Die Wehenschau (KW 11/2022)

Wie schon seit geraumer Zeit befürchtet kommt der SV Wehen Wiesbaden viel zu früh in die Egal-Saisonphase. Selbst Geschäftsführer Nico Schäfer, der natürlich nach außen stets Optimismus verbreiten muss, sagte nach dem Spiel in Köln: „Man muss auch realistisch sein und nun noch das Beste aus der Saison rausholen“. Das heißt ja nichts anderes, dass man auch intern einsieht, dass es mit dem Aufstieg nichts wird. Auch das Erreichen von Platz 4 ist ähnlich aussichtslos, womit man für den Rest der Saison plötzlich ohne handfeste Ziele dasteht. Aus dem Hessenpokal hat man sich ja bekanntlich ebenfalls schon früh verabschiedet, sodass man schon Mitte März nichts mehr tun kann außer darauf zu warten, dass die Saison endlich vorbei ist. Dann hoffen, dass der Kader im Sommer ordentlich verstärkt wird und ab Ende Juli den nächsten Anlauf starten.

Klar, solange rechnerisch noch irgendwas möglich ist, erwarte ich natürlich, dass die Mannschaft sich zerreißt und momentan kann man sich auch noch ein bisschen an den ominösen Türkgücü-Faktor klammern, der vielleicht noch ein paar Bonuspunkte bringen könnte. Diese unsägliche Situation treibt mittlerweile wilde Blüten. Zuletzt wurde gar gerüchtet, dass der Präsident des 1. FC Saarbrücken in seiner Eigenschaft als Unternehmer Türkgücü München finanziell unterstützen wolle, damit diese den Spielbetrieb bis zum entscheidenden 34. Spieltag aufrecht erhalten können und der FCS somit nicht die sechs gewonnen Punkte verliert. Der FCS selbst hat das umgehend dementiert, aber dass überhaupt solche Szenarien denkbar sind, spricht nicht unbedingt für den DFB als Ausrichter der 3. Liga.

Ganz kurzfristig gilt es jedenfalls, Türkgücü auf dem Platz zu besiegen. Es wird hoffentlich die letzte Gelegenheit für lange Zeit sein.


Kurzer Rückblick: Exakt heute vor zwei Jahren hätte das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart stattfinden sollen, was dann aufgrund des Corona-Lockdowns abgesagt und schließlich zwei Monate später ausgetragen wurde. Tja, damals war der SVWW (und der VfB) noch Zweitligist, heute ist man selbst in der 3. Liga eine graue Maus. Seufz.


Ein bisschen internationalen Flair gibt es nächste Woche während der Länderspielpause, denn der SVWW reist nach Frankreich und bestreitet ein Testspiel gegen den FC Metz. Wer sich gedanklich schon einen neuen Ground notieren möchte, hat allerdings Pech, denn das Spiel findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.


Was, wann, wo: 3. Liga, 31. Spieltag, Samstag, 19. März, 14:00 Uhr, zuhause gegen Türkgücü München

Der Gegner: Türkgücü ist seit dem Insolvenzantrag ja zum Dauerthema in der Wehenschau geworden, deshalb bedarf es wohl keiner großen Vorstellung mehr. Zuletzt gelangen der Mannschaft zwei Siege in Folge – 1:0 in Dortmund und 2:1 gegen Magdeburg (!) -, was zugleich auch die ersten beiden Siege für Trainer Andreas Heraf waren, der seit Jahresbeginn in München tätig ist. Paterson Chato spielte beim Erfolg gegen den Tabellenführer durch, während Moritz Kuhn auf der Bank und Törles Knöll sogar nur auf der Tribüne saß.

Das Spiel in der Hinrunde: Ein ätzendes 0:1 kurz vor Schluss, nachdem man sich mit zwei Mann Unterzahl lange erfolgreich gewehrt hatte.

Der Direktvergleich ist ausgeglichen: in drei Begegnungen gab es ein Unentschieden und jeweils einen Sieg für beide Vereine.

Personelles: Mrowca fehlt nach seiner roten Karte (Strafmaß steht noch nicht fest, ich tippe auf drei Spiele) und Nilsson ist nach seiner Auswechslung fraglich (laut kicker fällt er wegen einer Prellung im Beckenbereich aus).

Aufstellungstipp: Stritzel – Stanic, Mockenhaupt, Gürleyen, Kempe – Jacobsen, Taffertshofer – Goppel, Thiel, Brumme – Sliskovic

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 8 bis 11 stehen.


Nachwuchs: Während die U19 am vergangenen Wochenende beim 3:3 in Biebrich den ersten Punktverlust der Saison hinnehmen musste (aber weiterhin Tabellenführer der Hessenliga ist), hat die U17 den FC Augsburg mit 2:1 geschlagen – immerhin ein Achtungserfolg, wenngleich schon am nächsten Spieltag der Abstieg aus der B-Junioren-Bundesliga feststehen könnte. Am Samstag sind U19 und U17 jeweils im Hessenpokal gefordert.

Rüdi-Watch: Der FC Ingolstadt unterlag Schalke mit 0:3 und hat nun 12 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Am Sonntag geht’s nach Kiel.