Die Wehenschau (KW 44/2023)

Es ist schon fast zum Standard geworden, dass nach guten Spielen einer unserer Spieler beim kicker in der Elf des Spieltags landet. Nach dem Heimsieg gegen Rostock waren es sogar zwei: längst überfällig war es bei Florian Stritzel, und Aleksandar Vukotic ist als erster Akteur des SV Wehen Wiesbaden zum zweiten Mal berufen worden. Der Gesamtzähler steht nun bei sieben – zum Vergleich, in unserer letzten Zweitligasaison gab es insgesamt nur 14 Berufungen, drei davon am letzten Spieltag.

Das ist natürlich ziemlich nebensächlich, deutet aber dennoch darauf hin, dass es gerade nicht so schlecht läuft beim SVWW. Klar, die jüngsten Gegner Osnabrück und Rostock waren schon eher Mannschaften, gegen die man auch punkten sollte, wenn man in der Liga bestehen will, aber das muss man eben auch erst mal schaffen. Somit hat sich der SVWW wieder ein kleines Punktepolster auf die Abstiegszone aufgebaut, was vor den anstehenden Partien gegen Mannschaften aus den oberen Tabellenregionen auch gut ist. Am Freitagabend geht es zum aktuellen Tabellenzweiten Fortuna Düsseldorf, eine Woche später empfängt der SVWW den 1. FC Kaiserslautern, der sich ebenfalls nach oben orientiert.

Gerade in Düsseldorf werden die Rollen klar verteilt sein, aber der SVWW hat im bisherigen Saisonverlauf ja auch schon einige Favoriten ärgern können. Ein kleiner Vorteil könnte sein, dass Fortuna am Dienstagabend im DFB-Pokal in Unterhaching bis in die Verlängerung gehen musste – vielleicht hat das ja ein bisschen Kraft gekostet, die am Freitag gegen Spielende fehlt.

Die Partie gegen Fortuna Düsseldorf ist übrigens eine echte Premiere, denn beide Vereine sind noch nie aufeinander getroffen. In der ersten Wehener Zweitligazeit von 2007 bis 2009 kam Fortuna gerade aus einer schweren Phase der Vereinsgeschichte und stieg zunächst aus der Regionalliga in die frisch gestartete 3. Liga auf und direkt danach in die 2. Bundesliga. Bei unserem letzten Zweitligaausflug 2019/20 spielte Fortuna in der Bundesliga. In der Vorbereitung auf die Saison 2020/21 war eigentlich ein Testspiel zwischen beiden Teams geplant, musste dann aber kurzfristig abgesagt werden, weil einige Düsseldorfer Spieler an Corona erkrankt waren. Im Düsseldorfer Stadion (aktuell „Merkur Spiel-Arena“) hat der SVWW hingegen schon einmal gespielt, allerdings gegen den KFC Uerdingen und ohne Zuschauer (Corona, Ihr wisst schon) – was bei dem Spiel doppelt schade war.


Wer gerne etwas weiter vorausplant und beispielsweise seinen Sommerurlaub so legen möchte, dass er rechtzeitig zum Saisonstart wieder zuhause ist, kann einen Blick auf den Rahmenterminkalender für die nächste Saison werfen, der letzte Woche veröffentlicht wurde. Kurzfristig warten wir noch auf die exakte Terminierung der beiden letzten Vorrundenspieltage. Das wird wohl nächste Woche geschehen. Wie immer gilt die Empfehlung: einfach den Stehblog-Google-Kalender abonnieren, dann bekommt Ihr alles automatisch aufs Handy.

Weit voraus plant auch der SV Wehen Wiesbaden und hat den Vertrag mit Philipp Gründler, dem Leiter der Scoutingabteilung, „langfristig“ verlängert. Natürlich kann niemand beziffern, wie groß der Anteil Einzelner am Erfolg ist, wir als Außenstehende erst recht nicht, zumal die Scouts im Regelfall auch nicht öffentlich über ihre Arbeit sprechen, aber man kann wohl getrost davon ausgehen, dass Gründler seinen Job nicht so schlecht macht – und deshalb freuen wir uns, dass er weiterhin für den SVWW tätig ist.


Ob Gründler auch für das Scouting von Robin Heußer zuständig war, wissen wir nicht, aber zweifellos ist Heußer einer der Volltreffer der letzten Jahre und aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Dem Anzeigenblatt „Prima Sonntag“ aus seiner Heimat im Spessart hat er ein Interview gegeben (aktuelle Ausgabe auswählen und auf Seite 9 blättern). Etwas wirklich Neues erfährt man zwar nicht, aber wir freuen uns ja über jeden Schnipsel.

Schon vor einigen Wochen hat sich Liga2 online der Frage gewidmet, was aus den Sommerabgängen des SVWW geworden ist. Aufmerksame Stehblog-Leser dürften das alles schon wissen, aber so ist es nochmal nett zusammengefasst.


Gestern Abend fand im „Wohnzimmer“ ein Sport-Talk für Mitglieder des 26er Club statt. In einer kurzweiligen Runde interviewte Gastgeber Alf Mintzel erst die Spieler Sascha Mockenhaupt und Marcus Mathisen, danach Trainer Markus Kauczinski, Sportdirektor Paul Fernie und Geschäftsführer Nico Schäfer. Ein paar interessante Aspekte waren durchaus dabei und wenn ich es mir merken kann, werde ich in der nächsten Ausgabe unseres NEL-Podcasts davon berichten. Apropos: die neueste Folge vom Montag schon gehört?


Zum Abschluss noch ein paar Medientipps, die nicht direkt mit dem SVWW zu tun haben, aber dennoch lesens- bzw. sehenswert sind:


Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 12. Spieltag, Freitag, 3. November, 18:30 Uhr, auswärts bei Fortuna Düsseldorf

Der Gegner: Fortuna Düsseldorf war letzte Saison dauerhaft im Verfolgerfeld, schaffte es aber nie auf einen Aufstiegsplatz und wurde am Ende Vierter. In diesem Jahr wollen Daniel Thioune und seine Mannschaft die Rückkehr in der erste Liga schaffen und bisher liegt man auch gut im Rennen. Aktuell steht Düsseldorf mit 21 Punkten auf dem zweiten Platz, knapp vor dem punktgleichen Hamburger SV. Mit 23 geschossenen Toren hat man den zweitbesten Wert der Liga (Hannover und Kaiserslautern jeweils 24) und mit elf Gegentoren die zweitwenigsten (nach St. Pauli mit neun) – letzteres gemeinsam mit dem SVWW. Zuletzt gelangen Fortuna gleich zwei spektakuläre Comebacks: in der Liga lag man gegen Kaiserslautern schon 0:3 zurück und gewann noch 4:3, im DFB-Pokal lag man in Unterhaching 0:2 und 2:3 zurück und gewann am Ende in der Verlängerung mit 6:3. Bester Torschütze und Scorer mit sechs Treffern und drei Vorlagen ist der 21-jährige Grieche Christos Tzolis, der zu Saisonbeginn per Leihe von Norwich City kam.

Der Direktvergleich entfällt, da es das allererste Aufeinandertreffen beider Vereine ist, s. o.

Personelles: Nach seinem rund 30-minütigem Einsatz gegen Rostock könnte Prtajin wieder in die Startelf zurückkehren, der laut Kauczinski jetzt Kraft für etwa 60 Minuten hat. Möglicherweise darf Iredale auch die gegnerischen Verteidiger eine Halbzeit lang müde spielen, bevor Prtajin eingewechselt wird. Bennetts könnte erstmals in dieser Saison im Kader stehen, würde aber wohl zunächst auf der Ersatzbank beginnen. Carstens steht nach seiner Blinddarm-OP wieder auf dem Trainingsplatz, absolviert momentan jedoch individuelle Einheiten, bevor er nächste Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigt.

Aufstellungstipp: Stritzel – Angha, Mathisen, Vukotic – Goppel, Fechner, Heußer, Catic – Bätzner, Lee – Prtajin

Nach dem Spiel könnte der SVWW – rein theoretisch – erstmals seit dem fünften Spieltag wieder in die obere Tabellenhälfte springen.

Beitragsbild: Matthias Schlenger