Die Wehenschau (KW 22/2020, Teil 2)

Hätte man ja vorher auch nicht unbedingt erwartet, dass die Partie des SVWW gegen Sandhausen noch tagelang Thema in überregionalen Medien sein würde, aber genau das ist der Fall. Zum Glück geht es weniger um das furchtbare Spiel als solches, sondern um den Umstand, dass Dennis Diekmeier sein erstes Profitor erzielt hat. Spiegel, Süddeutsche, FAZ usw., allen ist das ein Artikel wert. Na gut, dann auch noch mal von dieser Stelle aus herzlichen Glückwunsch, aber es hätte ja nicht gleich der Siegtreffer sein müssen.

Das Aufreger-Thema der letzten Woche war der Strafstoß gegen Stuttgart, der einen Einspruch des VfB zur Folge hatte. Die mündliche Verhandlung dazu wird am 8. Juni stattfinden. Für den (aus meiner Sicht extrem unwahrscheinlichen) Fall, dass es zu einem Wiederholungsspiel kommen sollte, bliebe als Termin eigentlich nur der 24./25. Juni, also zwischen dem vorletzten und letzten Spieltag.

Wie die Saison gewertet würde, sollte es doch noch zu einem Abbruch kommen, ist weiterhin ungeklärt. Bei der DFL ist man sich darüber im Klaren, dass es zu Klagen kommen würde, egal welche Variante zur Anwendung käme. Man hofft offenbar einfach, dass es gut geht und die Saison wie aktuell geplant zu Ende gespielt werden kann.

Die 3. Liga wird ab diesem Wochenende fortgesetzt und auch in der nächsten Saison im bisherigen Format beibehalten, also als eingleisige Liga mit 20 Vereinen. Wir hoffen zwar nicht, dass uns das aus SVWW-Sicht interessieren muss, aber ausschließen kann man das ja leider nicht. Die Junioren-Bundesligen hingegen werden abgebrochen, es gibt keine Meister und keine Absteiger bzw. umgekehrt keine Aufsteiger in die Bundesligen. Während das für die B-Junioren des SV Wehen Wiesbaden den automatischen Klassenverbleib bedeutet, heißt es für A-Junioren hingegen ein weiteres Jahr Hessenliga.

Für die SVWW-Profis geht es zum Abschluss der englischen Woche in den Norden zum HSV. Ob man nach den beiden schwachen Auftritten gegen Heidenheim und Sandhausen ausgerechnet bei einem Aufstiegsfavoriten etwas Zählbares mitnehmen kann? Hilfreich wäre es zumindest, wenn man die Hoffnung auf den Klassenerhalt nicht vorzeitig begraben möchte.


Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 29. Spieltag, Sonntag, 31. Mai, 13:30 Uhr, auswärts beim Hamburger SV

Der Gegner: Hamburg, so heißt es, ist das „Tor zur Welt“ – „aber halt auch nur das Tor“, wie der gebürtige Hamburger Karl Lagerfeld angeblich mal hinzugefügt hat (vielleicht hat aber auch nur Harald Schmidt ihm dieses Zitat in den Mund gelegt). Jedenfalls traf diese leichte Diskrepanz zwischen Selbst- und Außenwahrnehmung auch lange Zeit auf den größten Sportverein der Stadt zu. Mittlerweile spielt der HSV das zweite Jahr in der 2. Bundesliga und läuft Gefahr, erneut den Aufstieg zu verpassen – inwiefern die gestrige Niederlage in Stuttgart (2:3 nach 2:0-Führung) nun ein psychologischer Vor- oder ein Nachteil für den SVWW wird, werden wir wohl erst am Sonntagnachmittag bewerten können. Die Rollenverteilung ist dennoch völlig unstrittig, ein typisches David-gegen-Goliath-Ding eben, wobei ein echter David, nämlich David Kinsombi beim Goliath HSV spielt. Der frühere Wehener Jugendspieler traf im Hinspiel zur Führung, kommt meistens aber höchstens als Einwechselspieler zum Einsatz. Bester Torschütze mit 11 Treffern ist Sonny Kittel.

Das Spiel in der Hinrunde: 1:1 – Törles Knöll erzielte in der Nachspielzeit den Ausgleich und ließ die Brita-Arena beben.

Direktvergleich beim kicker. Das Unentschieden in der Hinrunde war das erste Ligaspiel gegeneinander, die beiden bisherigen Begegnungen im DFB-Pokal entschied der HSV für sich.

Personelles: Nach der Innenverteidigung und der rechten Seite fällt nun die linke Seite aus, weil Dittgen nach seiner fünften gelben und Schwede nach gelb-roter Karte gesperrt sind. Dafür kehrt Aigner zurück, Mrowca ist noch ungewiss, wird aber wohl eher nicht spielen können. Der nächste Anwärter auf eine Gelbsperre ist Kofi Kyereh, der gegen Sandhausen seine vierte gelbe Karte gesehen hat.

Aufstellungstipp: Lindner – Kuhn, Mockenhaupt, Dams, Röcker, Niemeyer – Chato – Aigner, Titsch Rivero, Kyereh – Schäffler (Bonus-Tipp: Schwadorf wird eingewechselt)

Nach dem Spiel wird der SVWW vermutlich immer noch auf dem vorletzten Platz stehen. Ob es zumindest die Chance auf eine Verbesserung gibt, werden wir am Samstagnachmittag wissen, falls Nürnberg und Karlsruhe vorgelegt haben oder nicht.


Medientipps:

  • Micha und Gunnar haben in NEL059 über die ersten Wehener Geisterspiele gesprochen.
  • Die Kollegen vom Millernton hatten Heidenheims Trainer Frank Schmidt zu Gast. Coole Sache und sehr hörenswert.
  • Was ist eigentlich eine Fanabteilung? Dieser Frage geht Rund um den Brustring nach und hat dazu alle Profivereine befragt, die bereits eine Fanabteilung haben. Für den SVWW ist das Thema wohl noch ziemlich weit weg, aber interessant ist es allemal.
  • Der wöchentliche Alf, diesmal im SVWW-Stadionmagazin.

Zu guter Letzt: Gestern vor einem Jahr stieg der SVWW in die 2. Bundesliga auf. Aus diesem Anlass werden einige besondere Gegenstände aus der Aufstiegssaison versteigert.