Wochenende in drei Akten
Gerade ruht der Ligabetrieb ja mal wieder wegen einer Länderspielpause. Gute Gelegenheit, den Backlog abzuarbeiten und einen Blick aufs letzte Wochenende zurückzuwerfen.
1. Akt: FSV Mainz 05 – VfB Stuttgart
Ich bin zwar weit davon entfernt ein Groundhopper zu sein, aber wenn sich die Gelegenheit bietet, gehe ich auch gerne mal in Stadien, in denen gerade keins meiner favorisierten Teams spielt, insbesondere wenn ich in dem betreffenden Stadion noch nie war. Vor ein paar Wochen fiel mir ein, dass die Nachbarn von der ebsch Seit seit dieser Saison in einem neuen, größeren Stadion spielen. Für die Partie gegen Stuttgart waren sogar noch Karten übrig, sodass ich meinen Vater, seines Zeichens gebürtiger Schwabe und seit jeher VfB-Fan, ebenfalls alarmierte. Es stellte sich dann heraus, dass ein Freund seit kurzem zwei Dauerkarten für die Nullfünfer hat, aber am Freitagabend schon verplant war. Wir bekamen also die Dauerkarten, umso besser, keinen Cent an die Rheinhessen verschwenden, hehe.
Die Anreise von Wiesbaden zur Coface-Arena gestaltet sich ziemlich simpel: in zehn Minuten mit der S-Bahn nach Mainz und vom Hauptbahnhof per Shuttlebus zum Stadion. Bzw. in die Nähe des Stadions, eine gute Viertelstunde Fußweg ist dann schon noch nötig. Von außen wirkt das Stadion ziemlich unspektakulär und ohne den großen beleuchteten Schriftzug würde man es im Dunkeln kaum sehen, da auch keine Flutlichtmasten über das Dach hinausragen. Wie ich später hörte wird es selbst von den Heimfans als „Mainz‘ größter Baumarkt“ bezeichnet. Das etwas gedrungene Äußere begründet sich auch darin, dass die Tribünen zur Hälfte unter Straßenniveau liegen. Höher durfte man wohl nicht bauen, um eine Frischluftschneise nicht zu behindern. Ansonsten sind mir aber einige Sachen positiv aufgefallen. Beispielsweise kann man problemlos das Stadion umrunden und in der Kneipe und im Biergarten hinter der (Heim-)Fantribüne finden sich auch Gästefans ein. Die Tribünen sind schön steil und die alte Gegengerade vom Bruchweg wurde auch mit umgezogen.
Der Ausgang der Spiels war mir ja ziemlich egal. Meinetwegen hätten die Mainzer noch solange verlieren können, bis Herr Tuchel auch mal mit Anstand eine Niederlage zu akzeptieren gelernt hat, aber andererseits fand ich den Dämpfer für Stuttgart auch nicht so verkehrt. Ist schon praktisch, wenn man sich als Unbeteiligter jedes Ergebnis passend reden kann. Wer befangenere Meinungen lesen möchte, kann dies z. B. beim Kollegen Heinz Kamke, beim Brustring oder im 05er Fanblog tun.
Der Heimweg war genauso unproblematisch wie die Anreise, es standen reichlich Shuttlebusse bereit, bloß die S-Bahnen lassen abends schon mal länger auf sich warten. Zurück im Wiesbadener Hauptbahnhof musste ich aber mit leichtem Entsetzen feststellen, wieviele Mainzer Fans da mit mir ausstiegen – Freunde, wir sind übelst unterwandert!
2. Akt: SV Wehen Wiesbaden – Chemnitzer FC
Am Abend zuvor 34.000 Zuschauer in der ausverkauften Mainzer Arena, am Samstag dann ungefähr ein Zehntel davon in der noch nicht mal halbvollen Wiesbadener Brita-Arena – zurück in der dritten Liga. Das Spiel so lala, meinen 2:0-Tipp halte ich aber auch zur Halbzeitpause noch aufrecht. Üblicherweise teilt sich das Spiel des SVWW in eine gute und eine schlechte Hälfte – wenn es am Anfang gut läuft, folgt nicht selten der Absturz, während es nach schlechtem Start und entsprechend lauter Kabinenansprache durch Trainer Lettieri in der zweiten Halbzeit oft besser wird. Die entscheidende Frage nach torlosen 45 Minuten gegen Chemnitz: war die erste Halbzeit, in der der SVWW das Spiel bestimmte, aber keine Tore schoss, schon die gute oder kommt die erst noch?
Nach wenigen Minuten in der zweiten Halbzeit trifft Steffen Wohlfahrt – nachdem er sich frei vor dem Tor stehend erst mal in Zeitlupe drehen musste, den Ball aber entgegen aller Wahrscheinlichkeiten doch noch ins Netz bugsiert. Die Gäste machten nun tüchtig Druck, kamen zu zahlreichen Chancen, aber es folgte mal wieder die große Gurski-Show. Ein ums andere Mal rettete der Torwart die Führung für den SVWW. Seine Vorderleute vergaben die eigenen Konterchancen kläglich, bis in der Nachspielzeit die beiden eingewechselten Addy-Waku Menga und Thorsten Burkhardt endlich alles klar machten: Menga scheitert im ersten Anlauf, bekommt den Ball aber wieder und bedient Burkhardt, der problemlos das 2:0 erzielt. Das Ergebnis wird durch meinen richtigen Tipp quasi noch vergoldet, wenn auch der gewonnene Fünf-Euro-Schein gleich zum nächsten Wettpartner weiterwandert, denn entgegen meiner Vorhersage gelang Bouhaddouz diesmal kein Treffer. Egal.
3. FC Augsburg – Bayern München
Der Abschluss meines Fußballwochenendes findet am Sonntagabend vor dem heimischen TV statt, der FC Bayern gewinnt recht mühevoll beim Aufsteiger Augsburg. Zum Spiel brauche ich nicht viel schreiben, da gibt es schon genug andere, die das besser können, stellvertretend seien die Kollegen Breitnigge, Kaisergrantler und Zechbauer genannt. Spielerisch war es lange nicht so glanzvoll wie man es in dieser Saison schon so oft von den Bayern gesehen hat, aber am Ende gibt’s auch dafür drei Punkte.
Meine persönliche Punkteausbeute an diesem Wochenende war also optimal. Über die merkwürdige Korrelation der Ergebnisse bestimmter Vereine sowie meine Erinnerung an meinen ersten Besuch im Bruchwegstadion demnächst mehr an dieser Stelle.