Kein Weihnachtsmärchen auf Platz 11

Die ganze Causa Janjic ist schon ziemlich seltsam.

Ende September wurde er aus der ersten Mannschaft geworfen, nachdem er sich beim Torjubel mit seinem kurz zuvor ebenfalls suspendierten Kumpel Martin Abraham solidarisch gezeigt hatte. Die seinerzeit als Argument vorgebrachten „mehrere Gesten und Äußerungen gegen das Team“ wirken rückblickend noch immer sehr bemüht, wenigstens irgendwas außer der offensichtlichen besagten Geste ins Felde führen zu können.

Was folgte waren überwiegend starke Auftritte in der Hessenliga mit der zweiten Mannschaft, deren Höhenflug (aktuell Platz 3) nicht unwesentlich durch Zlatko Janjic‘ Tore zustande kam und die seit seinem Mitwirken in elf Spielen ungeschlagen blieb. Auf und neben dem Platz gab es an Janjic‘ Verhalten nichts zu beanstanden, weshalb es doch sehr verwunderte, als Mitte November erst verkündet wurde, dass es definitiv kein Zurück in die erste Mannschaft gäbe, um dann drei Wochen später beim Fantreffen noch einen drauf zu setzen. Dort behauptete Wolfgang Gräf, dieselben Probleme mit Janjic seien auch in der zweiten Mannschaft wieder aufgetreten, angeblich weigerten sich sogar Mitspieler, auf der gleichen Seite zu spielen.

Diese Aussagen waren dann wohl so offensichtlich unzutreffend, dass sich Teambetreuer Günther Schäfer gezwungen sah, seinem Chef öffentlich zu widersprechen und Janjic ein „tadelloses Verhalten“ zu attestieren. Die anschließend immer lauter werdenen Proteste der Fans sorgten anscheinend zu einem Umdenken – ob bei Gräf selbst oder vielleicht eher bei Präsident Hankammer, der dann Druck auf Gräf ausübte, ist nicht klar – und führten schließlich zur „Begnadigung“ am vergangenen Freitag. Die offizielle Begründung klang auch reichlich dürftig: „Ich habe mich auf Informationen verlassen, die sich im Nachhinein als nicht richtig herausgestellt haben“, wird Gräf zitiert. Kann also nur heißen, dass entweder Gräf oder jemand, dem er offensichtlich vertraute, glatt gelogen hat. Mal ganz abgesehen davon, dass es an sich schon ein ziemlich zweifelhaftes Verhalten eines Vorgesetzten ist, öffentlich negative Aussagen über einen Angestellten zu machen, die man ungeprüft von einem Dritten übernommen hat.

Janjic reiste jedenfalls sofort zur Mannschaft nach Bremen und wäre dort am Samstag möglicherweise auch zum Einsatz gekommen. Das Drehbuch für ein vorweihnachtliches Märchen hätte dann ein Tor für Zlatko sowie einen Sieg des SVWW vorgesehen, aber leider war der Platz im Weserstadion Platz 11 aufgrund starker Regenfälle unbespielbar, weshalb Spiel und Märchen ausfielen.

Jetzt ist erst mal Winterpause. Das Spiel wird irgendwann im neuen Jahr nachgeholt. Hoffentlich mit Zlatko Janjic.