Erst Regen, dann Sonne. Die Serie hält.

Damit ist auch schon das Wesentliche zum gestrigen Spiel gegen Holstein Kiel gesagt.

Bei sehr herbstlichem Wetter sahen 3.500 Zuschauer eine ziemlich bescheidene erste Halbzeit. Klassischer Fall von „schwach angefangen und dann stark nachgelassen“. Der SV Wehen-Wiesbaden hatte kaum eine vernünftige Torchance, aber wenigstens hielt Torwart Erik Domaschke bei einigen Gelegenheiten der Kieler seinen Kasten sauber (oder die Holsteiner schossen gleich selbst vorbei). Auf den Rängen bot sich ein Spiegelbild des Spiels unseres Teams: bemüht, aber irgendwie wollte die Stimmung nicht so recht zünden.

Die Halbzeitanalyse zwischen Nordtribüne und Bierstand kam zum Ergebnis: wenn sich nichts am Spiel änderte, würden wir das Ende unserer feinen Serie erleben. Es sei denn, Trainer Hans Werner Moser würde die Mannschaft in der Kabine ordentlich anpfeifen und/oder erklären, wie es anders (also richtig) zu laufen habe.

Glücklicherweise muss Letzteres der Fall gewesen sein, denn der SVWW war in der zweiten Spielhälfte kaum wiederzuerkennen. Oder genau genommen erkannte man jetzt den SVWW der letzten Wochen wieder. Präsenter in den Zweikämpfen, klarerer Spielaufbau und mehr Zug zum Tor. Nach ein paar ungenutzten Kopfballmöglichkeiten gab es nach einem Foul im Strafraum an Aykut Öztürk Elfmeter. Vorausgegangen war ein von Fabian Schönheim initiierter Konter. Zum dritten Mal in dieser Saison trat Björn Ziegenbein an und zum dritten Mal verwandelte er. Beim späteren Betrachten des Sportschau-Berichts konnte man allerdings Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Strafstoßes bekommen. Während des Spiels war das dem Team und den Zuschauern natürlich reichlich egal, genauso wie der Umstand, dass auch bei Ziegenbeins Schuss ein bisschen Glück dabei war, denn der Torwart war noch am Ball. Sei’s drum, der Ball zappelte im Netz, 1:0 für Wehen. Keine zehn Minuten später folgte das 2:0 und das war vom Allerfeinsten: Abschlag von Domaschke, Ziemer verlängert mit dem Kopf, Öztürk nimmt den Ball mit dem Rücken zum Tor mit der Brust an, lupft den Ball über seinen Gegenspieler, dreht sich um diesen herum und schiebt frei vor dem Torwart souverän ein. Ein herrlicher Treffer. Wer’s noch nicht gesehen hat, dem sei nochmals die Sportschau empfohlen (keine Ahnung, wie lange die TV-Beiträge dort abrufbar sind, also im Zweifelsfall eher beeilen).

In der Nachspielzeit fiel dann unnötigerweise noch ein Tor für Kiel, was sowohl das schöne „zu null“ als auch die Punkt- und Torgleichheit mit Osnabrück (und den gemeinsamen 8. Tabellenplatz) versaute, aber egal, entscheidend sind die drei Punkte.

Der aktuelle 9. Platz bedeutet übrigens die erste einstellige Platzierung seit dem letzten Spieltag der Saison 2007/08. Bis Platz 3 sind es nur noch drei Punkte Abstand, da kann man ja mal ein paar Tage von mehr träumen. Bis dann ab Montag Trainer Moser wieder alle auf den Boden zurückholt, eine Woche konzentriert mit dem Team arbeitet und nächste Woche die Serie weiter ausbaut.