Alf for Brazil

Heute Abend, kurz bevor der SV Wehen Wiesbaden gegen Hansa Rostock antritt, werden die Vorrundengruppen für die im nächsten Sommer anstehende Weltmeisterschaft ausgelost.

Nicht ausgelost, sondern nach sorgfältiger Abwägung durch den Bundestrainer und seine Kollegen nominiert werden hingegen die Spieler, die für Deutschland nach langer Zeit mal wieder einen Titel gewinnen sollen. Auf einigen Positionen, vor allem im Mittelfeld und im Tor, herrscht gar ein Überangebot an Spitzenkönnern, aber eine der vermeintlichen Schwachstellen im Kader scheint die linke Außenverteidigerposition zu sein. Herr Löw wurde sogar dahingehend zitiert, er lasse Marcel Schmelzer spielen, weil er sich keinen besseren schnitzen könne.

Nun, hier kann dem Bundestrainer geholfen werden, denn in den zu Unrecht mit zu wenig Aufmerksamkeit bedachten Niederungen der Dritten Liga schimmert ein Diamant, der sich im Herbst seiner Karriere eine Nominierung für die Nationalmannschaft nicht nur verdient, sondern redlich erarbeitet hat. Die Rede ist – natürlich – von Alf Mintzel, in Wiesbaden schon längst ob seines unermüdlichen Kampfgeistes zur Kultfigur erhoben, der zwar eher auf der linken offensiven Außenbahn zu Hause ist, aber durchaus auch das Verteidigen beherrscht. Spätestens diese Flexibilität, neudeutsch gerne Polyvalenz genannt, macht ihn zu einem klaren Kandidaten für die WM-Stammelf.

Hinten kompromisslos abräumen und vorne aus vollem Lauf scharfe Flanken in den Strafraum schlagen, wo die Herren Klose oder Gomez nur noch genüsslich einzunicken brauchen, um alsdann jubelnd abzudrehen, das wird die vielfach wiederholte und das Turnier prägende Szene des kommenden Sommers.

Vergessen sind all die kleinen und großen Probleme, seien es Verzögerungen und Unfälle bei den Stadionneubauten, Proteste der Bevölkerung, Korruptionsvorwürfe gegen den brasilianischen und den Weltverband, Gejammer der Spieler und Trainer über die klimatischen Verhältnisse – wenn man dereinst auf die WM 2014 zurückblickt, wird man an den weißblonden Wirbelwind auf der linken Außenbahn des neuen Titelträgers zurückdenken – die Fans der deutschen Mannschaft lächelnd, die der unterlegenen Gegner ratlos – und leise, vielleicht mit einem leichten Kopfschütteln nur ein Wort murmeln:

Alf.