Raus aus den Federn

Ein ausgedehnter Blog-Winterschlaf neigt sich dem Ende zu. Große Lust habe ich noch nicht, es fühlt sich so an, wie wenn man nach mehreren Wochen Urlaub zum ersten Mal wieder früh aufstehen muss, Ihr kennt das. Aber da in vier Tagen die Liga weitergeht, muss es wohl sein, man hat ja schließlich einen Leserauftrag. OK, eigentlich nicht, aber ich tu einfach mal so, der Motivation halber.

Eigentlich wollte ich vor Jahresende noch ein kleines Zwischenfazit der bisherigen Saison – Hinrunde kann man ja nicht sagen, denn es sind ja schon zwei Rückrundenspieltage absolviert – ziehen, vielleicht sogar die einzelnen Spieler bewerten, aber die Weihnachtszeit war gerade so nett und dann musste ich ein paar gute Bücher lesen und Breaking Bad schauen und dann stand erfreulicherweise ein Skiurlaub ins Haus undsoweiterundsofort, und jetzt spare ich mir das einfach.

Gut, ein Mini-Fazit bekomme ich noch ganz schnell zusammen: Überraschend gut in die Saison gestartet, aber schnell wieder in die gewohnte, vor Mittelmäßigkeit strotzende Spielweise verfallen, wechselhafte Resultate inklusive. Der Trainerwechsel zeigt – rein äußerlich – bislang null Auswirkungen.

Personelles

Wie schon vor einiger Zeit berichtet möchte der SVWW seinen durch diverse Nachverpflichtungen zu Saisonbeginn mittlerweile zu groß geratenen Kader etwas verschlanken. In gewohnt charmanter Weise wurde dann auch öffentlich verkündet, mit wem „nicht mehr geplant“ werde und wer sich deshalb einen neuen Verein suchen darf bzw. soll. Die Möglichkeit, das einfach etwas diskreter den Betroffenen mitzuteilen und sich zu freuen, wenn es bei dem einen oder anderen tatsächlich zu einem Vereinswechsel kommt, und dabei allen Beteiligten die Blöße zu ersparen, wenn es eben nicht klappt, wird offensichtlich weiterhin nicht in Betracht gezogen.

Nicht ganz überraschend sind die Verteidiger Adam Straith und Jeff Gyasi auf der Liste, wobei sich für Straith momentan wohl noch kein anderer Verein interessiert, während Gyasi immerhin schon beim MSV Duisburg im Probetraining war. Ein Wechsel zum MSV wird aber wohl trotzdem nicht stattfinden, da die Duisburger zwischenzeitlich unseren alten Bekannten Nikolas Ledgerwood verpflichtet haben.

Ebenfalls als potentieller Abgang wurde schon Julian Wießmeier gehandelt (bzw. hier geht es um eine vorzeitige Beendigung der Leihe), der momentan bei der U23 seines Stammvereins 1. FC Nürnberg mittrainiert.

Im November noch nicht genannt wurde Sascha Wolfert und in seinem Fall war ich auch überrascht. Im ersten Saisonviertel kam er fast in jedem Spiel zum Einsatz, wenn auch nur einmal in der Startelf und sonst als Einwechselspieler. Allerdings hatte ich einige Male den Eindruck, dass er noch etwas frischen Wind reinbrachte und hätte ihm mit seinen knapp 24 Jahren auch noch Entwicklungspotential zugetraut. Beim SVWW sah man das offenbar anders und spätestens seit Röser und Ahlschwede wieder fit sind und mit Jänicke bzw. Grupp um die Positionen auf der rechten Seite konkurrieren, traut man Wolfert wohl nicht mehr zu, sich hier durchzusetzen. Allerdings hat er mit der SV Elversberg schon einen neuen Arbeitgeber in derselben Liga gefunden. Ich bin mal gespannt, wie es ihm dort ergeht, aber ich gehe davon aus, dass er dort deutlich mehr Einsatzzeit bekommt. Alles Gute, Sascha!

Möglicherweise bleibt trotz Wolferts Weggang die Kadergröße unverändert, denn mit Steffen Haas befindet sich derzeit ein Testspieler beim SVWW. Der frühere Hoffenheimer, Offenbacher und Karlsruher hat am Trainingslager in Spanien teilgenommen und spielte auch bei den Testspielen mit. Anscheinend war man mit ihm ganz zufrieden, wobei nach aktuellem Stand noch unklar ist, ob man ihn sich sofort leisten kann und will oder ob er vielleicht im Sommer verpflichtet wird. Ich kann mir selbst noch kein Urteil erlauben, da ich ihn nur am letzten Samstag gegen den FSV Frankfurt gesehen habe, ihn da aber – wie den Rest der Mannschaft – eher durchschnittlich fand. Allerdings frage ich mich, ob auf seiner Position im defensiven Mittelfeld überhaupt Bedarf besteht, schließlich gibt es da mit Wiemann, Mann, Grupp, Book und Müller (und evtl. auch noch Christ und Vetter) schon jetzt ein Überangebot. Ich hätte mich mehr über einen Neuzugang fürs zentrale offensive Mittelfeld gefreut, denn da sehe ich deutlich größeren Handlungsbedarf. Aber mich fragt ja keiner.

Apropos Book und Wiemann: die Verträge dieser beiden Spieler wurden kürzlich verlängert. Ist keine Katastrophe, aber richtig begeistern will mich diese Nachricht auch nicht.

Fans

In nächster Zeit wird der ohnehin schon sehr überschaubare Support in der Brita-Arena (von auswärts wollen wir gar nicht erst reden) wohl noch dürftiger ausfallen, denn es hagelte aufgrund der Vorkommnisse auf der Rückfahrt aus Elversberg zahlreiche Stadionverbote für die Ultras. Inwiefern die berechtigt sind, kann ich nicht beurteilen, denn es gibt natürlich von Polizei und Fans sehr unterschiedliche Darstellungen, was genau vorgefallen ist. Es scheint aber mal wieder der üble Sippenhaftsmechanismus zu greifen, dass alle, die dabei waren und deren Personalien von der Polizei festgestellt wurden, egal ob aktiv beteiligt oder nicht, sanktioniert werden. Ursprünglich war mal von 45 Stadionverboten die Rede, am Samstag hörte ich jedoch von mittlerweile 80. So oder so betrifft es wohl mehr oder weniger die komplette Ultra-Szene des SVWW.

Andererseits hält sich mein Bedauern seit Samstag auch wieder in Grenzen, denn was da über 90 Minuten gesungen und gerufen wurde, enthielt nur noch homöopathische Anteile von Niveau. Zu ihrem vermutlich letzten großen Auftritt für die nächste Zeit, ausgerechnet gegen die besonderen „Freunde“ aus Bornheim, packte die Szene so ziemlich alles an Pöbeleien aus, was sie so im Repertoire hat. Peinlich.

Ausblick

Was erwartet uns nun in den nächsten Monaten? Ich befürchte: nicht viel.

Eine wie auch immer geartete Handschrift von Marc Kienle konnte ich weder vor der Winterpause noch im Testspiel am Samstag erkennen. Die Mannschaft spielt – in unveränderter Aufstellung – weiterhin den gleichen Stiefel wie vor dem Trainerwechsel, hat hinten immer mal wieder grobe Fehler drin und kommt vorne viel zu selten zu eigenen Chancen. Ich kann ehrlich gesagt noch nicht mal erkennen, wie der Plan aussehen soll, zu Torgelegenheiten zu kommen, aber vielleicht fällt Joe Vunguidica ja mal wieder ab und zu der Ball vor die Füße und er trifft wie zu Saisonbeginn (wenn auch nicht in den nächsten zwei oder drei Spielen, denn er hat sich gerade eine Muskelverletzung zugezogen). Wahrscheinlich geht es also weiter wie zuletzt: ab und zu ein Unentschieden, vielleicht auch mal ein Sieg und so rettet man sich durch die Saison. Momentan liegt der SVWW mit 31 Punkten auf Platz 7 und ist damit immer noch näher an Platz 3 als an Platz 18, aber ich schätze, dass dieses winzige Polster auch dringend nötig sein wird, um nicht bald in größeren Stress zu geraten.

Der Zuschauerschnitt wird unter 3.000 rutschen und die paar, die noch kommen, werden sich über lauwarme Bratwürste und Getränkemangel in der Halbzeitpause mehr ärgern als über das Geschehen auf dem Spielfeld.

In der Sommerpause klopft man sich in der Vereinsführung auf die Schultern, dass man diese schwierige Übergangssaison mit Platz 12 doch noch gut gemeistert hat und leitet den nächsten großen Umbruch im Kader ein. Nachdem es mit der Nachwuchsförderung nicht so recht geklappt hat, holt man lieber bevorzugt gestandene Spieler im Alter zwischen 29 und 32 Jahren, aber schon einigen Einwechslungen in der Zweiten Liga, und verkündet, dass man mittelfristig um den Aufstieg mitspielen möchte.

Oder kommt alles ganz anders?