Die Wehenschau (KW 16/2024)

An diesem Spieltag treffen die letzten sechs der Tabelle – und somit die heißesten Abstiegskandidaten – in direkten Duellen aufeinander. Drama ist vorprogrammiert und womöglich doch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns an den letzten Spieltagen erwarten könnte. In solchen Situationen kann die fußballerische Qualität nachrangig werden, denn stattdessen könnten am Ende diejenigen triumphieren, die ihre Nerven besser im Griff haben.

Für den SV Wehen Wiesbaden steht die kürzeste Auswährtsfahrt der Saison an, nämlich auf den Kaiserslauterer Betzenberg. Um die 1.000 Wehener werden mitreisen und sich über 40.000 FCK-Anhängern gegenüber sehen. Für welche der beiden Mannschaften die Kulisse und die Tabellensituation eher motivierend oder der resultierende Druck eher hemmend sein wird, wird ein wichtiger Faktor beim Ausgang des Spiels sein. Es fühlt sich jedenfalls sehr nach Endspiel an, wobei dieser Begriff in Kaiserslautern wohl eher dem DFB-Pokalfinale vorbehalten sein dürfte, wo der FCK in fünf Wochen gegen den neuen Deutschen Meister Leverkusen sein Glück versuchen darf.

Zeitgleich spielt am Samstag der VfL Osnabrück gegen Eintracht Braunschweig und kämpft weiterhin darum, sich die Minimalchance auf den Klassenerhalt zu bewahren. Am Sonntag folgt dann noch Rostock gegen Magdeburg.


In der Endphase der Saison, wo man regelmäßig das Restprogramm des eigenen Teams und der Konkurrenz betrachtet und vielleicht auch einen Tabellenrechner konsultiert, kommt man (oder zumindest ich) ein ums andere Mal zum Schluss, dass es verdammt eng wird. Man schielt schon mal rüber in die 3. Liga, auf wen man gegebenenfalls in der Relegation treffen könnte, und hofft auf Nachrichten, dass vielleicht irgendeinem Verein die Lizenz für die nächste Saison verweigert wird. Nachdem es im vergangenen Sommer für Erstligaabsteiger Hertha BSC verdammt knapp war, scheinen die Berliner diesmal finanziell gesichert zu sein. An diesen Strohhalm brauchen wir uns also nicht mehr klammern.

Umgekehrt sorgte für leichte Verwirrung, dass der SVWW als einziger Zweitligist seine Bewerbungsunterlagen für die Regionalliga Südwest eingereicht hat. Will man im Abstiegsfall etwa auf die 3. Liga verzichten wie einst (wenn auch eher unfreiwillig) der TSV 1860 München? Hier kann man Entwarnung geben, denn wie aus dem Verein zu hören ist, ist das beim SVWW wohl schon seit vielen Jahren Usus. Umgekehrt hat man auch die entsprechenden Unterlagen für die erste Liga abgegeben. Anscheinend will man für alle Eventualitäten gerüstet sein, auch wenn es augenscheinlich wenig Sinn ergibt, sich dafür extra Arbeit zu machen.

Über die aktuelle Lage (und einiges mehr) sprachen wir natürlich auch in der aktuellen Folge unseres Podcasts Niemals Erste Liga.


Bayer Leverkusen hat es tatsächlich geschafft und nach elf Jahren den FC Bayern München als Deutschen Meister entthront. Glückwünsche gehen auch an dieser Stelle an Robert Andrich, der damit nach Antonio da Silva der zweite ehemalige Wehener ist, der als Spieler Deutscher Meister wurde. Da Silva gelang das sogar dreimal, nämlich 2007 mit dem VfB Stuttgart und 2011 sowie 2012 mit Borussia Dortmund. Auch einen DFB-Pokalsieg (ebenfalls 2012 mit dem BVB) hat der Brasilianer vorzuweisen, aber sollte Andrich mit Leverkusen auch die Europa League gewinnen, hätten er da Silva definitiv etwas voraus. Heute Abend steht das Viertelfinal-Rückspiel gegen Westham an.

Sandro Schwarz hat als neuer Trainer von RB New York einen guten Saisonstart erlebt. Nach acht Spielen steht sein Team mit 15 Punkten auf Platz 2 der MLS-Tabelle, hinter Inter Miami mit ebenfalls 15 Punkten, aber einem Spiel mehr. Im WK (€) wird über Schwarz‘ erste Wochen in den USA berichtet.


Was, wann, wo: 2. Bundesliga, 30. Spieltag, Samstag, 20. April, 13:00 Uhr, auswärts beim 1. FC Kaiserslautern

Der Gegner: Beim FCK hat man sich schon in der Hinrunde von Trainer Dirk Schuster getrennt, was im Rückblick allgemein als Fehler betrachtet wird. Schusters Nachfolger Dimitrios Grammozis wurde schon zweieinhalb Monate nach Dienstantritt wieder geschasst und nun soll Friedhelm Funkel den Abstieg verhindern. Im März gelangen Siege gegen Rostock und Osnabrück, aber in den letzten vier Partien holte man nur noch einen Punkt und steht aktuell auf dem vorletzten Platz. Was die Torbilanz angeht, ist Kaiserslautern quasi das Gegenteil des SVWW – während in Wiesbaden auf beiden Seiten mit Treffern geknausert wird (31:40, also insgesamt 71, gemeinsam mit Braunschweig niedrigster Wert der Liga) sieht man bei Spielen mit Beteiligung der Pfälzer die meisten Tore, nämlich bisher 103 (45:58). An der Offensive um 16-Tore-Mann Ragnar Ache liegt es offensichtlich nicht. Innenverteidiger Kevin Kraus, in Wiesbaden geboren und in der Jugend in Wehen aktiv, hat in der Hinrunde noch regelmäßig gespielt (und zwei Tore erzielt), kam in der Rückrunde aber nur noch zweimal zum Einsatz.

Das Spiel in der Hinrunde gewann der SVWW trotz eines Rückstands zur Pause noch mit 2:1.

Der Direktvergleich geht knapp an den SVWW, von insgesamt 13 Spielen in 3. Liga, 2. Bundesliga und DFB-Pokal gewann man sechs und verlor vier. Auch wenn man nur die Zweitligabegegnungen nimmt, liegt der SVWW mit 3:2 Siegen vorne.

Personelles: Rieble fällt weiterhin aus, Taffertshofer und Goppel sind fraglich. Jacobsen und Lee müssen nach ihren roten Karten jeweils noch zwei Spiele aussetzen.

Aufstellungstipp: Stritzel – Angha, Mathisen, Vukotic – Mockenhaupt, Fechner, Heußer, Günther – Bätzner, Bennetts – Prtajin

Nach dem Spiel wird der SVWW auf Platz 13 bis 17 stehen.