Die Wehenschau (KW 5/2022)
Ohne weitere Zu- oder Abgänge hat sich beim SV Wehen Wiesbaden das Wintertransferfenster geschlossen. Markus Kauzinski muss also mit dem vorhandenen Kader den Aufstieg schaffen – zumindest war das ja vor gar nicht allzu langer Zeit das erklärte Ziel. Mittlerweile dürfte aber auch den Verantwortlichen um Nico Schäfer und Paul Fernie gedämmert sein, dass der von Ihnen zusammengestellte Kader eher nicht die Qualität hat, um dieses Ziel auch zu erreichen. Das wird natürlich keiner öffentlich zugeben, schließlich wäre dann auch die Entlassung von Rüdiger Rehm im Nachhinein als sinnlos zu beurteilen, aber in der internen Analyse kann man meiner Meinung nach nur zu dem Schluss kommen, dass man erneut zu wenig Volltreffer bei den Neuverpflichtungen hatte – und das im dritten Jahr in Folge. Wir können uns also im Sommer auf den nächsten größeren Umbruch einstellen und müssen hoffen, dass dann wirklich alles besser wird.
Die Aufstiegschancen könnten sich verbessern, sollte Türkgücü München noch vor Saisonende den Spielbetrieb einstellen. Das ist gar nicht mal völlig unrealistisch, ein Insolvenzantrag wurde bereits gestellt und das Geld könnte möglicherweise schon bald komplett ausgehen. In dem Fall würden alle Spiele von Türkgücü aus der Wertung genommen, was für den SVWW kein Verlust wäre, schließlich hat man das Hinspiel in München verloren. Die allermeisten Konkurrenten in der oberen Tabellenhälfte allerdings nicht, sodass der SVWW den Aufstiegsplätzen um drei Punkte näher kommen könnte.
Doch selbst so ein „Geschenk“ würde wohl kaum für eine bessere Chancenverwertung und stabilere Ergebnisse sorgen. Um das Ergebnis vom letzten Samstag nochmal in Relation zu setzen: der MSV Duisburg hat in seinen letzten vier Spielen (inklusive des Wiederholungsspiels gegen Osnabrück) sage und schreibe 15 Gegentore kassiert – in Wiesbaden allerdings keins. Mal schauen, wie lange wir uns noch anhören dürfen, dass alle Spiele ja immer eng seien und eine Aktion entscheidend sein könne und man ganz bestimmt vielleicht gewonnen hätte, hätte man vorher eine eigene Torchance genutzt, und man mit einer Siegesserie auch ganz schnell wieder oben mit dabei sei. Bei den beiden kommenden Gegnern Magdeburg und Saarbrücken braucht man wenigstens keine Ausflüchte zu suchen, sondern kann auf die Qualitäten des Gegenübers verweisen. Vielleicht holt man sogar glücklich einen Punkt und kann sich selbst auf die Schulter klopfen, dass man mit einem Spitzenteam auf Augenhöhe gewesen sei.
In die MDCC-Arena dürfen übrigens 15.000 Zuschauer. Ab der nächsten Woche werden wohl bundesweit wieder 10.000 Zuschauer bzw. maximal 50% der Kapazität erlaubt sein, wobei Sachsen-Anhalt vermutlich nicht reduzieren wird. In der Brita-Arena werden dann ab dem Spiel gegen Saarbrücken voraussichtlich 6.000 Zuschauer zugelassen, sodass die aktuelle Aufteilung des Vorverkaufs in zwei Phasen (erst Mitglieder und Dauerkarteninhaber, danach der Rest) hinfällig wird. Dass tatsächlich in dieser Saison auch mal 6.000 Menschen ein Spiel in Wiesbaden sehen wollen, wird vermutlich höchstens beim Heimspiel gegen Kaiserslautern passieren.
Was, wann, wo: 3. Liga, 25. Spieltag, Samstag, 5. Februar, 14:00 Uhr, auswärts beim 1. FC Magdeburg
Der Gegner: Wie erwartet hat sich der 1. FC Magdeburg als größter Aufstiegsfavorit entpuppt und hat aktuell schon 14 Punkte Vorsprung auf den 4. Platz. Da müsste schon einiges schiefgehen, dass Christian Titz mit seiner Mannschaft in der nächsten Saison nicht in der 2. Bundesliga spielt. Die mit Abstand meisten Tore, die zweitwenigsten Gegentore und die letzte Niederlage stammt aus dem Oktober. Mit Baris Atik und Luca Schuler hat man gleich zwei Spieler, die schon zweistellig getroffen haben (12 bzw. 10 mal).
Das Spiel in der Hinrunde verlor der SVWW in der Brita-Arena mit 2:4.
Der Direktvergleich spricht ebenfalls für die Gastgeber: von neun Partien (alle in der 3. Liga) gewann Magdeburg vier, zweimal war der SVWW siegreich.
Personelles: Die zuletzt wegen positiver Corona-Tests fehlenden Carstens, Fechner und Wurtz dürften wohl wieder einsatzfähig sein, ansonsten fehlt weiterhin nur Boss.
Aufstellungstipp: Stritzel – Stanic, Mockenhaupt, Gürleyen, Rieble – Jacobsen, Taffertshofer – Goppel, Prokop, Thiel – Nilsson
Nach dem Spiel wird der SVWW mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin auf Platz 10 stehen.
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Beitragsbild: Torsten Maue