Die Wehenschau (KW 43/2023)
Florian Stritzel stand nicht in der Elf des Spieltags beim Kicker, was eigentlich skandalös ist, aber dafür wurde Robin Heußer berücksichtigt. Damit ist er der fünfte Spieler des SV Wehen Wiesbaden, der in dieser Saison schon nominiert wurde – gar nicht mal so schlecht nach zehn Spieltagen.
So wunderschön Heußers Freistoßtor gegen Osnabrück auch war, als besseres Symbolbild für das Spiel taugt eigentlich das 1:0, das einem schönen Angriff entsprang. Iredale hatte – obwohl er selbst recht zentral an der Strafraumgrenze war – das Auge für den freien Goppel auf Außen, dessen Hereingabe dann Lee ins Tor schob. Der SVWW kann also nicht nur nach Standardsituationen, sondern auch nach guten Kombinationen treffen. Davon gab es noch einige mehr und insgesamt war Wehen eben nicht nur körperlich präsent und defensiv stark, es wurde auch sehr ordentlicher Fußball gespielt. Die meisten der bisherigen Partien waren 50:50-Spiele, die mal eher glücklich in Punktgewinnen oder auch mal etwas unglücklich in Niederlagen mündeten, aber in Osnabrück war man erstmals die eindeutig bessere Mannschaft. Klar, der Gegner muss das natürlich auch zulassen und es gibt ja Gründe, warum die Niedersachsen aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz stehen, aber der Trend der vorherigen drei Partien zeigte beim VfL ja nach oben – es gibt also keinen Grund, die Wehener Leistung kleinzureden.
Am kommenden elften Spieltag empfängt der SVWW den F.C. Hansa Rostock, der aktuell ebenfalls zwölf Punkte hat und somit ein direkter Konkurrent ist. Sollte man die starke Leistung aus dem Osnabrück-Spiel wiederholen und einen weiteren Sieg holen können, wären das erneut typische „Big Points“. (Wer statt eines Anglizismus hier lieber eine andere Phrase lesen möchte, kann sich ja das „Sechs-Punkte-Spiel“ dazudenken.)
Lothar „Loti“ Pohl, Sänger der „Crackers“ (der vermutlich einzigen überregional bekannten Wiesbadener Band) und früherer Stadionsprecher des SV Wehen Wiesbaden, ist im Alter von 70 Jahren überraschend gestorben – ausgerechnet jetzt, wo sich der SVWW vielleicht anschickt, den von Pohl anno 2009 besungenen Traum endlich wahr werden zu lassen. Ich hoffe doch sehr, dass am Sonntag zu seinem Gedenken vor dem Spiel mal wieder „Wir haben einen Traum“ in der Brita-Arena erklingt.
Kleine Erinnerung: Wie schon vor ein paar Wochen angekündigt, ziehe ich mich von der Plattform Twitter (bzw. mittlerweile „X“) zurück. Blog-Beiträge werden noch bis Ende diesen Monats dort geteilt, andere Interaktionen habe ich bereits eingestellt. Wer Twitter/X bisher (auch) dafür verwendet hat, sich über neue Stehblog-Artikel (inkl. NEL-Episoden) informieren zu lassen, kann ja mal überlegen, ob er nicht stattdessen Mastodon oder Bluesky verwenden möchte. Wer Starthilfe für Mastodon oder einen Invite-Code für Bluesky benötigt, kann sich gerne melden.
Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 11. Spieltag, Sonntag, 29. Oktober, 13:30 Uhr, zuhause gegen Hansa Rostock (Servicehinweis: Die Sommerzeit endet in der Nacht zum Sonntag – wer es verpasst, könnte sich wundern, dass am Einlass so wenig los ist.)
Der Gegner: Der bisherige Saisonverlauf von Hansa Rostock hat gewisse Ähnlichkeiten zu dem des SVWW: guter Start, danach eher Flaute. Aus den letzten sechs Ligaspielen holte die von Alois Schwartz trainierte Mannschaft nur einen Sieg und findet sich in der Tabelle aufgrund der schlechteren Tordifferenz knapp hinter Wehen wieder. Für Markus Kolke wird es die zweite Rückkehr in die Brita-Arena. Unser langjähriger Torwart hat an der Ostsee seinen Vertrag vor einiger Zeit einmal mehr verlängert und könnte damit sogar seine Marke von insgesamt 245 Spielen für den SVWW (davon 13 für die zweite Mannschaft) im Hansa-Trikot noch übertreffen. Mit Christian Kinsombi spielt außerdem ein ehemaliger Wehener Jugendspieler für Hansa, der letztes Wochenende beim 1:3 gegen Kiel seinen ersten Saisontreffer erzielte.
Der Direktvergleich geht an Hansa: von insgesamt 20 Begegnungen gewann Rostock neun und der SVWW fünf. In der 2. Bundesliga traf man sich bisher nur in der Saison 2008/09, in der es ein Unentschieden und eine Niederlage für Wehen gab. Im letzten Heimspiel im Dezember 2020 erzielte Benedict Hollerbach seine ersten beiden Tore für den SVWW.
Personelles: Prtajin war gegen Osnabrück doch noch nicht im Kader, wird aber gegen Rostock wieder dabei sein, zumindest auf der Bank. Die restliche Personalsituation ist ziemlich unverändert, Fechner droht weiterhin eine Gelbsperre (ebenso wie Carstens, der aber noch ausfällt). Gut möglich, dass die Startaufstellung identisch zum letzten Spiel sein wird.
Aufstellungstipp: Stritzel – Angha, Mathisen, Vukotic – Goppel, Fechner, Heußer, Catic – Bätzner, Lee – Iredale
Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 8 bis 15 stehen.