2. Bundesliga, 29. Spieltag: Hamburger SV – SVWW 3:2

Tore: Kinsombi (14., 76.), Pohjanpalo (27.) – Schäffler (12., 57.)

Das Spiel in maximal fünf Worten: Abwehrschwächen hüben wie drüben.

Das Spiel in etwas mehr als fünf Worten:
Rüdiger Rehm veränderte seine Startelf, teilweise zwangsweise wegen Sperren. Aigner kehrte zurück, dahinter spielte Kuhn. Auf der linken Seite ersetzte Franke Schwede, davor rückte Kyereh auf die Außenbahn und für ihn spielte Titsch Rivero im Zentrum. Nach ein paar Minuten gab es direkt die erste Riesenchance für den HSV, aber Pohjanpalo rutschte der Ball zwischen den Beinen durch. Der SVWW deutete aber an, dass er durchaus auch vorne seine Chancen suchen wollte und kam direkt mit der ersten Offensivaktion zum Torerfolg. Nachdem der Ball schon verloren war, fing Franke einen Pass ab und bediente Schäffler im Strafraum, der aus der Drehung den Hamburger Torwart überlupfte – ein überragendes Tor! Leider bekam man gar nicht die Zeit, sich den Treffer in 25 Wiederholungen anzuschauen, wie es angemessen gewesen wäre, denn schon zwei Minuten später traf Kinsombi ebenfalls sehr ansehnlich zum Ausgleich. Mitte der ersten Halbzeit drehten die Gastgeber dann die Partie, als nach einer eigentlich harmlosen Flanke aus dem Halbfeld kein Verteidiger zum Ball ging und Pohjanpalo locker einnicken durfte. Vorne boten sich gegen eine häufig unsichere Hamburger Defensive aber durchaus Möglichkeiten. Die beste vergab Kyereh, der an Torwart Pollersbeck scheiterte. Zur zweiten Halbzeit stellte Rehm auf ein 4-4-2 um und brachte Ajani für Röcker. Ajani leitete auch den Ausgleich ein, als er im Strafraum schneller als ein HSV-Verteidiger am Ball war und per Foul gestoppt wurde. Schäffler verwandelte den Strafstoß. Ajani hätte sogar zum Mann des Tages werden können, als er einen Rückpass abfing, dann aber zu überhastet abschloss und an Pollersbeck hängenblieb. Mit ein wenig mehr Übersicht wäre auch ein Querpass auf den völlig freien Kyereh eine gute Option gewesen. Stattdessen fiel das 3:2 auf der anderen Seite, wieder hatte Kinsombi zuviel Platz im Strafraum. Ein abgefälschter Ajani-Schuss bot nochmal die Chance auf den erneuten Ausgleich, aber der Torwart hatte letztlich keine Mühe. Trotz eines insgesamt guten Auftritts steht der SVWW am Ende wieder mit leeren Händen da.

Liebling des Spiels: Ajani hätte es werden können, Schäffler mit seinem Traumtor wäre natürlich auch ein Kandidat, aber mir gefiel Dominik Franke besonders gut. Gegen Heidenheim hatte er in der Innenverteidigung seinen ersten Startelfeinsatz seit September, nun spielte er auf der linken Außenverteidigerposition und machte das meiner Meinung nach sehr gut, auch mit einigen guten Szenen in der Offensive.

Szene des Spiels: Auch hier gäbe es einige zur Auswahl, natürlich Schäfflers 1:0 oder Ajanis vergebene Großchance. Lustiger war jedoch, als in der 60. Minute eine Flanke von rechts zu nah ans Tor kommt und Pollersbeck, auf der Linie stehend, den Ball problemlos vor Schäffler fängt. Dieser versucht den Torwart samt Ball mit der Brust ins Tor zu schieben, was natürlich weder gelingt noch gezählt hätte. Sowohl Schäffler als auch Pollersbeck beenden die kleine Rangeleibreit grinsend.

Vor dem Spiel hatte ich Hoffnung, dass gegen ein Spitzenteam wieder eine bessere Leistung gelingt als zuletzt gegen den direkten Konkurrenten Sandhausen, auch wenn ich eher nicht mit Punkten rechnete.

Nach dem Spiel waren meine Erwartungen zwar gewissermaßen erfüllt, aber es fühlt sich trotzdem mies an. Mindestens ein Punkt wäre allemal drin gewesen, sogar drei wären nicht völlig absurd.

Das fiel auf:
+ Einmal mehr klappte das Offensivspiel gegen ein Spitzenteam deutlich besser als gegen Mannschaften, die man eher auf Augenhöhe vermutet.
– Die häufig gelobte Defensive sah dafür einige Male, insbesondere bei den Gegentoren, ziemlich schlecht aus. Alle drei Treffer wurden über die Wehener rechte Seite eingeleitet und immer standen die Verteidiger deutlich zu weit weg vom Torschützen.
+ Die Umstellung auf Viererkette zugunsten eines weiteren Offensivspielers war durchaus mutig, aber absolut richtig gegen einen Gegner, der defensiv immer wieder Schwächen offenbarte.
+/- Jules Schwadorf und Patrick Schönfeld wurden eingewechselt und gaben damit ihre Saisondebüts. Während es für Schwadorf der erste Zweitligaeinsatz überhaupt war, feierte Schönfeld mit seinem 150. Spiel ein Jubiläum.

Das schreiben die anderen: WK, kicker, hessenschau, Taktikanalyse bei Rautenperle, Highlight-Video

Zuschauer: keine.

Tabelle: Der SVWW bleibt Vorletzter und hat nun zwei Punkte Rückstand auf den Karlsruher SC auf dem Relegationsplatz.

Serien und Rekorde: Manuel Schäffler führt mit 18 Treffern nicht nur die Torjägerliste der aktuellen Saison an, sondern ist jetzt auch alleiniger Rekordtorschütze in der Wehener Zweitligageschichte (Ronny König kam in insgesamt 61 Spielen auf 16 Treffer).

Ansonsten: Dass mit David Kinsombi ausgerechnet ein ehemaliger Wehener zum Mann des Spiels wird (und drei seiner fünf Saisontore gegen den SVWW erzielt hat), kannte man eigentlich nur aus der 3. Liga.

Nächstes Spiel: Am kommenden Samstag (13 Uhr) zuhause gegen Dynamo Dresden.


Beitragsbild: Matthias Schlenger