Mehr Eintritt für weniger Aufdruck

Zwischen den Saisons gibt es bei Fußballclubs allerlei Veränderungen, so auch beim SV Wehen Wiesbaden. Abgesehen von einem größeren Umbau im Kader (ganz neu: Marco Jordan verlässt den Verein, dafür evtl. Philip Semlits?) gibt es aktuell auch noch ein paar kontroversere Themen.

Da ist zum einen die Erhöhung der Eintrittspreise. Natürlich hat es niemand gerne, wenn etwas teurer wird, selbst wenn es sich nur um „eine moderate Anhebung um durchschnittlich zehn Prozent“ handelt (ich würde meinen Stundensatz auch mal gerne „moderat“ um zehn Prozent anheben) und dementsprechend gibt es auch eine leichte Verärgerung mancherorts, hält sich aber noch im Rahmen. Ob das eine geeignete Maßnahme ist, zukünftig mehr Zuschauer in die Brita-Arena zu locken, sei mal dahin gestellt, aber wer bisher schon kam, wird sich durch die Preiserhöhung wohl nicht abhalten lassen. Für bisherige Dauerkarteninhaber gibt es immerhin die Möglichkeit, diese bis zum 30.06. zum alten Preis zu verlängern. Damit hat sich auch meine Überlegung erledigt, wie im letzten Jahr erst nach meinem Urlaub eine neue Dauerkarte zu kaufen.

Für weitaus mehr Unmut sorgt hingegen die Ankündigung, dass auf den neuen Trikots, die in dieser Woche vorgestellt werden sollen, unter der Spielernummer nicht mehr wie bisher „SV Wehen Wiesbaden“ sondern nur noch „Wiesbaden“ stehen soll. Das wird als „Bekenntnis zum Spielort“ verkauft und „Synergieeffekte“ werden angekündigt. Nun ja. Ich kann mir ja tatsächlich vorstellen, dass potentielle neue (Trikot-)Sponsoren es lieber sehen, wenn nur noch Wiesbaden drauf steht, weil sie vielleicht nicht als „provinziell“ oder ähnlich assoziiert werden wollen. Aber ich verstehe völlig, dass viele Fans sich und die Vereinshistorie nicht ernst genommen fühlen. Der Verein kommt nun mal aus Wehen und heißt auch immer noch „SV Wehen 1926 Taunusstein“, nur die vereinseigene Sport-GmbH und somit die Lizenzmannschaft firmiert seit dem Aufstieg in die 2. Liga und dem damit verbundenen Umzug nach Wiesbaden im Jahr 2007 unter „SV Wehen 1926 Wiesbaden“. Das war damals ein heiß diskutiertes Thema und die „Psychopathen ’99“ hatten sich aus Protest seinerzeit zurückgezogen, aber die meisten „Alt-Weher“ Fans haben sich längst mit dem Standort Wiesbaden, dem Namen „SV Wehen Wiesbaden“ und dem neuen Logo angefreundet oder zumindest arrangiert. Wenn jetzt aber Wehen vom Trikot verschwindet ist die Befürchtung wohl nicht ganz unberechtigt, dass es früher oder später auch aus dem Namen entfernt wird oder nur noch „SVW Wiesbaden“ übrig bleibt. Dass das vielen Fans sauer aufstößt, hätte Herrn Gräf eigentlich klar sein müssen, denn bei aller Bescheidenheit gibt es für den SVWW keinen Grund seine Herkunft zu verleugnen. Ich will mich gar nicht als Hüter der Tradition aufspielen, bin ich doch als Wiesbadener selbst erst ab 2007 dabei (ich war früher ein paar mal auf dem Halberg, hätte mich damals aber sicher noch nicht als Fan bezeichnet), aber hier einfach über Befindlichkeiten der Fans hinwegzugehen, sorgt gerade für mächtig miese Stimmung. Nicht nur, dass im Forum heftig diskutiert wird und „Support Wehen“ einen offenen Brief schreibt – zum ersten mal habe ich auch außerhalb des Stadions ein SVWW-bezogenes Banner gesehen und zwar an der Fußgängerbrücke über die Berliner Straße, direkt vor der Brita-Arena. Die Aufschrift bekomme ich gerade nicht mehr wörtlich zusammen (ich glaube: „Seit 85 Jahren mit Wehen – so bleibt’s!“, aber die Intention ist klar: es braut sich ordentlich was zusammen. Morgen Abend soll es ein Gespräch zwischen Geschäftsführung und Fans geben, aber ich fürchte, dass man da auf keinen gemeinsamen Nenner kommt. Das Thema wird uns sicherlich noch länger beschäftigen.

Noch kurz zum Sportlichen. Seit letzter Woche läuft die Vorbereitung auf die neue Saison, am Wochenende gab es die ersten Testspiele. Das Samstagsspiel gegen eine Kreis-Oberliga-Auswahl habe ich größtenteils vor Ort verfolgt. Der sportliche Wert ist natürlich eher gering, aber zumindest konnte man sich die neuen Spieler mal anschauen. Zu den neuen Verteidigern um Nico Herzig und Marcus Mann kann man noch nicht viel sagen, da sie kaum gefordert waren, aber in den vorderen Mannschaftsteilen gab es schon die eine oder andere nette Aktion. Orlando Smeekes war auf beiden Flügeln tüchtig unterwegs, Marco Christ hielt im Mittelfeld die Fäden in der Hand, Timo Nagy auf der linken Außenbahn auch sehr fleißig. Insgesamt gefiel mir das Engagement ganz gut („Vadder“ Abraham pflügte auch schon wieder mächtig über den Platz), woran dürfte der Konkurrenzkampf nicht ganz unschuldig sein dürfte. Das noch torreichere Spiel am Sonntag habe ich nicht gesehen, aber die Hauptsache ist ja auch, dass Trainer Lettieri genau hinschaut und ggf. seine Schlüsse zieht.