2. Bundesliga, 13. Spieltag: Dynamo Dresden – SVWW 1:0
Tor: Jeremejeff (41.)
Das Spiel in maximal fünf Worten: Alles scheiße, keine Grüße.
Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Rüdiger Rehm musste außer auf den gesperrten Aigner auch erneut auf Torwart Lindner verzichten, zudem fiel kurzfristig Mrowca wegen Erkrankung aus. Das Wehener Spiel sah dennoch so aus wie aus den letzten Wochen gewohnt: sehr auf die Defensive fokussiert und auf schnelle Umschaltmomente lauernd. Mitte der ersten Halbzeit war es dann soweit, als aus einem Dresdner Angriff ein Wehener Konter wurde, den Schäffler zum vermeintlichen 1:0 vollendete – allerdings wurde der Treffer nach VAR-Intervention aberkannt (siehe Szene des Spiels). Kurz vor der Pause fing man sich stattdessen das 0:1. Als direkt danach ein Böller neben Watkowiak explodierte, hätte man meinetwegen auch das Spiel abbrechen können, aber als fairer Sportler machte Watti weiter. In der zweiten Halbzeit war Dynamo dem zweiten Treffer näher als der SVWW dem Ausgleich, am Ende blieb es beim 0:1.
Szene des Spiels: 26. Minute, Dynamo greift über rechts an, aber die Hereingabe landet bei einem Wehener Verteidiger. Dann geht es zügig nach vorne und ein paar Pässe später bekommt Schäffler im gegnerischen Strafraum den Ball, lässt noch einen Gegner aussteigen und schließt platziert ab. Großer Jubel bei den Gästen, der Ball liegt am Anstoßpunkt bereit, als sich der Videoassistent einschaltet und Schiedsrichter Petersen ein Review empfiehlt. Der Ball hatte beim Dresdner Angriff die Torauslinie überquert, weshalb der ganze folgende Wehener Angriff „irregulär“ war, statt Tor gab es also Abstoß. Das mag nach den aktuellen Regeln und Handlungsanweisungen so wohl korrekt sein, aber auf eine größere Akzeptanz des VAR braucht man mit solchen Entscheidungen nicht hoffen.
Vor dem Spiel: Hatte man sich gegen einen direkten Konkurrenten durchaus etwas versprochen.
Nach dem Spiel: War der Ärger auf den Schiedsrichter, den VAR, den DFB und die ganze Welt natürlich groß.
Das fiel auf:
– Wenn man die verständliche Wut über das aberkannte Tor mal abkühlen lässt, muss man sich aber auch fragen, welchen Plan der SVWW in den restlichen 89 Minuten zur Torerzielung hatte. Nach vorne ging fast gar nichts, auch nicht nach dem Rückstand.
– Watkowiak bleibt leider ein großer Unsicherheitsfaktor. Beim Gegentor sah er einmal mehr nicht gut aus, dazu bleibt er regelmäßig auf der Linie kleben, statt energisch rauszukommen und Situationen zu klären, solange noch Zeit dazu ist.
Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau
Zuschauer: 25.444, davon etwa 100 Gästefans.
Tabelle: Der SVWW tauscht mit Dynamo wieder die Plätze und ist zurück auf dem letzten Rang.
Serien und Rekorde: So schnell wird aus einer Fünf-Spiele-ungeschlagen-Serie eine Vier-Spiele-sieglos-Serie. In diesen vier Partien gelang nur ein Treffer (zumindest nur einer, der auch zählte).
Ansonsten: Stefan Aigner hat gegen seine Sperre von drei Spielen Einspruch eingelegt. Heute findet die mündliche Verhandlung beim DFB-Sportgericht statt.
Nächstes Spiel: Am kommenden Wochenende ruht wegen Länderspielen wieder mal der Ligabetrieb. Am übernächsten Samstag geht es dann mit einem Heimspiel gegen Holstein Kiel weiter. Vermutlich wird es zwischendurch noch ein Testspiel geben, aber dazu ist noch nichts bekannt.
Mittlerweile hat Wehen lt. kicker Protest gegen die Spielwertung eingelegt, weil die Entscheidung des Schiedsrichters nicht dem Geist der Regel entspreche.
Ich habe mal gelernt, dass es bei der Anwendung von Regeln eine sog. „teleologische Auslegung“ gibt. Das heißt, man muss sich als Regelhüter bei der Entscheidungsfindung Gedanken um den Sinn und Zweck einer Regel machen. Sinn und Zweck ein Tor wegen eines Regelverstoßes abzuerkennen ist m.E. nach, dass sich die angreifende Mannschaft bei der Torerzielung einen regelwidrigen Vorteil verschafft hat. Hier hat allerdings die gegnerische Mannschaft den Ball ins Aus gespielt. Deswegen ein Tor der Wehener abzuerkennen, widerspricht für mich dem Sinn und Zweck der Regel. Zudem: Der Regelverstoß lag überhaupt nicht im Verantwortungsbereich eines Weheners.
Kurios: VAR am Freitag war Florian Heft. Der war schon für den Elfer in Kiel als VAR verantwortlich, als ein Ersatzspieler den ins Aus rollenden Ball zum Torwart zurückspielte, obwohl der Ball noch minimal im Spielfeld war. Mittlerweile wurde die Regel konkretisiert und festgesellt, dass die Entscheidung nicht dem Sinn und Zweck der Regel entsprach (1). Mit dem Eingriff am Freitag hat Heft für mich schon wieder die teleologische Auslegung nicht beachtet. Letztendlich muss man aber auch sagen, dass der Protest wohl kaum Chancen auf Erfolg haben wird (Tatsachenentscheidung).
Ansonsten bin ich bei dir: Das war ein ganz schwacher Auftritt des SVWW. Ich habe mich über das schwache Offensivspiel geärgert. Insbesondere in der 2. Halbzeit ging gar nix nach vorne, etliche Pässe landeten im Nichts und auch die Standardsituation waren wieder miserabel. Das darf man bei der Gesamtbetrachtung des Spiels nicht außer Acht lassen.
Dennoch: Es fühlt sich auch heute noch so an, am Freitag ungerecht behandelt worden zu sein.
1: https://www.sportschau.de/fussball/allgemein/dfb-ifab-elfmeter-ersatzspieler-regeln-100.html
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der DFB in irgendeiner Form dem Protest stattgeben wird. Es gäbe sofort eine ganze Flut an Protesten und dann kannst Du den ganzen Laden dichtmachen.