlich immer alles möglich ist.
  • Ganz Fußball-Deutschland erwartet einen deutlichen Sieg des HSV. Unser Team hat nichts zu verlieren, während der HSV sich eigentlich nur blamieren kann.*pling*
  • Die HSV-Fans debattieren noch nicht mal die Höhe des Sieges, sondern nur, welchen Gegner sie am liebsten im Halbfinale zugelost bekommen wollen.
  • Unsere bisherigen Pokalgegner wurden mit jeder Runde besser. Nach dem Regionalligisten Darmstadt kam der Zweitligist Aachen und dann der Erstligist Karlsruhe. Das Spitzenteam HSV ist also nur die logische Fortsetzung dieser Reihe.
  • Zuletzt der kleine statistische Hoffnungsschimmer: als einzige Mannschaft hat der SVWW im Pokal-Wettbewerb noch kein einziges Gegentor kassiert.

Aber es ist natürlich völlig klar, der HSV ist haushoher Favorit und um diese Runde zu überstehen, braucht es für uns nicht nur eine Überraschung oder eine Sensation, sondern nichts weniger als ein Wunder.

In dieser Situation ist auch die von mir häufig kritisierte Defensiv-Taktik völlig legitim. Meinetwegen können die Jungs 90 (oder auch 120) Minuten lang den Ball auf die Tribüne kloppen und mit viel Glück einen (natürlich unberechtigten) Elfmeter/Freistoß/Eckball zum 1:0 verwandeln.

Der Abstiegskampf in der zweiten Liga spielt bis Donnerstag keine Rolle. Mit Sicherheit wird die ganze Mannschaft alles geben und es hoffentlich auch etwas genießen können, vor so einer Kulisse (erwartet werden ca. 30.000 Zuschauer) und unter bundesweiter Beobachtung spielen zu dürfen. Für uns Fans wird die Fahrt nach Hamburg in jedem Fall ein Highlight.

Es ist angerichtet, das Wunder kann kommen.